Maaged Mazyek hat 2013 ein Indoor-Navigationssystem auf den Weg gebracht.
Mit der WEGZWEI-App soll das Umherirren in Gebäuden der Vergangenheit angehören.
TEXT ANJA NOLTE
FOTO WEGZWEI GMBH
Heute können sich nur noch wenige vorstellen, wie man früher – also vor nicht einmal zehn Jahren – ohne Navi mit dem Auto von A nach B gefahren ist. Und in fünf Jahren kann sich vielleicht keiner mehr vorstellen, wie man sich ohne WEGZWEI in einem Gebäude zurechtgefunden hat – so zumindest lautet die Vision von Maaged Mazyek. Die App befähigt Menschen, »sich intelligent zu bewegen«, sagt der gebürtige Aachener.
Angefangen hat alles mit der Idee: Wie leite ich einen Fußgänger durch ein Gebäude – und zwar ohne GPS? 2013 gründete Mazyek seine IT-Firma und fand eine Alternative: »Da GPS in Gebäuden nicht empfangen werden kann, haben wir Mini-Satelliten entwickelt, die ungefähr so groß wie Rauchmelder sind.« Diese werden im Gebäude montiert und bestimmen via Bluetooth die Position des Nutzers.
Der Proof of Concept erfolgte 2014 in einem Hotel, mit dem Ergebnis: Die Technik funktioniert. »Den Kunden allerdings liefert das kaum einen Mehrwert, schließlich sind Hotelgebäude einfach aufgebaut und gut beschildert.« Ganz anders sehe das in Krankenhäusern aus: Die erste größere Installation fand daher 2015 im Marienhospital in Aachen statt. »Hier befindet sich beispielsweise der Ausgang auf Ebene 1 – wer das Krankenhaus verlassen möchte, verirrt sich aber schnell mal zur Notaufnahme auf Ebene 0«, erzählt Mazyek. Die nächste Herausforderung: das Uniklinikum auf 200.000 Quadratmetern, mit zwölf Ebenen und rund 40 Aufzügen. »Eine harte Nuss – aber wir haben uns gesagt, wenn wir die knacken, dann schaffen wir alles.«
Heute beschäftigt sich sein Team nicht nur mit komplexen Gebäuden, sondern auch mit der Frage: »Wo befindet sich was?« Auf diese Weise macht WEGZWEI auch das Einkaufen effizient: Der Nutzer erstellt im Vorfeld eine Einkaufsliste in der App und WEGZWEI berechnet dann die optimale Route durch den Supermarkt. Über eine 3D-Übersichtskarte und Sprachanweisungen wird der Nutzer anschließend zum Ziel navigiert.
»Das Prinzip ist einfach«, sagt der heute 33-Jährige. Die Umsetzung sei jedoch noch mit viel manueller Arbeit verbunden: »Im Idealfall ist es so, dass der Einzelhandel einen hohen Digitalisierungsgrad hat, sprich ein Warenwirtschaftssystem mit der exakten Information, wo das Produkt liegt.« In der Realität musste er hingegen schon handgeschriebene Lagepläne digitalisieren. »Wir sind dann auch durch die Regale gelaufen und haben einzelne Produkte nachgepflegt.«
Die WEGZWEI GmbH hat auch andere Szenarien durchgespielt – Flughäfen, Messen, Bibliotheken: »Aber überall herrschen andere Ökosysteme, die Verzettelungsgefahr ist einfach zu groß.« Mazyek arbeitet jetzt an Geschäftsmodellen, die sich an die Thematik anknüpfen lassen: etwa Services, die das Einkaufsverhalten analysieren und optimieren, indem eine beratende Instanz eingebaut wird. »Sozusagen ein Einkaufsassistent, der dem Nutzer vorschlägt, welche Soße am besten zu seinen Nachos passt.« \