Laufbahn

Level Drop

Mehmet Durmus erklärt Klenkes neo, was genau eine Ausbildung zum Bootsbauer besonders macht, warum er sich als Bootsbauunternehmer für den Standort Würselen entschieden hat und welche Hindernisse es zu überwinden gilt.

VON VERENA BODENSTEIN
FOTOS BELINDA PETRI, MEHMET DURMUS UND VERENA BODENSTEIN

Was für andere etwas Außergewöhnliches darstellt – vor allem in einer wasserlosen Stadt wie Aachen –, war für Mehmet Durmus (30) seit jeher ganz normal. Er wuchs schließlich mit dem Beruf des Bootsbauers auf. Sein Vater ist auch einer und übt den Beruf bis heute aus.

Das Klischee, dass die Aachener Umgebung nicht für den Bootsbau geeignet wäre, entkräftet Mehmet Durmus direkt. Allein in seiner Straße in Würselen, wo er wohnt und sich der Standort seines Unternehmens befindet, wohnen fünf Bootsbesitzer. Die Kunden befänden sich hier und zum Bootebauen brauche man zunächst kein Gewässer – nur eine Halle zum Bauen.

Doch für Mehmet war trotz seines familiären Hintergrunds nicht zwangsläufig klar, dass er selber in die Fußstapfen seines Vaters treten und sich darüber hinaus noch selbstständig machen würde.

Alles beginnt mit seiner Leidenschaft fürs Handwerk, die schnell erkennen ließ, dass die Ausbildung zum Bootsbauer die richtige für ihn sein könnte. Er rät auch allen zukünftigen Interessenten, auf ihre Handwerklichkeit zu achten. Wer gerne etwas erschafft, auch wenn es mal länger dauert, und durch das Gestalten und Formen nicht abgeschreckt wird, ist als Bootsbauer geeignet.

Mehmet begann daher die Ausbildung zum Bootsbauer und entschied sich vier Jahre nach seinem Abschluss für ein aufbauendes Studium zum Handwerksdesigner an der Akademie Gut Rosenberg. Ermutigt wurde er von einem Freund, der bereits an der Akademie studierte und ihm das Studium nahelegte.

Das Studium, welches einen Ausbildungsabschluss voraussetzt, gab ihm das zusätzliche Knowhow und das nötige Werkzeug zum Bootsbauunternehmer. Von seinen hervorragenden Leistungen während des Studiums zeugt der »Rosenberger Designpreis«, welchen er für seine Abschlussarbeit »Drop«, ein Paddelboot, erhielt.

Sich als Unternehmer beweisen
Perfekt ausgebildet und unglaublich engagiert trifft man Mehmet Durmus heute in seinen Büroräumlichkeiten in Würselen wieder. Derzeit plant er sein erstes eigens designtes Motorboot, für welches er sich einen straffen Zeitplan gesetzt hat. Bereits im Januar 2019 soll »lvl 26« – Abkürzung für Level – auf der Messe »boot Düsseldorf« zu sehen sein. Ein wirklich ambitioniertes Ziel, da er allein für den Entwurf, der gerne mal ein Jahr in Anspruch nimmt, nur wenige Monate brauchte.

Mehmet Durmus gewährt Einblick in seine Entwürfe und erklärt, dass das zukünftige Boot der Nachfolger seiner Abschlussarbeit »Drop« sein wird. Auffällig ist die »Schnittigkeit« des zukünftigen Motorboots, die ebenfalls für Laien klar erkennbar ist und bereits beim Modell des Paddelboots »Drop« ausgezeichnet wurde. Das Motorboot weist vorne eine spitz zulaufende Kante auf, die in einfacher Form auch beim Paddelboot zu erkennen ist.

Diese Kante, erklärt Durmus, ist dafür vorgesehen, das Wasser zu teilen und somit schwerloses Gleiten durch Gewässer zu ermöglichen. Ein beeindruckender Entwurf, der bis zur Fertigstellung noch viel Planung und Arbeit in Anspruch nimmt. Durmus muss als junger Unternehmer einiges beachten und mögliche Hindernisse aus dem Weg räumen. Zum Beispiel die Kostenkalkulation. Schnittige Motorboote sind nämlich eine kostspielige Angelegenheit.

Nicht nur in der Anschaffung, auch in der Herstellung. Kredite aufnehmen oder Investoren suchen, muss deshalb sein. Ein weiteres Hindernis spielt natürlich auch das Material. Aussparungen können hierbei zu gravierenden Fehlern führen und ein Riss im Objekt könnte den Wert stark beeinträchtigen. Auch der spätere Verkauf muss durchdacht sein. Die Konkurrenz ist groß und eine gebotene Plattform, um sein Boot zu präsentieren und eventuell zu verkaufen, ist im wahrsten Sinne Gold wert.

Doch hierin liegt, laut Mehmet Durmus, auch der Reiz. Bereits in der Ausbildung lernt man, ein mögliches Hindernis nach dem anderen aus dem Weg zu räumen, um sein Projekt zu realisieren. Als Unternehmer ist das nicht anders und das macht auch die Herausforderung aus.

Eine Plattform hat Mehmet Durmus bereits im Januar 2019 mit der »boot Düsseldorf« am Stand der Akademie Gut Rosenberg. Man darf also gespannt sein auf das fertige, nächste ­»Level«. \

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