Das Aachen nachhaltig sein kann, das zeigen Initiativen wie Aachen Unverpackt. Der 21-jährige Paul Deubner ist einer der Gründer der Initiative und weiß, wie man nachhaltig lebt. Im Interview mit uns sprach er über nachhaltige Lebensweisen, politische Denke und zukunftsnahe Pläne.
TEXT VERENA BODENSTEIN
FOTO VERENA BODENSTEIN
Du bist einer der Gründer von Aachen Unverpackt. Erzähl uns doch kurz, was genau dahintersteckt.
Aachen Unverpackt ist eine kleine studentische Initiative, die vor einem Jahr zusammenfand, um mehr Menschen für Nachhaltigkeit sensibilisieren zu können. Wir klären auf und veranstalten regelmäßige Workshops an Schulen oder auch Müllsammel-Aktionen.
Was waren deine Beweggründe für Aachen Unverpackt?
Ich habe während meines europäischen Auslandsfreiwilligendienstes auf einem ökologischen Bauernhof in den Niederlanden gearbeitet und dort auch in einem Unverpackt Laden gearbeitet. Als ich dann nach Aachen gezogen bin, dachte ich mir: das brauchen wir hier eigentlich auch. Ich wollte eine Möglichkeit für einen nachhaltigeren Lebensstil schaffen und für nachhaltige Produkte. Uns Gründern war es wichtig, die Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Das haben wir dann auch – unter anderem mit dem Event »Unverpackte Ideenschmiede« – getan. Und ohne unser großes Zutun, hat Shopinhaberin Melanie Budde dann relativ zeitnah einen Unverpackt Laden in Aachen eröffnet: »Unverpacktes Glück«
Warum findest du das Thema Umweltschutz so wichtig?
Ich habe mich zu Anfang meiner Jugend politisiert. Das kam größtenteils über politisches Kabarett, aber auch durch Bücher von Harald Welzer, die mich sehr bewegt haben. Ich wusste, dass jeder seinen Teil dazu beitragen kann, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Für mich war schnell klar, dass eine nicht nachhaltige Lebensweise auf der Welt das dringenste Problem darstellt.
Wie sehr lebst du persönlich nachhaltig?
Ich versuche mit möglichst wenig Aufwand nachhaltig zu leben, indem ich zum Beispiel möglichst wenige Tierprodukte konsumiere. Ich achte bei Produkten auf Regionalität und eine gute Ökobilanz. Das sind Dinge, die man allein mit der Kaufentscheidung bewegen kann. Dazu stelle ich mein nachhaltiges Deo und Waschmittel selber her. Für mein Waschmittel brauche ich zum Beispiel nur Efeu, Waschsoda und Wasser zum Waschen.
Du beschäftigst dich wirklich viel mit dem Thema Nachhaltigkeit, oder?
Das zum einen, und wie wir sie den Menschen näherbringen können. Manchmal denke ich, wir brauchen eine Art nachhaltigen Populismus, um ausreichend schnell agieren zu können. Da kann man sich ruhig an den Waffen der Rechten bedienen. Wir könnten eine emotionalere Debatte über Klimawandel führen und Menschen viel besser auf den Pfad Richtung Nachhaltigkeit mitnehmen, wenn wir weniger wissenschaftlich argumentieren.
Gibt es anstehende Aktionen von Aachen Unverpackt, bei denen man mitmachen kann?
Wir setzen in nächster Zeit einen Do-It-Yourself-Workshop fort. Beim ersten Workshop haben wir über aktuelle Umweltbelastungen gesprochen und im Anschluss ein paar Rezepte ausprobiert, weil wir zeigen wollten, wie einfach man nachhaltige Produkte selber herstellen kann. Aus Kichererbsen haben wir Schokoladenhummus gemacht und wir haben auch nachhaltige Spülmaschinentabs hergestellt. Der zweite Teil des Workshops findet am 13. September in der CAJ Werkstatt Cardijn in Eupen statt. Am 24. Oktober bieten wir dann noch einen nachhaltigen Stadtspaziergang an, bei dem wir Möglichkeiten für nachhaltiges Einkaufen zeigen wollen. Startpunkt ist der 24. Oktober um 15 Uhr. Wo, das wird bald auf Facebook bekannt gegeben.
Du studierst zurzeit Umweltingenieurwissenschaften an der RWTH Aachen, schon einen Plan, wohin es mal später für dich beruflich gehen soll?
In meinem Studiengang gibt es viele verschiedene Richtungen. Daher bin ich mir da noch nicht ganz so sicher. Doch die Richtung »Nachhaltiges Bauen«ist interessant. Ich würde gerne mit nachhaltigen Rohstoffen arbeiten und energieeffiziente Baukonzepte kennenlernen. Das finde ich spannend.
Doch zunächst einmal geht es für dich auf Reisen. Wohin geht es genau?
Ich wollte mal etwas anderes kennenlernen und habe mir für mein Auslandssemester Istanbul ausgesucht, weil ich mir davon die größte kulturelle Bereicherung verspreche. Meine Erfahrung hat mir gezeigt: Je größer der Kulturschock oder die Vorurteile, die man gegenüber der Bevölkerung hat, desto größer der kulturelle Mehrwert, den man letztendlich mit nach Hause nehmen kann. Und auch hier ganz wichtig: Auch bei einem Auslandssemester kann man aufs Fliegen verzichten. Nach Istanbul komme ich mit dem Fernbus und Zug. Dauert zwar länger, ist dafür aber auch klimafreundlicher.
Es ist bald Semesterstart, hast du ein paar Tipps für Studenten. Wo kann man zum Beispiel in Aachen gut essen gehen?
Da würde ich auf jeden Fall Laura’s Souldfood empfehlen, ein Imbiss im Frankenberger Viertel. Der Umgang ist dort sehr persönlich und man bekommt bei Laura’s Soulfood gute regionale, umweltfreundliche, und noch dazu günstige und slowfood-zertifizierte Kost. Zum Beispiel eritreisch-äthiopischen Injera, Sauerteigfladen mit unterschiedlichen Dips. Das ist ein Rezept aus Lauras Heimat. Unglaublich gut!