Felix Jekat kam nach Aachen, um Physik zu studieren. Wie alle anderen saß er jahrelang im Hörsaal, schrieb Berichte, besuchte Seminare. Am Ende reichte ihm das nicht. Er will den Doktortitel. Doch was kann an Physik so spannend sein? Über einen jungen Mann, der Blitze genial findet und liebend gerne Elektronen zählt.
TEXT SIMON WIRTZ
FOTOS UPMACHER
Felix empfängt mich im Seminarraum. Tischreihen, Stühle, eine Tafel. Mehr nicht. Doch er fühlt sich hier sehr wohl. »Das ist meine vertraute Umgebung, hier bin ich gerne«, sagt er. Ob er sich als Physikbegeisterter sieht? »Ja, das kann man sagen«. Aber das war nicht immer so, wie Felix dann erklärt: »Groß geworden bin ich in Münster, und eigentlich wusste ich als Kind nicht, was ich später mal werden wollte. Klar, im Kindergarten wollte jeder Feuerwehrmann und Müllwerker werden, am liebsten gleich beides. Das fand ich auch mal toll. Aber später, als viele sich dann schon ernstere Gedanken machten, hatte ich keinen Plan. Ich war einfach keiner, der unbedingt in die Fußstapfen seines Vaters treten wollte oder ein richtig krasses Interesse an einer Sache hatte«. Wer kennt das nicht? Doch irgendwann änderte sich das bei Felix: »Ich dachte einfach über vieles nach. Physik mochte ich, und ich denke, ohne diese Wissenschaft wüssten wir so wenig über die Erde und unsere Umgebung. Dazu hatte ich ’nen tollen Lehrer damals, auch im LK, der den Stoff lebendig machte!« Felix’ Interesse war geweckt. Mehr als das – er wollte jetzt unbedingt Physik studieren, mehr erfahren. Also ging es nach Aachen. »Die RWTH hat einen sehr guten Ruf, auch international, und die Lehre ist einfach hervorragend. Ich wollte auch mal aus Münster raus, aber nicht direkt ins Ausland oder in eine Großstadt. Aachen hat für mich die perfekte Größe, und mit der RWTH und dem Physikzentrum war es ein absoluter Treffer«, freut er sich.
Ein ganzer Aachener
»Als ich in Aachen ankam, kannte ich nichts. Die Stadt und die Menschen sind natürlich ganz anders als im Münsterland. Und Ausdrücke wie ›Au banaan‹ haben mich echt beschäftigt«, sagt der Doktorand belustigt. »Es brauchte Zeit, um mich einzugewöhnen, die ich neben dem Studium dann auch fand. Ich konnte die Stadt mit ihren Bars und Restaurants erkunden, mir die Umgebung anschauen. Und ich muss sagen: Es hat mir jedes Jahr besser gefallen«, antwortet der Doktorand, wenn man ihn auf seine Zeit in Aachen anspricht. Aber auch in der Uni gefiel es ihm gut. »Das Studium war richtig gut. Interessant aufgebaut, wir hatten außerdem immer sehr engagierte Professoren«. Besonders gut gefällt Felix auch der hohe Praxisanteil des Studiums: »Viele, viele Experimente, die wirklich interessant sind. Man beobachtet etwas und fragt sich, wie das überhaupt möglich sein kann. Das ist verblüffend! Und später lernt man, wie es funktioniert, und kann es nachmachen und sogar weiter erforschen«.
Blitze, Musikwellen und Laser
Felix möchte sein Wissen nicht für sich behalten. Ihm macht es Spaß, Phänomene zu erklären. Eine Veranstaltung, auf die der Doktorand sich deshalb jedes Jahr besonders freut, ist die Wissenschaftsnacht. »Das ist quasi der Tag der offenen Tür der Physikwissenschaft. Und da stehen keine Schautafeln in verstaubten Räumen rum, sondern es gibt action!« Felix ist aufgeregt. »Blitz, Musik, Laser aber auch Theatervorstellungen und Vorträge über Psychologie werden geboten. Wir von der Physik haben zum Beispiel eine Hochspannungsshow im Programm, die regelmäßig so voll ist, dass wir die Türen schließen müssen. In der Show zeigen wir, wie mächtig Strom eigentlich ist. Da macht’s auch mal ›Peng‹. Da muss man Respekt vor haben. Wie ein Stromblitz durch den Körper geleitet wird, die Haare zu Berge stehen lässt, oder auch wie Musik durch Stromwellen übertragen werden kann, das alles kann man veranschaulichen. Eine gute Sache für Leute, die Alltagsphänomene erleben möchten, und sich auch ein bisschen für die Logik dahinter interessieren«. Die Wissenschaftsnacht endet mit einer Afterparty, auf der Profs auflegen. Ob Doktorand Felix auch mal auflegen möchte, wenn er dann Professor ist? »Erstmal überhaupt Prof werden, dann auflegen«, lacht er. \
Vorlesung in nur 8 minuten
Während der RWTH-Wissenschaftsnacht »5 vor 12« am 8. November stehen die Hörsäle der Uni allen ab 19 Uhr offen. Das Programm hat es in sich: Vom Roboterclub über die Psychologie bis hin zu englischen Theaterstücken, der Hochspannungsshow der Physiker und vielen anderen Veranstaltungen haben die Akademiker ein Programm zusammengestellt, das so schnell nicht langweilig wird.
Was ist bitte ’ne »Laserharfe«?
Der Laser hat einen Siegeszug durch die Labore und Fabriken dieser Welt angetreten und ist aus dem heutigen Alltag nicht mehr wegzudenken. Auch zu Unterhaltungszwecken wird Laserlicht gerne verwendet. Ein besonders schönes Beispiel ist die Laserharfe. Im Rahmen des Vortrags werden die Besonderheiten der Laserharfe als Musikinstrument präsentiert sowie die technische Realisierung vorgestellt. Im Anschluss: Lasershow!
»Laserlicht zum Anfassen –
Musizieren mit Licht«
C.A.R.L., H03, 19 Uhr
Die mit dem »Peng«!
In dieser Show holt die Fachgruppe Physik Blitz und Donner in den Hörsaal und zeigt an beeindruckenden Experimenten mit Hochspannung, wie man künstliche Blitze erzeugen und in verschiedenen Materialien sogar einfangen kann. Hier wird auch mit Blitzen Musik gemacht. Das Publikum wird ein Teil der Show und kann hautnah miterleben, wie es sich anfühlt, unter Strom zu stehen.
»Faszination Hochspannung«
C.A.R.L., H11, 19 Uhr
Die Zeit läuft …
Hier treten Wissenschaftler gegeneinander an. Aber langwierige Erklärungen und Schachtelsätze müssen sie sich sparen, denn jeder hat nur 8 Minuten Zeit! Im großen Wissenschaftswettstreit gilt es, dem Publikum das eigene Wissensgebiet auf unterhaltsame und originelle Weise zu präsentieren. Am Ende entscheiden die Zuschauer, wer als Sieger nach Hause geht.
»RWTH Science-Slam –
der Wettstreit des Wissens«
Audimax, großer Hörsaal, 20 Uhr