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Rasenmäher in der Ballade

Josh Oudendijk hatte mit fünf Jahren zum ersten Mal eine Gitarre in der Hand. Zehn Jahre später bestellte er sich ein Mikrofon, und nahm im Keller nach der Schule seine erste Platte mit selbstgeschriebenen Songs auf. Heute tourt das Nachwuchstalent als »Josh Island« durch Europa. Was seine Musik ausmacht und warum er am liebsten in Deutschland spielt, verriet er uns im Interview.

INTERVIEW SIMON WIRTZ
FOTO JOSH ISLAND

Josh, du tourst als Singer-Songwriter, bist auf Spotify, hast sogar schon zwei Alben aufgenommen. Aber vielleicht mal von vorne – wie fing alles an?
Ach, so herausragend wie das jetzt gerade klingt ist es gar nicht (lacht). Also gut: Es gab keinen Punkt, an dem alles begann, sondern das entwickelte sich. Meine Familie hörte gerne Radio, wir sangen viele Lieder mit, aber niemand spielte ein Instrument. Eigentlich keine guten Voraussetzungen für einen ­Musiker. Während meiner Kindheit zogen wir außerdem oft um, weil mein Vater in der ­Satellitenindustrie beschäftigt war. In England wurde ich geboren, dann ging es später nach Deutschland, und von dort nach Luxemburg. Häufige Ortswechsel, immer neue Länder und Sprachen. Das kann viel sein, besonders für ein Kind. Meine Mutter gab mir dann, als ich Fünf war, eine alte Konzertgitarre, und ich spielte damit herum. Sie sah schnell: Ich hatte echt Spaß an dem Ding! Und dann ging sie mit mir zum Gitarrenlehrer. Die Musik hat mich bis heute durch die Veränderungen begleitet, war immer für mich da.

Okay, du hast also Gitarre gelernt. Wie ging es dann weiter?
Ich habe irgendwann angefangen, Texte zu schreiben. Die waren am Anfang grottenschlecht (lacht). Aber aufgeben wollte ich nicht, und es machte mir auch Spaß. Irgendwann, da war ich 15, bestellte ich mir von meinem Gesparten ein Mikrofon im Internet. Mit leeren Kartons baute ich mir dann im Keller ein eigenes Studio, verzog mich ein paar Monate immer nach der Schule dahin. Und naja, fertig war dann mein erstes Album. 200 Stück habe ich gebrannt, ungefähr 40 verkauft. Mama, Papa und die Verwandten wollten natürlich unbedingt eine CD haben (lacht). Dass meine Aufnahmetechnik nicht professionell war, hörte man dann später nicht zuletzt auch daran, dass plötzlich der Rasenmäher des Nachbarn in meiner Ballade auftauchte.

Auf deinem Album auf Spotify konnte ich keinen Rasenmäher hören. Du hast dich also entwickelt, kann man das so sagen?
Ja, das kann man so sagen. Nach dem ersten Album trat ich eine Menge auf, wurde in der Luxemburger Musikszene bekannt. Naja, die ist auch vergleichsweise klein, aber das ist doch mal ein guter Start?! Vor gut zwei Jahren aß mein Vater mit einem alten Arbeitskollegen zu Abend, ich war mit dabei. Der hat ein Studio in Paris. Und er meinte einfach: Komm mal vorbei, wir nehmen ein Lied auf! Aus dem Lied wurde dann ein komplettes Album. Und ja, das hat es auf Spotify geschafft – ohne Begleitgeräusche. Seitdem heißt es touren, touren, touren. Vor allem in Luxemburg und der Niederlande bin ich unterwegs, habe aber in diesem Jahr auch Deutschland für mich entdeckt. Das deutsche Publikum mag ich besonders, weil die sich wirklich freuen, wenn man kommt und spielt, und das auch honorieren. Einfach ein so gutes Gefühl!

Was steht jetzt für dich an?
Ich habe gerade meinen Bachelor bestanden, Europawissenschaften. Ich fand das Studium (meistens) sehr interessant, es hat Spaß gemacht. Aber ich musiziere so gerne, dass ich das auch beruflich machen möchte. Ich weiß, das ist verdammt schwer! Aber ich will’s probieren. Geplant habe ich als Nächstes eine Tour in Großbritannien, worauf ich mich absolut freue. Naja, wenn ich denn noch rein komme, jetzt nach dem Brexit. Viele Kollegen drüben, insbesondere die weniger bekannten, machen sich Sorgen, dass sie für viel Geld Visa und Genehmigungen kaufen müssen, um in Europa zu touren. Allein heute war ich schon in zwei Ländern, und Dank des Schengener Abkommens ging das schnell und ohne Probleme. Was passiert, wenn wir wieder Grenzkontrollen haben, will ich mir gar nicht vorstellen.