Der Aachener Künstler Sebastian Schmidt macht sich Sorgen um unsere Erde. Deswegen gestaltete er eine große Holzplatte. Darauf zu sehen: Ein vertrockneter Wüstenboden und eine darüber ankommende Sturmflut als Ausdruck des schon jetzt eintretenden Klimawandels. Er lud Passanten in der Innenstadt ein, ihre Gedanken zum Thema Klima- und Artenschutz darauf zu hinterlassen. Mit neo-Redakteur Simon Wirtz sprach er über die Aktion, und warum Kunst für den Protest wichtig ist.
TEXT SIMON WIRTZ
FOTOS SIMON WIRTZ UND SEBASTIAN SCHMIDT
»DUS-PMI 3€? WTF!« steht oben rechts auf der großen bunten Platte. Die »Offline-Botschaft-Platte«, wie Sebastian sie nennt, hing mitten in der Aachener Innenstadt, mit direktem Blick auf den Geldbrunnen. »Das ist für mich der perfekte Ort für sowas, denn hier kommen jeden Tag Tausende Menschen entlang. Alt und jung, Aachener und Touristen, hier erreicht man jeden«, sagt der Künstler. An vier Tagen stand Sebastian mit Pinseln, Farben und Stiften vor seiner Platte bereit. Mehr als hundert haben ihre Gedanke und Gefühle zum Klimawandel kreativ ausgedrückt, den Pinsel in die Hand genommen, gemalt, geschrieben, ihren Teil zum großen Ganzen beigetragen.
Sich damit beschäftigen
Aber wozu eine Kunstplatte, wenn es doch mit der »Fridays for Future«-Bewegung und den Demos am Hambacher Forst schon eine ganze Menge von Aktionen fürs Klima gibt? »Kunst ist nochmal eine ganz andere Sache. Wer mit Kunst protestiert – und sei es auch nur ein paar Wörter hier auf die Tafel zu schreiben – beschäftigt sich ganz anders mit dem Thema«, sagt Sebastian. Und dass sich die Menschen mit dem Thema beschäftigen ist Sebastian sehr wichtig. »Als Kunsttherapeut arbeite ich auch mit Menschen zusammen, die finden das ganz schrecklich, wenn sie nichts an der Klimasituation ändern können. Die verfallen in Depressionen«, schildert er. Mit seiner Platte hat er vielen Leuten Gelegenheit gegeben, sich auszudrücken. Mehr Menschen, als er gedacht hätte: »Ich habe nicht damit gerechnet, dass so viele mitmachen und dass sich manche vor allem so viel Zeit nehmen. Eine Frau hat über eine Stunde gemalt! Das ist Wahnsinn.«
Kein Ausstellungsort
Die Platte ist wieder abgebaut worden und steht jetzt vorübergehend im Gemeindehaus von St. Foillan. »Die Gemeinde war super freundlich. Die haben das alles erst möglich gemacht. Und natürlich die Helfer, die ich hatte, viele davon von Extinction Rebellion«. Doch eine Sorge hat er: »Ich habe noch keinen Ausstellungsort! Und die Platte in der Garage verstauben zu lassen, wäre wirklich schade«. Er hofft auf Unterstützung der Stadt, denn der Aachener Stadtrat hat vor Kurzem den Klimanotstand ausgerufen. »Ideal wäre es, der Platte eine Zeit lang einen Platz im Rathaus zu geben. Damit die Politiker sich mal ansehen können, was die Leute auf der Straße bewegt«, findet Sebastian. Und vielleicht macht er noch eine Platte. »Es gibt noch so viele andere Themen, die ich wichtig finde. Aber erstmal brauchen wir ein Zuhause für diese Platte«, sagt er und klopft zweimal aufs Holz. \