Die beiden FH-Studenten Tamara und Sebastian betreiben seit März 2014 die Rezeptseite Simply Vegan. Und das mit großem Erfolg: Über 23.000 Gefällt mir-Angaben haben sie inzwischen bei Facebook. Im Interview sprechen sie über ihre Seite, das Angebot an veganem Essen in Aachen und ihr Leben als Veganer.
Interview: Christina Rinkens
Wie sieht es eigentlich mit Bier aus? Ist das immer vegan?
Tamara: Deutsches Bier schon. Das ist ja nach dem Reinheitsgebot gebraut, da geht alles in Ordnung.
Sebastian: Guinness zum Beispiel wird durch Fischblasen geklärt. Das geht dann schon wieder nicht.
Tamara: Ebenso einige Mixbiere. Die Limo wird auch häufig geklärt – oft mit Gelatine.
Seit wann lebt Ihr vegan?
Tamara: Seit etwa vier Jahren. Ich habe schon länger vegetarisch gelebt und mein Freund und ich haben uns dann immer neue Ziele gesetzt – eine Woche vegan, einen Monat. Die Umstellung war für uns nicht von heute auf morgen.
Sebastian: Bei mir war es ähnlich. Bis ich das konsequent durchgezogen habe, hat es ein wenig gedauert. Dass ich so richtig auf Milch, Eier und alle Kleinigkeiten achte, das ist bei mir seit zwei Jahren so.
Tamara: Seitdem zieht sich das durch unser Leben, auch was Kosmetik und Kleidung betrifft.
Könnt Ihr für diesen Lebenswandel irgendwelche Tipps geben?
Sebastian: Dass man sich Zeit lassen soll.
Tamara: Ja, genau. Es ist nicht schlimm, wenn man nicht direkt alles umstellt. Und man sollte Spaß daran haben, Sachen auszuprobieren. Sonst wird es in der Küche schnell langweilig. Nach einem halben Jahr findet man sich auch schon sehr gut zurecht. Auch gegen sogenannte »Ersatzprodukte« haben wir nichts. Manche Leute verstehen nicht, warum tierische Produkte oft im Aussehen und Geschmack nachgeamt werden. Aber es geht ja in erster Linie darum, dass für die Produkte kein Tier leiden oder sterben musste. Wenn man aus Gewohnheit beim Grillen gerne eine Wurst oder an Weihnachten Sauerbraten essen möchte, dann kann man die veganen Alternativen nutzen. Da spricht ja nichts gegen.
Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, die Seite zu starten?
Sebastian: Wir haben beide schon vorher fotografiert. In der Uni hatten wir dann einen Kurs für Foodfotografie und haben angefangen, bei Facebook Rezepte in verschiedenen Gruppen zu posten.
Tamara: Irgendwann haben wir dann unser erstes Blog bei Tumblr eingerichtet.
Sebastian: Aber so richtig gut lief es erst nachdem wir unsere Seite bei Facebook erstellt hatten. In kurzer Zeit hatten wir dort sehr viele Follower. Nur konnten wir die Rezepte da schlecht nach Kategorien sortieren und es gibt ja auch keine Suchfunktion. Deshalb haben wir unsere jetzige Seite gestartet, auf die wir dann verlinken können. Und auf der die Nutzer Favoritenlisten erstellen, Kommentare schalten und die Rezepte auch ausdrucken können.
Ihr habt gerade Euer Kommunikationsdesign-Studium an der FH Aachen erwähnt. Inwiefern spielt das für Eure Arbeit an der Seite eine Rolle?
Tamara: Ohne den Fotokurs wären wir wahrscheinlich gar nicht auf die Idee gekommen. Und bei der Gestaltung ist das natürlich praktisch. Flyer und Rezeptkarten – das können wir alles selber machen.
Woher kommen die meisten Eurer Nutzer?
Sebastian: Auf unserer Seite selbst können wir das nicht so genau sagen. Aber mit Abstand die meisten unserer Facebooknutzer kommen aus Berlin. Danach folgen Wien, Hamburg und München. Aus Aachen selbst kommen nur 187 Nutzer. Und 80% sind weiblich.
Mit dem Pfannenzauber gibt es nur ein komplett veganes Restaurant in Aachen. Kann man sagen, dass es hier insgesamt noch keine große Vegan-Szene gibt?
Tamara: Viel gibt es tatsächlich nicht, das stimmt. Aber inzwischen wird es schon besser. Sodass man zumindest gut klar kommt. Bei -Bagels&Beans gibt es zum Beispiel einen veganen Bagel mit Hummus und die Getränke kann man mit Sojamilch bestellen. Im Bistro des Basic-Marktes am Theaterplatz gibt es auch vegan belegte Brötchen.
Sebastian: In der Eisdiele Scoops gibt es viele Sorbee-Fruchtsorten. Die sind auch vegan. Und inzwischen gibt es dort auch Vanille- und Schokoeis, das auf Sojabasis hergestellt wird.
Tamara: Bei Barbarella gibt es immer einen veganen Cupcake im Angebot. Und bei AKL in der Pontstraße sind auch viele Gerichte vegan, darauf wird auch genau hingewiesen.
Sebastian: Im Common Sense gibt es auch vegane Gerichte. Und im Sausalitos seit kurzem eine Speisekarte nur mit veganen und glutenfreien Gerichten und Cocktails.
Ihr seid weniger regional als bundesweit ausgerichtet, oder?
Tamara: Schon, aber wir machen auch Aktionen hier in der Gegend mit. Zum Beispiel haben wir bei Veranstaltungen des Tierheims Aachen schon veganes Essen verkauft. Wir könnten uns auch vorstellen beim Vegan Bake Sale mitzumachen, der unter anderem vom veganen Stammtisch in Aachen organisiert wird. Der Erlös kommt dem Gnadenhof in Stolberg zugute.
Woher nehmt Ihr Eure Inspiration? Sind das alles selbstkonzipierte Rezepte?
Tamara: Ja, es sind alles eigene Rezepte. Natürlich lassen wir uns auch von anderen Rezepten inspirieren. Viele Rezepte veganisieren wir auch einfach. Wichtig ist immer nur, dass die Rezepte schnell, simpel und alltagstauglich sind.
Habt Ihr ein Lieblingsrezept?
Tamara: Die Kichererbsenschnitzel, die wir mal gemacht haben, die waren toll. Oder die Schoko-Erdnuss-Cupcakes.
Sebastian: Und die Pizzaschnecken, weil die total schnell und easy sind. Und immer allen schmecken.
Noch nie das Probleme gehabt, im Restaurant nichts zu finden?
Sebastian: Irgendwas gibt es immer. Und wenn es nur Pommes und Salat mit Essig und Öl sind.
Tamara: Man kann ja auch immer nachfragen, meistens sind die Leute dann sehr bemüht und können irgendetwas anbieten. Negative Erfahrungen macht man selten. Letztens war ich aber mit meinem Freund auf einer Party in Köln. Da gab es ein Büffet, für das man im Vorfeld 25 Euro bezahlen musste. Und nichts war vegan. 25 Euro für einen Abend nur mit Stangenbrot ist natürlich mies. Aber sowas erlebt man nur ganz selten.