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MÄNNI im Musikbunker: Aufgeklärt

Stunde 56. »Ich fühl mich ein bisschen, wie bei einer Klausur und ich bin gar nicht so gut vorbereitet«, empfängt MÄNNI seine Gäste zur Führung. Ungefähr 15 Leutchen haben sich vor dem Haupteingang versammelt und wollen mehr vom Bunker und MÄNNI erfahren.

Vom Haupteingang geht es nun erstmal quer durch die Gänge zum Übersichtsplan, wo uns MÄNNI ein paar Daten und Fakten zur Geschichte des Bunkers erzählt. Lars Templin, Geschäftsführer des MuBu, und ein weiterer Mitarbeiter begleiten uns auf der Tour und stehen auch bei Rückfragen zur Seite. Weiter geht die Tour durch den Konzertsaal.

Als wäre es Absicht, zeigt sich uns noch das Bild des verrockten Saals vom gestrigen Abend. Glasscherben, Konfetti, Zigarettenkippen und Bananenschalen. »Die Party war wohl gut«, entfährt es einem der Bunkerbesucher. MÄNNI erzählt von seiner gestrigen O-Ton Jagd und dass viele Leute ähnliche Eindrücke vom Bunker teilen: ranzig und runtergekommen, aber auch familiär und gemütlich. Das bestätigt auch der Mitarbeiter des MuBus. Viel Trouble mit Schlägereien, wie es in Clubs oft üblich ist, gibt es hier nicht. »Seit sechs Jahren gab’s hier nur eine kurze Auseinandersetzung.« Und selbst dabei sind genug Gäste selbst dazwischen gegangen. Allen liegt halt was daran, die Existenz des Musikbunkers nicht zu gefährden.

Der Vollständigkeit halber gehen wir an der Bar vorbei, wieder zum Haupteingang und dann nehmen wir die Abbiegung zum Proberaum. »Och, hier schläfst du?« »Ich könnt das ja nicht so allein und so lange.« »Was ist denn, wenn du nachts mal raus musst?« Fragen des Interesses und der Bewunderung für das Projekt 27/72. Einhelliges Bild: Gut, dass mal jemand klar macht, was genau hier im Musikbunker passiert. Dass es einfach nur darum geht, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Und dass sie einen Ort haben, an dem sie sich ihre musikalische Basis aufbauen können. Zusätzlich die Partynutzung. Eigentlich doch die optimale Lösung. Gerade durch die schalldichten Mauern.

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»Och joa, das ging aber doch gut! War definitiv nicht so schlimm wie gedacht«, beendet MÄNNI seinen Vortrag. Vielleicht wird er ja jetzt hauptberuflich Tourguide. Potential ist vorhanden. Den Teilnehmern hat nach eigenen Aussagen die Führung gut gefallen. So gut, dass sie gar nicht so recht gehen wollen. Vielleicht finden sie aber auch einfach nicht raus. MÄNNI zeigt noch kurz die Location seines letzten Videodrehs im Bunkers. Im Anschluss begleitet er sie nach einer Fragerunde schließlich nach draußen – bis zur Türschwelle. Selbstverständlich.

Für heute schauen wir das letzte Mal vorbei und morgen laufen die letzten Stunden des Projekts. »Morgen ist es durch. Da freu ich mich schon drauf.« Der Elan ist raus, das Ganze zerrt doch ganz schön. »Hätte ich vorher auch nicht gedacht.« Besonders die Kälte macht ihm zu schaffen. Und die Abgeschlossenheit, das Zeitgefühl geht einem vollkommen abhanden. »Es kommt mir immer so vor, als wäret ihr gerade erst zehn Minuten weg.« Elan, Motivation und Auffassungsgabe – alles scheinen zu leiden. Er könnte nicht mal sagen, ob wir immer was anderes anhaben. Dabei geben wir uns so viel Mühe.

Stunde 0: Zugemacht
Stunde 6: Aufgebaut
Stunde 11: Angespielt
Stunde 12: Abgegangen
Stunde 17: Abgefeiert
Stunde 30: Abgerockt
Stunde 39: Angedreht
Stunde 49: Angetroffen
Stunde 56: Aufgeklärt
Stunde 72: Zuhause

Hier gibt’s mehr Infos zur Geschichte des Musikbunkers