Magazin

Mit dem Förster auf der Couch

Mountainbike_Foto-Gelaendefahrrad-Aachen-e.V

Mitglieder begehen das Gebiet, auf dem die Trails entstehen werden. Foto: Geländefahrrad Aachen

Geländefahrrad Aachen e.V. baut im Aachener Wald drei Mountainbike-Trails. Im Sommer sollen dort die ersten Bikes fahren – bis dahin ist aber noch einiges an Arbeit zu erledigen. Ein Gespräch mit Dominik Brachmanski und Michael Vorbrüggen.

INTERVIEW: MARCUS ERBERICH

Jungs, ihr plant den ersten offiziellen Bikepark auf der deutschen Seite des Drei­länderecks. Reichen euch die alten Pfade nicht mehr?

Dominik: Wir brauchen ein Ersatzangebot für die Strecken im Wald, die jetzt schon vorhanden sind, weil es von offizieller Seite nicht erlaubt ist, die zu befahren. Das ist eine Ordnungs­widrigkeit und man müsste Bußgeld bezahlen, wenn man erwischt wird. Dazu kommt, dass diese illegale Strecke einen hoch frequentierten Wanderweg im Wald kreuzt.

Michael: Die meisten haben zwar vorher kontrolliert, dass auch sicher keiner kommt, aber gefährlich war es trotzdem. Es gab deswegen lange ein Katz- und Maus-Spiel zwischen Forstamt und Bikern. Von offizieller Seite wurden Trails gesperrt, und die Mountainbike-Fahrer haben sie dann wieder frei geschaufelt. 2010 gab es deswegen schon die erste Anfrage, ob man nicht einen offiziellen Trail machen könnte. Das ist damals aber noch gescheitert.

… dabei wäre doch ein legaler Trail eine Win-Win-Sitation.

Dominik: Der Bedarf wurde von der Stadt auch sofort erkannt. Aber dann wurde versucht, uns ein Gebiet in Merkstein zuzuweisen, irgendwo in den alten Kohlebergen. Das war uns aber zu weit weg und ist für Biker aus Aachen nicht wirklich interessant. Schon aus dem Grund, dass viele nach Feierabend noch schnell den Trail durchpflügen wollen. Dafür fährt keiner nach Merkstein. Irgendwann ist man dann an uns heran getreten und hat gesagt, es würde vielleicht doch eine Möglichkeit geben, etwas in der Nähe von Aachen zu realisieren. Wir hatten dann zusammen mit dem Forstamt eine Begehung eines Gebietes nahe dem Grenzstein Drei­länderpunkt, im Einzugsgebiet des Stadtbezirks Laurensberg. Das ist ein gutes Gebiet mit interessanten Möglichkeiten. Auch was die Höhenmeter und das Geländeprofil betrifft.

Michael: Und es liegt mitten im Aachener Wald, da kann man relativ schnell hin fahren. Das ist nicht weit entfernt vom Steppenberg. Im Gegensatz zu Merkstein …

Wann kann man denn mit dem Baubeginn rechnen?

Dominik: Wann genau kann man nicht sagen, es soll aber bald sein.

Michael: Die Streckenplanung ist schon abgeschlossen. Die Strecken sind wir zusammen mit den Leuten vom Forstamt abgelaufen. Es wurden die Bäume markiert, die gefällt werden müssen. Der Baubeginn ist jetzt noch abhängig von der unteren Landschaftsbehörde. Die müssen zum Beispiel unsere Startrampe noch absegnen.

Dominik: Und in manchen Dingen sieht die untere Landschaftsbehörde eine ästhetische Beeinträchtigung. Das ist natürlich auch nachvollziehbar.

Michael: Das ist dort Land­schaftsschutzgebiet, da darf man nicht einfach irgendwelche großen bunten Sachen rein stellen. Die müssen sehen, dass bestimmte Maßnahmen rückbildbar sind und dass sich alles integriert.

Was für Strecken wird es geben?

Michael: Es sind drei Strecken geplant. Eine Freeride-Strecke mit vielen natürlichen und künstlichen Hindernissen und Sprün­gen. Das ist was zum tricksen und Spaß haben. Dann gibt es eine eher naturbelassene Downhill-Strecke, bei der es darum geht, möglichst schnell einen Berg runter zu fahren. Und zuletzt wird es einen Single-Trail geben, also einen Pfad, der nicht viel breiter ist als der Lenker. Das ist so das klassische Mountainbiken. Wir bedienen also hauptsächlich die Gravity-Fraktion. Aber auch Anfänger können bei uns fahren, das war uns von Anfang an wichtig.

