Hier wurde endlich wieder einmal ein großes Talent im eher musikalisch nichtigen und langweiligen Genre R’n’B aufgetan. Ocean, der aus New Orleans stammt, von wo aus wo er wegen Überflutung seines Studios durch Katrina ins sonnige Kalifornien zog, etablierte sich bisher als Songschreiber für John Legend, Beyoncé oder Brandy und ist Mitglied der Rap-Crew Odd Future.
Auf einem älteren Mixtape sang er: „I believe that marriage isn’t between a man and woman, but between love and love“ und definierte mit „Thinkin’ Bout You“ vom aktuellen Album die Möglichkeit einer gleichgeschlechtlichen Liebe weiter.
Damit gelang ihm ein verblüffendes Coming Out in einem Genre, das bisher stets durch homophobe Schmähungen unangenehm auffiel. Von Kollegen wie Tyler The Creator bis Jay-Z fand Frank Ocean Befürwortung.
Leider schob dieses ganze aufgeregte Drumherum die Musik vorübergehend in die zweite Reihe. Dabei ist auf „Channel Orange“ so viel zu entdecken: Singt Frank in „Sweet Life“ nicht wie der (junge) Stevie Wonder? Oder sein zweieinhalbminütiger Song namens „Bad Religion“ - eine tiefgründige Beichte und Anklage an die intolerante Rigerosität mancher Weltreligion. „Channel Orange“ bietet jedenfalls eine Menge kreativen Outputs zur Auseinandersetzung. /// RM
(DefJam/Universal)
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