Laufbahn

Wildernis

Schutz von Wüstenelefanten in Namibia oder die Erforschung von Walhaien im Indischen Ozean. Die Aachener Agentur Natucate vermittelt weltweit Erlebnisse in allen Bereichen des Natur- und Artenschutzes. Praktika, Freiwilligenarbeit und Wilderness Experiences. Seit einiger Zeit auch die immer beliebteren Sabbaticals.


VON CHRISTINA RINKENS

Am Ende der Jakobstraße, in unmittelbarer Nähe der Schanz, wird man in den Räumen von NATUCATE von Bürohund Paco begrüßt; eine verirrte Raupe wird von Firmengründer Daniel Kaul in die Natur gerettet. Ja, bei NATUCATE wird das Nature im Firmennamen groß geschrieben. Doch wer hier jetzt mit Hippie- und Öko-Getue rechnet, liegt falsch. Hier werden mit fundiertem Wissen Freiwillige an ausschließlich geprüfte und für gut befundene Natur- und Artenschutzprojekte vermittelt. Dass es hierbei nicht um Erlebnistourismus geht, verspricht der zweite Teil des Firmennamens: Educate. Lehrreiche Naturerlebnisse also.

Karriere-Break I
Daniel Kaul hat NATUCATE 2013 gegründet. Nach dem Geografie-Studium an der RWTH hat er bis zur Gründung seiner Firma in der Software-Industrie gearbeitet. »Ich dachte mir, das kann und darf es jetzt nicht für die nächsten 35 Jahre gewesen sein.« Selbst viel gereist und als Freiwilliger gearbeitet, entschloss er sich also mit 32 Jahren seine persönliche Vorliebe zum Beruf zu machen und andere bei ihren Reisen zu unterstützen. Und das ist das Hauptaugenmerk von NATUCATE: Die Unterstützung beim Schritt für kürzere oder längere Zeit ins Ausland zu gehen und dort im Arten- oder Naturschutz tätig zu werden. Auf jedem Kontinent hat die Firma Projekte: Volunteer im Artenschutz auf den Seychellen, Mitarbeit im Mustang Rescue Programm in Florida, Straßenhundprojekte in Thailand oder eine Rangerausbildung in Südafrika, mit der man später als Ranger im südlichen Afrika arbeiten kann.

Das achtköpfige Team von NATUCATE legt viel Wert auf die Auswahl der Projekte. Solche, deren Seriosität aufgrund der undurchsichtigen Faktenlage anzuzweifeln ist, werden nicht ins Programm aufgenommen. Denn in vermeintlich sinnvollen Projekten – wie etwa Hilfsprojekte mit Kindern oder Wildtieraufzucht-Projekte – werden freiwillige Helfer oftmals zur Ausbeutung von Mensch und Tier ausgenutzt.

Projektarbeit
Das Projekt und der Kunde müssen zusammenpassen und beide Seiten müssen wissen, worauf sie sich einlassen. Ein Austausch, von dem beide Seiten profitieren und lernen können. »Die meisten unserer Kunden gehen das erste Mal abseits gängiger Tourismusangebote ins Ausland.« Da sind sie froh über Hilfestellungen und den deutschen Support von NATUCATE. Flüge organisieren, Beratungen zu Visum, Sicherheit und Finanzierung. Oder auch, ob die körperliche Fitness für das Projekt ausreicht. Nach der ausführlichen Bewerbung läuft die Beratung meist über Skype oder E-Mail, denn nicht alle Kunden kommen aus Aachen selber. Europaweit, sogar interkontinental, vermittelt NATUCATE Auslandsaufenthalte.

Ab 18 Jahren bis Ende offen darf sich jeder bewerben. Die durch die Zeit in der Ferne entstehenden Kosten werden von den Teilnehmern getragen. Studenten können bei Auslandspraktika Förderungen beantragen, ansonsten muss die komplette Finanzierung selbst übernommen werden. Aber dann inklusive der intensiven Betreuung des NATUCATE-Teams. »Und der Lohn ist, dass man etwas Sinnvolles in einer Region macht, in die man sonst nicht gekommen wäre.«

Karriere-Break II
Seit einiger Zeit bietet NATUCATE auch die Organisation von Sabbaticals, also einer temporären Auszeit vom Berufsleben, an. »Der Trend und die Nachfrage ist bemerkenswert.« Immer mehr Personen entscheiden sich mit Mitte 30, so wie vor drei Jahren auch Daniel, dass es das nicht gewesen sein kann. Dass der Job und das gewohnte Leben sie nicht bis zum Lebensende erfüllen ­können. »Eine unserer Paradekundinnen hat gerade ihre hohe Anstellung mit gutem Einkommen gekündigt, um für ein Jahr eine Ranger-Ausbildung zu machen.« Durch einen zweiwöchigen Aufenthalt mit NATUCATE in Botswana habe sie das Fieber gepackt.

NATUCATE steht ihr bei der Planung des Sabbaticals stets zur Seite. Denn eine solche radikale Auszeit ist natürlich mit sehr viel Aufwand verbunden. Kündige ich meine Wohnung oder vermiete ich sie unter? Verkaufe ich Auto und Besitz? Wie sieht es mit der Altersvorsorge aus? Und kündige ich meinen Job? »Das alles sind Fragen, bei denen wir helfen.« NATUCATE will auch zukünftig Leute sinnvoll ins Ausland bringen. Derzeit stehen die Erschließung von Projekten in Kanada an und Kooperationen mit Universitäten, um externe Bildungsangebote für das Erlangen von Credits zu ermöglichen. Aber erstmal das vorrangigste Ziel: Ein zweiter Bürohund. \

natucate.com

Foto: NATUCATE