Der RWTH Aachen Campus soll in Zukunft bis zu 10.000 Mitarbeiter beschäftigen. Für die muss neben dem Arbeitsplatz auch das Lebensumfeld stimmen.
VON SEBASTIAN DREHER
Auf ihrem Weg, den Campus zu einer der größten Forschungslandschaften Europas zu machen, hat die RWTH Aachen schon so einige Etappen gemeistert. Sechs Jahre, nachdem sie den Status der Exzellenzuniversität erhalten hat, und ein Jahr nach der Bestätigung dieser Auszeichnung ziehen die Verantwortlichen eine durchaus positive Bilanz bezüglich der Entwicklung des rund 800.000 Quadratmeter großen Forschungsareals.
»Der RWTH Aachen Campus bietet Technologie-Unternehmen und Studierenden Zugang zu einzigartigen ‚Hot Spots‘ der Forschung«, lautet ein offizielles Statement von Prof. Dr. Günther Schuh, Geschäftsführer der RWTH Aachen Campus GmbH und Leiter des Clusters Integrative Produktionstechnik.
Erste Fertigstellungen
Bislang haben sich über 120 nationale und internationale Unternehmen und 30 Lehrstühle zu der innovativen und räumlich gebündelten Zusammenarbeit entschlossen. Sechs so genannte Cluster befinden sich derzeit in der Realisierung. Das »Heavy Drive Train Center« (HDTC) des Clusters Schwerlastantriebstechnik wurde im November 2010 eingeweiht, im Zentrum für Bio-Medizintechnik (ZBMT) sind 2011 die ersten Unternehmen eingezogen und im selben Jahr sind fünf Lehrstühle des E.ON Energy Research Centers in das neue errichtete Hauptgebäude am nördlichen Rand des Campus Melaten gezogen.
Ende 2014 sollen mehrere Bauabschnitte fertiggestellt werden, etwa das Cluster Integrative Produktionstechnik. Im bereits erwähnten Cluster Schwerlastantriebstechnik wird bis Ende 2014 der Forschungsbau »Center for Wind Power Drives (CWD)« mit Systemprüfstand für On-Shore Windenergieanlagen gebaut.
Das deutsch-niederländische Immobilienkonsortium ante4c wird Ende 2013 den ersten Gebäudekomplex des Clusters Logistik fertigstellen. Das Unternehmen investiert auch in das Cluster Optische Technologien – Fertigstellung ist für den Sommer 2015 geplant.
Die täglichen Dinge
Natürlich hängt der Erfolg das Campus-Projektes nicht nur von hochtechnisierten Gebäuden auf modernstem Forschungsstandard ab, sondern vor allem von den Menschen, die darin arbeiten – Wissenschaftler, Techniker und Studenten. »Es muss auch in die so genannte ‚Mantelnutzung‘ investiert werden«, sagt Dr. Hermann Brandstetter, Geschäftsführer der RWTH Aachen Campus GmbH. Damit gemeint ist alles, was der Mensch sonst noch zum Leben braucht: Gastronomie, Einzelhandel, Möglichkeiten für Sport und Kinderbetreuung. »Die täglichen Dinge des Lebens sollten in direkter Nähe des Arbeitsplatzes vorhanden sein«, beschreibt es Brandstetter.
Bislang gibt es ein kleines Angebot, etwa die Mensa Vita oder das erste Gastronomie-Konzept »Forckenbeck« auf dem Campus. Einen Kopierladen oder Geldautomaten sucht man allerdings noch vergeblich. Mittags sieht man Heerscharen von Mitarbeitern, die in die Stadt abwandern. Die sollten irgendwann am Campus-Boulevard mehr vorfinden.