Laufbahn

Kreative Selbermacher – Katrin und Jean-Marie Engel von nicenicenice

Katrin und Jean-Marie Engel sind die kreativen Köpfe hinter dem erfolgreichen Aachener Label »nicenicenice«. Seit zehn Jahren führt das Designer-Duo ein Atelier für Mode- und Wohnaccessoires, 2014 riefen sie den Designmarkt »Handmade Circus« ins Leben.
Ein Gespräch über Socken, viele Ideen und zu wenig Zeit.

TEXT ANJA NOLTE
FOTO NICENICENICE

Katrin Engel arbeitete als Grafikerin in einem Büro, aber ihr fehlte das produktive Arbeiten mit den Händen. Sie fing an, Schals zu nähen, und stellte sie bei DaWanda ein – zu einer Zeit, als der Online-Marktplatz gerade im Kommen war. Gleich am ersten Tag verkaufte sie drei Stück. »Das ist jetzt ziemlich genau zehn Jahre her«, erzählt sie.
In der Zwischenzeit sei viel passiert: Zum einen seien neue Produkte hinzugekommen, zum Beispiel die Socken für Erwachsene und Kinder, aber auch Decken, Kissen und Schmuck. »Wir wachsen in kleinen Schritten«, sagt das Designer-Duo. Kennengelernt haben sich die beiden bereits in der Fachoberschule für Gestaltung in Aachen, anschließend studierte Katrin Produktdesign an der FH und Jean-Marie wechselte – nach einem Ausflug in die Architektur – zum Studiengang Medien­design.

Dass sie von ihrer Idee leben können, stellte sich schon nach dem ersten Jahr heraus. ­Seitdem konzentrieren sie sich ganz auf ihr Atelier für Mode- und Wohnaccessoires »nicenicenice« – hinzu kommen Auftragsarbeiten, etwa im Bereich Fotografie. »In den ersten Jahren waren wir sehr viel unterwegs, um unsere Produkte bekannt zu machen«, berichten sie von den Anfängen. An 20, 30 Messen pro Jahr hätten sie teilgenommen – auf der »hello handmade« in Hamburg, einer der populärsten Märkte der deutschen Design- und Craftszene, sind sie jetzt schon im zehnten Jahr als Aussteller dabei. 2014 realisierten sie dann in Eigenregie einen Designmarkt für Aachen, der gleich im ersten Anlauf ein voller Erfolg war: »Wir hatten die Erfahrung und kannten viele Aussteller, die uns einen Vertrauensvorschuss gegeben haben. Wir haben gesagt, das wird gut, und sie haben mitgemacht.« Seitdem füllt der »Handmade Circus« jedes Mal die Aula Carolina: »60 Aussteller bekommen wir auf den 600 Quadratmetern untergebracht. Mittlerweile schicken wir doppelt so viele Absagen.«

Und wie schafft man es, solche Ideen in die Tat umzusetzen? »Mit viel Herzblut«, sagen die beiden. »Wenn man von einer Idee zu hundert Prozent überzeugt ist, kann man alles schaffen.« Einer der ersten, größeren Schritte sei damals sicherlich der eigene Online-Shop gewesen. Ein weiterer Meilenstein: die Auslagerung der Produktion. »Wir lassen unsere Schals in einer Weberei in Süddeutschland herstellen, die Socken in zwei deutschen Stickereien – eine für Erwachsenen-Socken, eine für Kinder-Socken.« Kleine Manufakturen zu finden, die die gewünschte Qualität garantieren, sei gar nicht so leicht: »Man kann froh sein, wenn man einen Eintrag in den Gelben Seiten findet – viele haben keine Online-Präsenz«, erzählen sie. Und gerade geht die Suche nach einer Schalweberei von vorne los: Der Zwei-Mann-Betrieb stellt zum Jahresende die Produktion aus Altersgründen ein.

Heute findet man die »nicenicenice«-Produkte mit ihren typischen geometrischen Mustern und harmonischen Farbkompositionen nicht nur in dem Online-Shop, sondern in diversen Ladenlokalen in Deutschland sowie über zahlreiche Händler weltweit. Aus England komme beispielsweise jedes Jahr eine größere Bestellung und in Japan sei man ganz verrückt nach den Krabbeldecken, erzählen sie. Vor fünf Jahren mieteten sie dann das Studio in der Moltkestraße an, weil die Wohnung – noch dazu im fünften Stock – aus allen Nähten platzte. Riesige Kartons mit Füllkissen und Decken stapelten sich im Wohnzimmer, zum Teil auch bei der Oma in der Garage. Das Studio, das jetzt gleichzeitig als Werkstatt und Ausstellungsraum dient, war ein Glücksfall: Mittlerweile wohnen die zwei mit dem Nachwuchs direkt nebenan. »Wenn ein Kunde vorbeikommt, öffnen wir einfach das Tor zum Hinterhof und laden zum Stöbern ein.«

Und was ist für die Zukunft geplant? »Wir haben viele Ideen für neue Produkte, das Problem ist die Zeit.« Ganz konkret stehe für das nächste Jahr eine Künstleredition mit bekannten Illustratoren auf der Agenda. »Irgendwann wäre auch ein eigenes Ladenlokal in der Innenstadt schön – der direkte Kundenkontakt macht uns immer noch am meisten Spaß.« \

Beruf: Produktdesigner
Katrin Engel hat an der FH Aachen Produktdesign studiert und als Grafikerin gearbeitet, bis sie sich 2009 mit »nicenicenice« selbstständig machte. Ihr Mann Jean-Marie hat zwei Jahre Architektur studiert, bevor er zum Studiengang Mediendesign an der FH ­Aachen wechselte. Um ein Unternehmen zu führen, von dem sie als Familie leben können, brauche man neben Kreativität vor allem jede Menge Herzblut und Disziplin: »Zum Alltag gehören auch Dinge wie die Buchhaltung, Steuern und rechtliche Regelungen, mit denen man sich intensiv beschäftigen muss. Das macht nicht immer Spaß, aber da muss man eben durch.«

2.-21.12.
„Xmas PopUp“
Nicenicenice Atelier für Mode- & Wohnaccessoires, Moltkestr. 14
Geöffnet Sa 11-14,
Di+Do 12-18 oder nach Termin

www.nicenicenice.de
www.handmadecircus.de
Instagram: nicenicenice

Weitere Termine
29.11.-1.12.+6.-8.12.
Verkaufsstand
­Weihnachtsmarkt Burtscheid

13.12.
Weihnachtsmarkt-Event
Café Fuchs

25.+26.1.
Designmarkt Handmade Circus
Aula Carolina