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»Blaue Flecken sind nicht selten«

Unter Cheerleadern stellen sich viele lächelnde Mädchen in engen Kostümen vor, die mit ­Pom-Poms herumwedeln. Die Bats aus Aachen lassen das nicht gelten. Sie sagen, der Sport habe sich weiterentwickelt – und sei so fordernd wie noch nie. Ein Ortsbesuch.

TEXT SIMON WIRTZ
FOTO UPMACHER

Mittwochabend, kurz vor sechs. Langsam füllt sich der Schulhof vor der Sporthalle. Immer wieder muss der Kreis vergrößert werden, den die Mädchen gebildet haben. Man redet über das anstehende Wochenende, über gemeinsame Freunde, über die Schule. Dann kommt Anne, die Trainerin, und es geht los: Rein in die Halle, warm machen ist angesagt. Joggen, Sit-Ups, Spagat, Brücke. Musik aus den Charts läuft so laut, dass Anne schreien muss, um gehört zu werden. Next: Stunting. Das bedeutet im Klartext, dass die Mädchen Hebefiguren machen. »Das sieht viel einfacher aus, als es ist«, meint Trainerin Anne. »Dafür trainieren wir Jahre. Man muss fit sein, richtig viel Kraft haben, Körperspannung, und seine Höhenangst überwinden. Denn bei so einer Figur kann es schon mal ein paar Meter in die Höhe gehen«, erklärt sie. Die ersten Stunts sind gut gegangen, alle klatschen begeistert.

Klischee
Anne ist seit neun Jahren Cheerleaderin. Sie hat den Sport zufällig entdeckt, hat sich einfach mal ein Probetraining angeschaut. »Am Anfang war ich noch sehr schüchtern. Das war alles sehr schnell und laut, und teilweise echt gefährlich«, erinnert sie sich. Doch sie wollte es versuchen – und ist froh, vor neun Jahren mit Cheerleading begonnen zu haben. »Ich finde einfach toll, wie viel Freude und Teamgeist wir haben. Das findet man in keinem anderen Sport! Alle müssen zusammenhalten, sonst haben wir ein großes Problem, wenn jemand mal drei Meter hochgeschleudert wird und falsch aufkommt. Und wir halten zusammen, absolut«. Auch die 18-jährige Cindy ist schon länger dabei. »Angefangen habe ich vor 12 Jahren«, sagt sie. »Der Sport ist für mich einfach eine Kombination aus Akrobatik und Tanz, und macht dazu richtig Spaß«. Doch eines stört sie: »Wir werden belächelt, das muss man ganz klar sagen. Viele denken, da käme eine Truppe von süßen Mädchen mit Schleifen und Pom-Poms, die schön lächeln und einen Tanz aufführen – also das ist alles andere als Sport für die.« Ihre Teamkollegin ergänzt: »Das stimmt einfach, absolut. Und dabei ist Cheerleading so viel mehr! Wir benutzen schon lange keine Pom-Poms mehr, und auch auf dem Feld sind wir eher selten. Das war alles früher mal. Der Sport hat sich weiterentwickelt: Heute nehmen wir zweimal jährlich an großen Turnieren teil, messen uns mit anderen Teams aus ganz Deutschland. Es geht immer höher hinaus, die Figuren werden komplizierter. Der Sport fordert immer mehr. Nach fast jedem Training habe ich blaue Flecken! Also, um es so zu sagen, da ist nichts mehr mit schönen Tänzen«.

Nicht nur für Teenager
Das Cheerleading nicht nur für Teenager ist, beweist die 35-jährige Sarah. Seit 20 Jahren ist sie dabei, hat damals mit 15 miterlebt, wie der Sport sich langsam in Deutschland etablierte. Sie liebt den Sport, die Kombination verschiedener Elemente, das hat sie nach zwei Jahrzehnten herausgefunden: »Ich habe auch zwischendurch mal andere Sportarten ausprobiert, aber nirgendwo gab es so einen tollen Zusammenhalt und so viel Spaß wie bei den Cheerleadern!«, ist sie überzeugt. Dass sie viel älter als ihre Teamkolleginnen ist, macht ihr nichts aus. »Klar, irgendwann muss man aufhören. Aber solange ich Spaß dran hab und im Team integriert bin, bleibe ich. Ich kann mir einfach keinen schöneren Sport vorstellen«.

Was für dich?
Wer sich schon immer mal als Cheerleader versuchen wollte oder einfach neugierig ist, kann jederzeit beim Training der Bats vorbeischauen. Meldet euch dazu am Besten direkt bei den Trainern! Erreichen könnt ihr sie über Facebook und Instagram.  \

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