E-Bikes sind cool, aber auch teuer. Zum Glück gibt’s da in Aachen eine Lösung: Mieten! Möglich macht’s das junge Startup Velocity, dessen Räder ihr mittlerweile an jeder Ecke findet. Mit Velocity-Gründer Dennis Brinckmann unterhielten wir uns über grüne Mobilität und seinen Plan für die Region Aachen.
TEXT SIMON WIRTZ
FOTO VELOCITY
Mittwoch, 15 Uhr, Termin bei Dennis Brinckmann. Großer Parkplatz, Flaggen vor der Tür, Sekretärin? Fehlanzeige. Stattdessen betritt man ein grün bepflanztes Open Space-Büro, in dem ein paar Schreibtische stehen. Fahrräder wurden direkt neben der Tür abgestellt, einige von Dennis‘ Kollegen stehen daneben und erzählen Witze und Geschichtchen. »Cola?«, fragt Dennis, und bietet mir einen Stuhl an. Natürlich wird hier Fritz-Cola getrunken.
Neu denken
Dennis hat an der RWTH studiert, 2014 hat er sein Studium abgeschlossen. Fachrichtung: elektrische Energietechnik. Schon während des Bachelors war für ihn klar, dass er die Theorie aus dem Hörsaal mal Menschen zu Gute kommen lassen möchte. »Es ist natürlich toll, wenn man etwas studiert und später dann Teil eines Projekts sein kann, das anderen hilft«, sagt Dennis. »Velocity war am Anfang nur eine Idee. Mich und auch andere Kommilitonen störte schon länger, dass man in Aachen – mal abgesehen vom Auto – fast nur mit dem Bus rumkommt. Beim Radfahren kommt man aufgrund der Geographie der Stadt schnell ins Schwitzen, es gab da also für den Arbeitsweg keine sehr umweltfreundliche Lösung«. Mit Hilfe eines Professors, den Dennis und seine Kommilitonen an Bord gewinnen konnten, wurden erste Konzepte erarbeitet. Schnell war klar: E-Bikes sollen es sein. Für jeden, egal ob Student oder Berufstätig. Bezahlbar, verfügbar, praktisch. Doch ganz so einfach war es dann doch nicht.
Eigenentwicklung
»E-Bikes waren 2014 noch recht neu in Deutschland. Kein Anbieter hatte ein fertiges Konzept mit Verleihstationen«, erinnert Dennis sich. »Also mussten wir ran! Mit unserem Know-How haben wir Elektrofahrräder von Streetscooter, also Aachener Produkte insofern umgebaut, dass sie an Verleihstationen geladen und registriert werden können. Los ging’s mit 200 Stück«. Das Prinzip ist dabei denkbar einfach: Ein neuer Nutzer registriert sich online, erhält eine Kundenkarte, und kann damit direkt an den Stationen die Fahrräder ausleihen. Die Bezahlung funktioniert bargeldlos. »Da wir mittlerweile fast überall eine Station haben, kann man sich frei bewegen und das Rad wieder in einer anderen Station parken«, erklärt Dennis. Genutzt wird das Angebot vor allem von Pendlern und Studenten. »Die meisten Fahrten finden in der Rush-Hour statt, meist vom Hauptbahnhof zum Campus Melaten und zurück«. Doch auch am Wochenende sind die schnellen Räder gefragt. »Am Wochenende geht es so um 13 Uhr los. Dann machen viele Radtouren, fahren an den See«, erklärt Dennis. »Besonders freut mich, dass wir mit jeder einzelnen Fahrt der Umwelt und uns Stadtbewohnern etwas Gutes tun«. Aber Dennis ist noch nicht ganz zufrieden: »Da ist noch Luft nach oben. Unser Ziel ist es, in Aachen 1000 E-Bikes anzubieten, damit noch mehr Menschen umsteigen. Außerdem wollen wir weiter expandieren, denn auch die Bewohner anderer Städte sehnen sich nach weniger Feinstaubbelastung und mehr Lebensqualität. Konkret für die Region Aachen haben wir uns vorgenommen, Pendler aus der Nähe, also zum Beispiel aus Alsdorf oder Stolberg an ein Radverkehrsnetz anzuschließen, sodass sie auch ihre Arbeitsstelle in Aachen ohne Mühe und umweltschonend erreichen können. Daran arbeiten wir gerade«.