Iana (29) und Ivan (32) sind Golod. Das Paar schenkt seinen Mitmenschen gerne audiovisuelle Erlebnisse und ist Verfechter von Creative Commons. Ein Interview über die Anfänge, die Zusammenarbeit und die Zukunft.
INTERVIEW MAX KELLER
Ihr seid also Golod. Heißt Du, Ivan, nicht auch so mit Nachnamen?
IVAN: Ja, aber das war eine gemeinsame Entscheidung, die sehr stark von Iana geprägt wurde. Außerdem werden wir den gleichen Namen oder einen Doppelnamen haben, wenn wir mal heiraten.
IANA: Man kann »Golod« mit »Hunger« übersetzen. Das Wort fällt auf. Es ist gleichzeitig negativ und positiv konnotiert und deswegen habe ich mir gedacht, man kann auch ein gutes Logo dazu machen und das als unser Markenzeichen nutzen.
Bloß wissen die Leute doch von dieser Bedeutung nichts.
IANA: Wir versuchen, es ziemlich oft zu betonen (lacht).
Und Ihr beide habt ganz grossen Hunger!
IANA: Ja. Wir haben Hunger nach visueller Ästhetik. Nach Erlebnissen, die man anderen Leuten schenken kann. Und deshalb macht Ihr Visuals, also visuelle Effekte und Videomapping. Was ist das?
IVAN: Im Grunde hat man verschiedene Oberflächen und einen Beamer. Mit einer speziellen Software können Teile von Videos oder Strukturen auf die Flächen gemappt werden.
IANA: »Mappen« heißt hier »bespielen«. Mit der Software misst man genau, welche Flächen bespielt werden sollen.
Schafft Ihr diese Effekte selbst oder sammelt Ihr sie eher von anderen Künstlern zusammen?
IVAN: Wie bei den meisten anderen ünstlern, haben auch wir unglaublich viele, die wir selber gemacht haben. Dann gibt es einige, die wir gekauft haben. Und wir haben noch Visuals von anderen Künstlern.
IANA: Außerdem gibt es noch Visuals im Netz, die mit CC-Lizenz veröffentlicht wurden. Die kann also jeder einfach runterladen und benutzen. Auch wir stehen ganz gern für die Idee von Creative Commons.
Ihr habt also verschiedene Quellen und immer einen Rucksack voller Erlebnisse dabei, die Ihr an die Wand projiziert.
IVAN: Ja und nein. Wir versuchen immer den ganzen Raum zu bespielen und nicht nur eine Wand. Und wollen dem Besucher das Gefühl geben, eine neue »abgespacte« Welt zu betreten. Dafür bauen wir auch eigene Objekte. Zum Beispiel eine riesige, zusammengeschweißte Maske.
Ivan, habe ich das richtig verstanden, Du kannst schweissen?
IVAN: Ich habe das mal ausprobiert und verstanden: geht, ist aber nicht so einfach. Besonders schöne Schweißnähte zu machen, echt nicht leicht.
IANA: Ich studiere Design. In der Uni haben wir Werkstätten, die wir nutzen dürfen und in denen wir alles zaubern können, was wir uns ausdenken.
Und was machst Du, Ivan?
IVAN: Ich habe Informatik studiert, Bachelor und Master an der RWTH und schreibe gerade meine Dissertation. Also bald sogar Dr. Golod!
Wie seid Ihr zum Mapping gekommen? Informatik meets Kommunikationsdesign?
IVAN: Wir haben auch beide vorher schon einiges allein probiert. Was uns vereint hat, war die produktive Arbeit beim Organisieren verschiedener Events.
IANA: Als ich nach Deutschland kam, konnte ich nicht so gut Deutsch. Und ich hatte meine Community unter Russischsprachigen gefunden. Für sie habe ich Kultur-Events organisiert. Ivan hat mir dabei geholfen. Ansonsten hat uns auch Musik vereint.
IVAN: Plötzlich spielten wir Didgeridoo und Maultrommel. (lacht)
Ihr habt euch also erst hier kennengelernt.
IVAN: Genau genommen in Köln. Es war so, dass wir einen gemeinsamen Freund hatten. Olli, er ist ein begabter Straßenmusiker.
IANA: Da haben wir uns verabredet, gemeinsam aufzutreten. Wir sollten die Visuals machen und er eben die Musik.
IVAN: Wir machen nicht nur Visuals. Wir schenken auch interaktive Erlebnisse. Wir spielen mit Sensoren wie Kinect und kleinen Rechnern. Diese Mensch-Maschine-Interaktion ist auch mein Schwerpunkt und da spielt die Informatik eine wichtige Rolle.
Ivan macht die Technik und Iana mehr den künstlerisch-kreativen Bereich, korrekt?
IANA: Genau. Wenn wir mit DJs arbeiten bereite ich die visuelle Setlist vor und Ivan kümmert sich um die Technik.
IVAN: Es ist sehr harmonisch und fühlt sich organisch, komplementär an. So pusht Iana uns auch mehr in Richtung Öffentlichkeit, auf Facebook und so.
IANA: Wobei ich noch Probleme mit der Sprache habe. Aber, weil ich in meiner Heimat Journalistin war, weiß ich, wie man in dem Bereich arbeitet.
Ihr habt euch in Aachen einen Namen gemacht. Könnt Ihr denn schon davon leben, ist das Euer Ziel?
IVAN: Damit kann man schon Geld verdienen, aber das ist nicht ausreichend. Wenn man etwa zwei Gigs im Monat hat, dann ist das für zwei Leute nicht so viel.
IANA: Ich glaube, wir streben auch nicht danach. Wir wollen gar nicht davon leben, weil wir studieren. Wir würden das ganz gerne weiterpushen, nach dem Studium vielleicht sogar ein Produkt für Mapping und Visuals bauen.
Es bleibt spannend.
IANA: Allein in diesem Jahr haben wir so viele tolle Leute kennengelernt. Wir waren zum Beispiel bei der Sommerakademie der Jungen Freunden des Ludwig Forum dabei. Wir durften zwei Wochen lang in einem Raum frei arbeiten, illustrieren und basteln. Dort haben wir Chris Brid kennengelernt, der uns dann in den Musikbunker eingeladen hat.
Was macht Ihr sonst privat, habt Ihr überhaupt noch Zeit?
IANA: Ein wenig. (lacht) Ich designe gerne Schmuck und Ivan hilft mir manchmal dabei.
IVAN: Ich bin da so ein kleiner Sklave. (lacht) Und kümmere mich um die Internetseite und die Online-Shops.
Zukunftspläne?
IANA: Auf einem anderen Niveau wird eine Aktion in einem Alsdorfer Museum sein.
IVAN: Geplant ist ein großes Mapping im ganzen Gebäude für mehrere Wochen. Unsere bisher größte Aktion.
IANA: Das Datum steht zwar noch nicht fest, aber wir arbeiten dran. Es wird spannend. \