Laufbahn

Noch ganz Uni im Kopf?!

Die Psychologische Beratung der RWTH Aachen hilft Studierenden bei Lernschwierigkeiten, persönlichen Krisen und Belastungen. Ein Interview mit Diplom-Psychologin Kerstin Platt.

INTERVIEW VERENA BODENSTEIN
FOTO PIXABAY

Eine Hausarbeit hier, eine Klausur da, abends noch ein Tutorium besuchen und natürlich nicht die Vorlesungen vergessen. Die Uni kann einen ganz schön irre machen. Die Zentrale Studienberatung der RWTH Aachen bietet Studierenden und Promovierenden psychologische Beratung an. Egal, um welche persönliche Krise oder Belastung es sich handelt, jede und jeder Studierende ist hier willkommen und darf über seine oder ihre Sorgen sprechen. Kerstin Platt ist Diplom-Psychologin an der RWTH Aachen und gewährt einen Einblick in ihre Arbeit.

Frau Platt, mit was für Sorgen kommen die Studierenden zu Ihnen?
Ganz grob gesagt: Die Studierende kommen zu uns mit allen Themen, die sie im Leben beschäftigen. Mit studienbezogenen Themen, wenn es zum Beispiel um Lerntechniken geht, Motivation, das Gefühl von Gestresst-Sein oder Prüfungsangst. Doch auch private Belastungen werden in unseren Einzelsprechstunden thematisiert. Das können auch Konflikte im Freundes- oder Familienkreis sein.

Ist die Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden ein Thema in Ihrer Sprechstunde?
Ja, das ist ein Thema. In unserer Arbeit fassen wir das unter Persönlichkeitsentwicklung beziehungsweise Reifungskrise zusammen. Unsere Studierende sind teilweise sehr jung, manche 17 Jahre alt. Das Studium ist für sie der erste Abschnitt, in dem es um eigenständiges Wohnen, Haushalt führen und Alltagsorganisation geht. Dann kommt auch noch hinzu, dass viele von Zuhause wegziehen und in einer Stadt neu anfangen. Das heißt, neben dem Studium gibt’s ganz viele Baustellen, wo Neues aufgebaut werden muss. Und die ­Sicherheit zu entwickeln, das alles meistern zu können, die steht für viele noch aus. Wir in der Psychologischen Beratung helfen sehr gerne und entwickeln mit den Studierenden einen Plan, um Probleme zu lösen.

Wie wichtig ist es, die Psychologische Beratungsstelle frühzeitig aufzusuchen?
Das ist das Wichtigste. Wir können auch nur helfen, wenn wir genügend Zeit haben, um das Problem zusammen mit dem Studierenden anzugehen. Eine Prüfungsangst zum Beispiel kann nur sehr schwierig eine Woche vor Klausurbeginn behoben werden. Oft denken Studierende auch, ihre Sorgen und Probleme wären nicht relevant genug. Manchmal gibt es Studierende, die denken, mein Anliegen ist nicht so wichtig. Und dann sitzen sie in meiner Sprechstunde und ich denke mir: »Oh, gut, dass sie hier sind.« (lacht)

Die RWTH Aachen zählt zu einer der Exzellenzuniversitäten Deutschlands. Übt dieser Status Leistungsdruck auf die Studierenden aus? Und wenn ja, bekommen Sie das in Ihren Sprechstunden mit?
Der Leistungsdruck ist da, das merken wir in den Beratungen ganz, ganz deutlich. Doch ich würde das nicht dem Exzellenzstatus der RWTH zuschreiben. Die Studierenden setzen sich selber unheimlich unter Druck. Wenn man mal nachfragt: »Wie empfindet ihr das? Kommt der Druck von außen oder von euch selber?« Dann ist die Antwort häufig: »Ne, von außen ist gar nicht mal so viel Druck da. Doch ich habe die Sorge, es reicht später nicht für den Berufseinstieg.«

Was sind für Sie persönlich die schönsten Momente in Ihrem Beruf?
Wenn Studierende mit einer Prüfungsangst später sagen können: »Ich habe es geschafft.«

Oder bei Abschlussarbeiten. »Ich bin froh, dass ich’s hinter mir hab.« oder »Ich war erfolgreich, ich habe das Feedback und die Note ist besser als ich erwartet habe.« Das sind immer Momente, die mich sehr freuen.

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