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Salzig-Süß: Eine genussvolle Mittagspause mit marokkanischer Berber-Küche.

Von DIETER COMOS

In diesem Jahr geht der EMM ja bekanntlich mit einem erweiterten kulinarischen Angebot an den Start. Unser Partner, der Rat für Stadtmarketing, hat ein kulinarisches Festival auf die Beine gestellt, bei dem hiesige und auswärtige Gastronomen  regionale und internationale Köstlichkeiten auftischen werden.

Wir im Büro waren natürlich neugierig und haben am Donnerstag spontan die Mittagspause in Lahcen Ourtis marokkanischem Restaurant »Le Riad de Marrakech« verbracht. Herr Ourti wird auch am kulinarischen Festival teilnehmen und seinen Stand am Bühnenstandort »Am Clown« haben.

Wir hatten schon die Vermutung, dass Herr Ourti musikbegeistert ist. Diese sollte sich beim Interview zwischen Vorspeise und Hauptgang bestätigen.

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Herr Ourti, welche Musik lief im Radio, als Sie jung waren?

Als ich an der Uni war, habe ich mir ein Zimmer mit meinem Onkel geteilt. Er hörte 60iger-70iger Jahre Rock. Ich mochte diese Musik, habe aber auch immer gerne marokkanische Musik und Musik aus dem nahen Osten gehört.

Gibt es Parallelen zwischen dem Kochen und dem Musizieren ?

Normalerweise arbeitet man in der Küche immer mit Musik. Sie motiviert und ist ein treuer Begleiter. Ohne Musik würde das Leben zum Stillstand kommen. Wir alle brauchen Musik.

Wenn Sie die Gelegenheit hätten, das Programm eines Musikfestivals zu gestalten, welche Künstler würden Sie verpflichten ?

Interessante Frage, ich habe schon länger den Wunsch marokkanisches Brauchtum im Rahmen eines Wochenendfestivals zu präsentieren. Ich denke, dass Interesse der Leute ist vorhanden. Viele fahren zB nach Essaouira um das Musikfestival der Gnawa zu besuchen. Die Instrumente der Gnawa sind einzigartig (Zupflaute Gimbri, die Trommel T´Bol und die Eisenklappen Quarqaba) und transportieren den Hörer in eine andere Welt. In der arabischen Kultur gibt es viel zu entdecken. Zu oft akzeptiert man das negative Bild, das manche Medien zeichnen und bildet sich keine eigene Meinung. Ich würde gerne beide Welten verbinden und meine Kultur nicht nur über das Essen kommunizieren. Die Arbeit in der Küche ist sehr schön, man gibt das was man liebt an die Menschen weiter. Es gibt aber noch viele andere Kommunikationsmöglichkeiten

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Welches Gericht Ihrer Mutter ist ihr Lieblingsgericht ?

Da gibt es viele: Tajine und Couscous……Im Prinzip habe ich die Gerichte meiner Mutter nach Belgien exportiert. Die marokkanische Küche kann grob in fünf Regionen aufgeteilt werden: Die der Berber aus dem Süden (meine Mutter kocht in dieser Tradition), der Norden, angrenzend an Spanien, Marrakesch, Fez und Casablanca. Ich bin in Casablanca aufgewachsen, meine Eltern sind aber Berber aus dem Süden. Sie sind nach Casablanca emigriert, weil es in den Bergen keine Arbeit gab. Casablanca ist ein wirtschaftliches Zentrum.

Was isst man in den Straßen Casablancas ?

Casablanca ist eine moderne Stadt und orientiert sich stark am Westen. Es sieht da aus wie in Brüssel. Traditionelle Kultur wird von vielen abgelehnt und man geht lieber zu McDonalds und isst Pizza oder Sandwiches. Das ist wirklich schade, die Leute verlieren etwas, sind sich dessen aber gar nicht bewusst.

Was werden Sie auf ihrem Stand beim Eupen Musikmarathon anbieten ?

Couscous, Tajine, aus marokkanischem Brot zubereitete Sandwiches, Tee, marokkanischen Wein, Pastilla (süß-salziges Blätterteiggebäck, das ua. mit Mandeln, Zwiebeln, Fleisch und Zimt gefüllt wird).

Wo kaufen Sie ihre Zutaten ein ?

Meine Kräuter habe ich bei meinem letzten Besuch in Marokko gekauft. Kräuter wie Koriander und Minze, die ich täglich brauche, kaufe ich in Lüttich. Auch meine Merguez (scharf gewürzte Hackfleisch-Bratwürste) kaufe ich dort. Man muss wissen, dass wir ja eigentlich eine an den europäischen Geschmack angepasste Küche anbieten. Deutlich wird das am Beispiel des Würzens und Süßens. Die Merguez und die Gerichte allgemein sind einen Hauch schärfer in meiner Heimat. In Marokko süßen die Menschen ihren Tee sehr stark. Das kommt daher, dass die Leute meistens zu Fuß unterwegs sind und einfach Energie brauchen. Das öffentliche Verkehrsnetz ist nicht so gut ausgebaut und nicht jeder hat einen eigenen Wagen. Auch die Zutaten für einen Couscous sind anders. In Marokko verwendet niemand Lauch oder Sellerie. Man verwendet gemeinhin sieben Gemüse. Hier verwendet man fünf Gemüse. Das macht aber keinen so großen Unterschied im Geschmack aus. In Marokko essen die Menschen auch hauptsächlich den Grieß und nur ein wenig Gemüsebouillon. In Europa ist es genau umgekehrt; viel Gemüse und Bouillon und weniger Grieß.

Das Gespräch war sehr lehrreich und das Essen sehr gut. Es ist schon so gut wie sicher, dass wir auf unserem jährlichen Weltmusikfest im August mit Herrn Ourti zusammenarbeiten werden. Schön, wie sich  immer wieder spontan Win-Win Situationen ergeben.