Und nach einfach so hört sich auch der Opener „Duquesne Whistle“ an, ein Rock“n“Roller mit fröhlichem Hawaii-Intro und ziemlich angeschrammter Stimme. Ähnlich locker-lässig wie zuletzt Dylans Konzerte geht „The Tempest“ weiter mit der Country-Nummer „Soon After Midnight“, in der ein Mann mit gebrochenem Herzen und leerem Geldbeutel auftritt.
Im kernigen Blues von „Narrow Ways“ treffen wir den Sänger dann mit Schmirgel-Stimme auf der Straße inmitten eines harten Landes. Von hier an gibt Dylan wieder den Storyteller früherer Jahre, dessen Geschichten wie Mythen aus dem alten Westen erscheinen.
Bob Dylan-Tribut an John Lennon
In einem langsamen Rocksong sinnt er über „Long And Wasted Years“ nach, schmiedet bei „Pay On Blood“ im countryesken, flimmernden Stil der „Basement Tapes“ bittersüße Rachepläne, erzählt zu Banjo und Fiddle-Begleitung in „Scarlet Town“ noch eine unheimlichere Geschichte aus dem Herzen Amerikas, der mit der Folk-Ballade „Tin Angel“ und dem epischen Titelstück weitere (Western-)Dramen über Liebe, Verlust und Tod folgen, unterbrochen von einem Blick auf die von gierigen Investment-Bankern gebeutelten USA der Gegenwart, unterlegt vom einem klassischen Muddy-Waters-Blues-Riff.
„The Tempest“ endet mit „Roll On John“, einem Tribut an John Lennon und zugleich ein leicht wehmütiger Rückblick auf Dylans eigenes Leben und seine Karriere, die mit alten Folksongs begann und inzwischen dort auch irgendwie wieder angekommen ist – zumindest bis zur nächsten Kreuzung. /// vst
Sony
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