Laufbahn

Oldies and Goldies: Oldtimer-Restaurator Nico Markenstein

Nico Markenstein hat früh festgestellt, dass Schule nicht sein Ding ist – Autos jedoch schon. Seine Entscheidung damals: kein Abitur machen und lieber direkt in eine Ausbildung als Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker durchstarten. Heute ist der 29-Jährige Inhaber der Markenstein Oldtimerrestaurierung und froh, damals die Entscheidung getroffen zu haben. Ein Bericht über eine außergewöhnliche Karriere, Freundschaft und eine große Leidenschaft für alte Auto-Schätzchen.

TEXT VERENA BODENSTEIN
FOTOS UPMACHER

Keine Frage, beim Eintritt in Nico Markensteins Werkstatt schlagen die Herzen von Oldtimer-Liebhabern höher. Ein Mal durchgezählt: Eins, zwei, drei … sechs Oldtimer – unter anderem Porsche – stehen dort frisch poliert. Behutsam bewegt man sich in der offenen, lichtdurchfluteten Werkstatt zwischen den Autos. Hier stehen tatsächlich einige Euros herum – quasi Einfamilienhäuser. Nico beeindruckt das wenig. Lächelnd steht er in der Halle und erklärt, was man bei der Restaurierung eines Oltimers beachten sollte: »Die Spiegelung des Lichts darf sich auf der Autooberfläche nicht wellen, sondern muss einheitlich verlaufen. Dann weiß man, dass gute Arbeit dahintersteckt«. Für ihn ist das Alltagsmusik. Schon als Jugendlicher schraubte und werkelte er gemeinsam mit seinem Vater an Autos herum. Damals war ihm jedoch noch nicht bewusst, dass daraus mal seine Berufung werden würde.

Als er in der zehnten Klasse am Goethe-Gymnasium in Stolberg war, fiel ihm die Schule schwer. Seine Noten waren nicht so dolle, sodass auch seine Versetzung ins nächste Schuljahr auf der Kippe stand. »Ab einem gewissen Zeitpunkt war Schule einfach nichts mehr für mich«, sagt er heute. Meistens ist dieses Szenario für Eltern bereits Grund, in Panik zu geraten. Nicht für Nicos Eltern. Sie behielten einen kühlen Kopf. Nach einem Friseurbesuch kam seine Mutter eines Tages nach Hause und berichtete ihm von einem Auto-Restaurationsbetrieb, der nach Auszubildenden suchte. Einige Zweifel hatte Nico schon. »Ist die Ausbildung auch das Richtige für mich?«, fragte er sich.

Während der zehnten Klasse machte er ein dreiwöchiges Pflichtpraktikum bei Porsche, was ihm aber gar nicht gefiel. »Die Mechanik an modernen Fahrzeugen ist nicht mein Fall, viele Teile werden einfach ausgetauscht, der Aspekt der handwerklichen Fertigung fehlte.« Nee, darauf hatte er wirklich keine Lust. Trotzdem gab er dem Tipp seiner Mutter eine Chance: Während der Weihnachtsferien 2006 machte er ein Praktikum bei Niermann Fahrzeugtechnik und änderte seine Meinung. Mit alten Porsche arbeiten, viel schweißen … richtig ursprüngliches Karosseriehandwerk eben. Das war sein Ding.

Dort lernte er auch seinen späteren Ausbilder Bernhard Müller kennen. Nach dem Praktikum war für Nico eins klar: Das will ich machen. Es kam, wie es kommen sollte. Nach dem Praktikum hatte Nico noch weniger Lust auf Schule, ging nach der Jahrgangsstufe 11 ab und ließ sich von Bernhard zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker mit Schwerpunkt Karosserie- und Instandhaltungstechnik ausbilden. Aus einer Bekanntschaft wurde eine tiefe Freundschaft, die bis heute anhält und bereits durch dick und dünn führte. Selbst als Bernhard den Betrieb wechselte, machte er Nico zur Bedingung: »Arbeit? Nur mit meinem Azubi!« So wechselte Bernhard zu Classic Racing Cars, Nico im Schlepptau.

Dass er sich eines Tages mal selbständig machen wollte, war für Nico bereits im ersten Lehrjahr klar. Bernhard – der wohl beste Ausbilder der Welt – unterstützte Nico von Anfang an bei seiner Idee und lehrte ihn alles, was zur Realisation seines Traumes notwendig war. Dreieinhalb Ausbildungsjahre, ein Gesellenjahr und drei Jahre Teilzeitarbeit mit KFZ-Techniker-Meisterprüfung später konnte Nico endlich seinen Traum verwirklichen. 2015 machte er sich selbstständig und ließ sich bei der Handwerkskammer in die Handwerksrolle Karosserie- und Fahrzeugbau plus Kraftfahrzeugtechnik eintragen. Eine Person durfte bei Nicos Verwirklichung nicht fehlen: Bernhard. Nico sagt: »Am Ende sind es doch nur eine Hand voll Leute, die einem richtig ans Herz wachsen. Und Bernhard ist für mich einer davon.« So taten sich Nico, Bernhard und ein weiterer Kollege zusammen und Nico gründete Markenstein Oldtimerrestaurierung.

Seitdem lebt Nico seinen Traum. Das Unternehmen wächst und zusammen mit seinem Team steckt er alles in die Restaurierung von Autos: »Wir behandeln jedes einzelne Auto so, als wäre es unser eigenes. Es ist halt wirklich unsere Leidenschaft«. Zum Schluss verrät Nico, dass seine Kollegen gerne auf der Arbeit singen. Singende Karosseriebauer? Ganz offensichtlich ein Beruf, der nicht nur Nico glücklich macht. \

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