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Planlos in Aachen

Sightseeing mal anders. Eine neo-­Redakteurin mit »planlos.in« auf rätselhaften Umwegen in der Altstadt Aachens. Ein Erfahrungsbericht.

VON KATJA LASKA
FOTOS CHRISTINA RINKENS

»Hey, wir sind immer noch ein Team«, rufe ich – vielleicht etwas schrill, aber auf jeden Fall hörbar, während die Jungs im Stechschritt zu den märchenhaften Riesenstühlen sprinten. Hier, vor dem Aachener St. Leonhard Gymnasium gilt es das nächste Rätsel zu lösen. Trennt sich hier die Spreu vom Weizen? Eines ist sicher: Der Ehrgeiz ist geweckt. Jeder wartet auf den entscheidenden Geistesblitz. Wir versuchen »Alkuins Auftrag« zu erfüllen.

Spulen wir die Zeit etwa 20 Minuten zurück. Zurück zum Anfang: Bei strahlend blauem Himmel und blendendem Sonnenschein treffen wir uns am Elisenbrunnen. Wir, das sind Tina, Peter, Tobi, Frank und ich. Hierhin geführt hat uns »planlos.in«. Über diese Internetseite kann man interaktive Rätseltouren buchen und wird anhand von Fragen, die per SMS aufs Telefon geschickt werden, durch die Stadt geleitet und von Ort zu Ort gelotst. Für Aachen werden zwei Varianten angeboten.

Wir entscheiden uns für »Alkuins Auftrag« – mit der höchsten Schwierigkeitsstufe. Praktisch bei »planlos.in«: Die Schnitzeljagden lassen sich individuell starten. Einfach zwischen 11 und 15 Uhr am Startpunkt treffen. Es ist 14.58 Uhr. Noch zwei Minuten Zeit, sonst ist es zu spät. Umgeben von meinen Teammitgliedern und stechendem Schwefelgeruch tippe ich START in mein Smartphone. Danach muss ich bestätigen, dass wir »bereit für den Kaiser« sind, schließlich wollen wir am Ende der Tour zu den Beratern Karl des Großen zählen.

Planlos3_Christina Rinkens

Nun gilt es, 17 Rätsel zu lösen. Laut Anleitung brauchen die drei bis fünf empfohlenen Spieler zwei bis drei Stunden. »Mega viel Zeit«, denken wir. Ich habe Peter noch als zweiten Spieler angemeldet. So bekommen wir beide Alkuins Nachrichten. Nach einigen Hinweisnachrichten dann endlich die erste Aufgabe: »Elisabeth ­Ludovika blickt ja mit ihren leeren Augen schon ein wenig traurig. Dabei ist sie ihr Leben lang doch von den aufregendsten Männern umschwärmt worden! Welcher Spezies muss sie sich heute offensichtlich erwehren?«

Die erste Frage. Die Antwort findet sich an der gewölbten Wand der Rotunde. Die erste Uneinigkeit. »Löwe ist richtig«, sagt der eine. »Vielleicht ist es doch Taube«, der andere. Die Antwort wird natürlich nicht verraten. Nur eins sei gesagt: Unsere war falsch. Mit fünf Strafminuten auf dem Konto, geht’s weiter. Von Punkt zu Punkt führt Alkuin uns etwa vier Kilometer – mit einigen selbstverschuldeten Umwegen – durch Aachens Altstadt.

Die Zeit rast, genau wie wir. An diesem Nachmittag hat uns das Rätsel voll unter Kontrolle. Tobi sucht nach einer Lösung und bleibt ganz in Gedanken versunken einfach mitten auf der Straße stehen – zum Glück konnten wir ihn retten. Frank braucht ein kaltes Getränk. Etwa auf der Hälfte unserer Tour merkt er lautstark an: »Wir entfernen uns immer weiter vom Kiosk«. Tina holt sich in der Dönerbude erstmal einen Wodka für den klaren Kopf und Peter liest immer und immer wieder die SMS vor, bis auch der letzte von uns alles kapiert hat.

Planlos13_Christina Rinkens

Die Idee zu »planlos.in« hatten die drei Aachener Jonas, Daniel und Michel. Für das etwas andere Sightseeing in Aachen hatten sie ­Hilfe. Der Schöpfer von »Alkuins Auftrag« ist der RWTH-Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Gerhard Horriar. »Sieben« wurde von ­Autor Eckhard Heck entworfen. Mittlerweile gibt es das Angebot auch für Köln, Bonn und Hamburg. Auch von lokalen Autoren geschrieben. Das ist wohl einer der größten Pluspunkte zu anderen Städtetouren. So kommt man auch in die kleinen Ecken der Stadt, die man zwar kannte, sieht sie aber aus einem anderen Blickwinkel. Aus dem eines Aacheners eben. Sightseeing gepaart mit Rätseln und Gruppengefühl.

Für uns geht es auf die Zielgerade. Nach drei Stunden und 40 Minuten tüfteln wir an der finalen Lösung und stecken unsere Köpfe zusammen. Jeder gibt seinen – mehr oder weniger brauchbaren – Senf dazu. So gehört es sich doch, oder? Wir sind schließlich immer noch ein Team. \

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