Wie hoch sind etwa die kalkulierten Kosten? Und wie bezahlt ihr anfallende Rechnungen?

Dominik: Unsere Kalkulation sieht Kosten zwischen 25.000 und 30.000 Euro vor – inklusive Arbeit, Material und Aufwands-Ent­schädigung für die Mitglieder, die wir gerne anbieten möchten. Zum Glück haben wir mit Bike-Components an der Neupforte einen Hauptsponsor, der uns super unterstützt. Unsere Mitglieder kriegen dort Rabatt und sie helfen dem Verein finanziell. Der Pachtvertrag für das Gelände sieht 100 Euro im Jahr vor; wir sind Pächter der Stadt Aachen.

Ihr habt, um Euer Vorhaben in die Tat umzusetzen, extra einen Verein gegründet.

Dominik: Ja, im Oktober 2011 haben wir uns gegründet. Ein feierliches Datum. Da saßen wir mit 25 Leuten in der Alten Postkutsche am Rathaus – das sind die Gründungsmitglieder, von denen sind auch heute noch alle mit dabei. Dann haben wir uns ins Vereinsregister eintragen lassen und einige rechtliche Dinge geklärt. Das ist zum Glück alles recht schnell über die Bühne gegangen. Dann haben wir angefangen Kontakt aufzunehmen zum Forstamt und den anderen wichtigen Ämtern. Das Forstamt war quasi ein Vermittler, die haben uns gesagt, wo wir hin müssen. Heute haben wir 170 Mitglieder, davon etwa 30 bis 50, die beim Bau der Trails mit anpacken.

Der 18.12.2012 ist für euren Verein ja ein wichtiges Datum …

Dominik: Ja, das war ein besonderer Tag. Da wurde im Umwelt­ausschuss einstimmig beschlossen, dass wir die Trails realisieren können. Allerdings erst mal begrenzt auf zwei Jahre. In denen muss sich die Situation im restlichen Wald verbessern. Aber wir sehen gute Chancen, dass das Projekt verlängert wird. Denn wir haben viel Rückhalt, das Forstamt zum Beispiel steht voll hinter uns.

Wie habt ihr generell die Kommunikation mit den zuständigen Ämtern erlebt?

Dominik: Die war sehr angenehm. Das Forstamt war anfangs etwas skeptisch. Aber wir konnten sie davon überzeugen, dass wir vernünftige Leute sind, die nur ihrem Sport nachgehen wollen. Sie haben dort immer ein offenes Ohr für uns. Wir konnten ihnen unseren Sport so etwas näher bringen. Mit Herrn Odrost vom Gemeindeforstamt haben wir sogar schon zusammen auf der Couch gesessen und Bike-Videos geguckt (lacht). Auch der Leiter, Herr Krämer, war uns gegenüber sehr aufgeschlossen und hat uns geholfen, wo es ging. Das Forstamt hat in unserem Namen den Umweltausschuss und die Stadt überzeugt. Also die Arbeit geleistet, die wir gar nicht leisten können. Da wollen wir uns auch noch mal ausdrücklich bedanken.

Muss man Mitglied des Vereins sein, um auf der Strecke fahren zu dürfen?

Dominik: Jein. Vereinsmitglieder dürfen natürlich da fahren. Man kann aber auch eine Gast­fahrkarte kaufen. Da haben wir ein Kontingent von 200 Stück. Es ist aber nicht so gedacht, dass wir als kommerzieller Bikepark mitmischen, das können wir auch gar nicht leisten.

Michael: Wir machen das aus Selbstschutz. Denn die Stadt will den Haftungsanspruch abgeben, weil sie uns das Gebiet verpachtet als Vereinsgelände. Und in dem Moment muss geregelt sein, dass jeder, der bei uns fährt, auch versichert ist. Das läuft bei uns dann über den Verein.

Dominik: Es ist außerdem wesentlich interessanter Mitglied zu werden. Der Mitgliedsbeitrag liegt bei 48 Euro im Jahr, also vier Euro im Monat. Das ist einmal in der Pontstraße essen gehen.  \

» www.gelaendefahrrad-aachen.de