Gini Kinzel ist 22 – und erfolgreiche Personal Trainerin. Wie sie das geschafft hat und welchen Herausforderungen sie sich als Nächstes stellt, erzählte sie uns zwischen Laufband und Hantelbank. Ein Einblick in ihren Alltag.
TEXT SIMON WIRTZ
FOTO UPMACHER
Komm Dino, das kann nicht alles sein, nochmal zehn!«, ruft Gini mit einem Lächeln auf den Lippen. Ständig hat sie die Haltung ihres Kunden im Blick, korrigiert sofort, wenn es sein muss. Dino ist fokussiert, er will diese Übung zu Ende bringen. Seit einer guten Stunde trainiert er nun schon, hat Hanteln gehoben, ist gesprintet. Jetzt steht er im Übungsraum, neben ihm Trainerin Gini. Der Schweiß läuft ihm in feinen Perlen den Rücken runter, bis er sich in seinem Shirt fängt. Nach weiteren zehn Minuten ist es geschafft. Dino ist zufrieden. »Das war ein gutes Training, du hast mich wieder richtig herausgefordert, Danke Gini!«, keucht er.
»Die individuellste Dienstleistung«
Klar, Fitness ist wichtig – aber lange nicht alles, wie die 22-jährige Personal Trainerin weiß: »Das ist ein wichtiger Teil, natürlich. Aber das Gesamtkonzept darf nicht zu kurz kommen. Sport, Ernährung, Umstände, Gewohnheiten – müssen gemeinsam mit dem Kunden analysiert werden. Wir klären Fragen, sprechen über Probleme. Jeder Mensch ist komplett anders, was seine Lebensweise, seine Vorlieben, seine Belastungen betrifft, und deshalb funktionieren die gewöhnlichen Trainingspläne und Gesundheitsapps auch bei vielen nicht. Es reicht leider nicht aus, eine Diät zu machen und Hanteln zu heben, wenn man wirklich nachhaltig und erfolgreich fit werden möchte. Man muss neu denken. Am besten kann man den Menschen helfen, wenn man ein Konzept entwickelt, das auf sie zugeschnitten ist. Bei der Umsetzung müssen sie dann begleitet werden.« Neben dem Personal Training mit einzelnen Kunden besucht Gini auch oft Unternehmen, um Mitarbeiter zu coachen.
Von planlos zu Plan voll
Aber mal ganz von vorne. Wie kam die 22-jährige dazu, sich als Personal Coach selbstständig zu machen, während manch andere in ihrem Alter noch nicht mal von Zuhause ausgezogen sind? »Das war eher zufällig«, sagt die Sportbegeisterte. »Nach dem Abi hatte ich überhaupt keinen Plan, wo es hingehen soll. Und keine Lust zu studieren. Also machte ich ein FSJ in einer Surfschule in Spanien, brachte Kindern mit Handicap das Surfen bei. Und dabei merkte ich immer deutlicher, dass mir das super viel Spaß macht, anderen zu helfen, fit und gesund zu werden«. Zurück in Deutschland ging es für Gini also an die Arbeit. Ihre erste Station war ein Praktikum beim Dürener Studio »Fit Premium«. »Hier konnte ich erste Einblicke in die Branche bekommen, lernte super viele Leute kennen. Ich konnte spüren, welche Freude Sport auslösen kann. Ich wollte noch tiefer eintauchen, also begann ich eine Ausbildung im Studio.«.
Auf eigenen Beinen
Anderthalb Jahre war sie im »Fit Premium«, füllte Trainingspläne aus, machte Übungen vor, stand den Kunden zur Seite. Sechs Tage die Woche auf der Trainingsfläche, immer gleich zur Stelle. Eine gute Erfahrung, weiß sie aus heutiger Sicht. Aber irgendwann wollte sie größer denken: »Ich hab den Job sehr gerne gemocht, und ich fand toll, dass ich Menschen helfen konnte, noch besser zu trainieren und mehr Erfolge zu erzielen. Aber ich wollte lernen, wie man noch besser und passgenauer helfen kann. Ich hab mich damit irgendwie nicht zufrieden gegeben. Ich wollte auch denjenigen helfen, die sich eine individuellere Betreuung wünschen. Und das macht eine Personal Trainerin. Also war mein Berufswunsch klar«, sagt sie überzeugt. An der IST-Hochschule in Düsseldorf fand sie den richtigen Studiengang, dem sie nun neben dem Beruf im Fernstudium folgt.
Luft nach oben
Gini wäre nicht sie selbst, hätte sie nicht schon längst darüber nachgedacht, was sie noch erreichen möchte. »Es läuft gut, und das finde ich super. Aber es gibt natürlich Baustellen: Ich arbeite zurzeit an einer eigenen Homepage, und außerdem, mal ganz abgesehen vom Beruflichen, möchte ich einen Ausgleich finden. Ich habe vor, mich in einem Yoga-Studio anzumelden. Einfach mal entspannen, abschalten. Denn bei mir gibt es eigentlich keinen Feierabend. Selbst abends vor dem Fernseher schreibe ich Rechnungen und beantworte Mails.« \
Instagram: gini_kinzel
facebook: gini.kinzel
Beruf: Personal Trainer
Dass Kunden 70 bis 150 Euro pro Stunde auf den Tisch legen, hat seinen Grund: Wer als Personal Trainer erfolgreich sein möchte, muss mehr können als gute Laune verbreiten. Die meisten der gut 400 hauptberuflichen Trainer in Deutschland haben ein Studium und mehrere Zusatzqualifikationen vorzuweisen – dazu noch etliche Jahre Erfahrung in der Gesundheits- und Fitnessbranche. Am Ende ist der Kunde König – und entscheidet somit auch, ob es sich für ihn lohnt, einen Trainer zu bezahlen. Wer im Geschäft bleiben möchte, muss sich also gegen harte Konkurrenz behaupten, und messbare Ergebnisse erzielen. \