Zehn Ausgaben von Klenkes NEO haben wir jetzt schon an den Start gebracht. Grafik-Designer Malte Pferdmenges ist von Anfang an dabei – und hat unserer jungen Stadtzeitung ein unverwechselbares Äußeres verpasst. Ein Gespräch unter Kollegen…
INTERVIEW: MARCUS ERBERICH
Malte, zehn Ausgaben NEO. Erinnerst du dich noch an die erste Ausgabe?
Klar – Schweiß und Tränen! Haha. Als wir 2010 angefangen haben, das Konzept für eine Stadtzeitung zu entwickeln, haben wir gesagt: Wir wollen ein Produkt für junge Leser machen. Ausgetretene Wege verlassen und Geschichten mal von einer anderen Seite beleuchten. Wann liest man zum Beispiel schon mal was über einen Fäkaltaucher? Eine junge Zielgruppe heißt aber nicht zwangsläufig nur Fun und bunte Bildchen. Ohne relevante Inhalte gehst du baden. Aber um den Lesern die Inhalte schmackhaft zu machen, müssen natürlich bestimmte Peaks gesetzt werden.
Zum Beispiel?
Kleine und große, störende Elemente, die das Auge fangen und in den Text lenken. Das schaffen wir beispielsweise, indem wir das Lasso in einem Text ungewöhnlich gestalten oder auf den Seiten »herum kritzeln«. Wir sagen: »Hier ist was Neues, guck dir das mal an!« Und die Leser denken hoffentlich: »Da hab ich jetzt Bock drauf!«
Die Leute werden also zum Lesen überredet?
Eher animiert. Das Layout übernimmt immer eine Vermittler-Rolle. Als Gestalter stehst du vor der Aufgabe, Informationen und Inhalte so aufzubereiten, dass es den Leser reizt, sich damit auseinander zu setzen.
Welche Rolle spielen dabei deine Titel-Collagen?
Dem Cover kommt eine ganz entscheidende Bedeutung im Editorial Design zu. All die tollen Zeitungen und Zeitschriften, die rufen: »Lies mich!« Es geht darum, sich von der Masse abzuheben, man muss ins Auge fallen und im Gedächtnis bleiben. Wenn du das nicht schaffst, hast du im Prinzip schon verloren. Die NEO Cover-Illustrationen tragen dem Rechnung: sie sind auffällig und einzigartig. Sie bleiben hängen, genau wie Klenkes NEO!
Wie gehst du dabei handwerklich vor?
Es gibt ja dieses Bild vom kreativen Schaffensprozess: Erst kommt der Auftrag, dann daddelt man eine ganze Zeit nur rum, ohne produktiv zu sein. Irgendwann merkt man, dass die Zeit davon läuft und wird panisch, arbeitet die Nächte durch und schafft es grad so, zur Deadline fertig zu werden. Ich glaube, prinzipiell kennt das jeder Kreative – also jeder der schreibt oder irgendwie schöpferisch tätig ist. Allerdings funktioniert das im Job nur bedingt. Sicher braucht ein kreativer Geist Freiräume aber ebenso Struktur, um die in den Freiräumen gereiften Ideen umzusetzen. Die Idee skizziere ich in der Regel direkt – das kann auch schon mal auf einer Serviette oder einer Brötchentüte sein.
Was ist dabei das Entscheidende?
Mit offenen Augen durch die Welt gehen! Wir schöpfen aus dem, was wir sehen und erleben – immer. Also: Bilder fressen! Aufsaugen. Sammeln. Entscheidend ist es, diese Eindrücke zu strukturieren und zu bewerten, um später aus einem Reservoir an Bildern schöpfen zu können.
Wie lange machst du den Job schon?
Ich bin jetzt seit etwa 15 Jahren in dem Bereich unterwegs. Vor und während meines Studiums Visuelle Kommunikation habe ich in Werbeagenturen gearbeitet. Später dann frei. Seit 2005 bin ich beim print’n’press Verlag und leite da die Grafik. Aber angefangen habe ich eigentlich schon viel früher: als kleiner Rotzlöffel, der gerne Comics gezeichnet hat.
An deinem Arbeitsplatz läuft eigentlich immer Musik – brauchst du das, um kreativ zu sein?
Nein, aber Musik bietet immer auch die Möglichkeit, Gefühle zu kanalisieren. Machen wir uns nichts vor: Gestalter ist ein Stress-Job. Du musst ruhig bleiben und die Übersicht behalten.
Welches ist dein Lieblings-Cover?
Immer das aktuelle. Du arbeitest so lange daran, machst dir so viele Gedanken. Es ist einfach geil, dann das Ergebnis in Händen zu halten. Aber das verblasst auch schnell wieder und wird von neuen Projekten abgelöst.
Hast du Vorbilder aus der Design-Szene?
Nein. Vorbilder habe ich nicht direkt. Die Arbeiten von Alejandro Chavetta finde ich stark. Oder auch die Sachen von Eric Drooker – ein New Yorker Street Art Künstler, der letztens noch hier im Autonomen Zentrum war.
Jetzt haben wir zehn Ausgaben hinter uns. Willst du in Zukunft was verändern?
Es gibt Planungen, die ich hier aber nicht verraten kann. An der grundsätzlichen Struktur wird sich aber nichts ändern. Wir haben NEO damals ganz bewusst sehr klassisch konzipiert. Das spiegelt sich beispielsweise auch in der Schriftwahl wieder: Die Thesis The Mix, die Lucas de Groot Anfang der 90er entwickelt und später bei MetaDesign fertig gestellt hat. Eine moderne Schrift, die gut lesbar ist und gleichzeitig einen unverwechselbaren Charakter hat.
So wie Klenkes NEO …
Exakt! \