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Vorsicht, Lacrosse!

Schnell, brutal, klug: Die kanadische Trendsportart Lacrosse ist beliebter als gedacht und schon lange nicht mehr nur was für Royals. neo-Redakteur Simon Wirtz war zu Gast bei dem Bundesligisten Aachen Lacrosse und hat sich den Sport mal genauer angesehen.

TEXT SIMON WIRTZ
FOTO UPMACHER

Vorsicht!«, ruft Felix. Mit voller Geschwindigkeit brettert ein Ball auf mich zu, glücklicherweise kann ich im letzten Moment noch ausweichen. Der Ball fliegt ins Aus. »Willkommen bei Lacrosse!«.

Lacrosse kommt aus Kanada und wird schon seit über 100 Jahren gespielt. Damals noch olympisch, ist der Sport heute vor allem in nordamerikanischen Colleges und Unis beliebt und somit ganz klar als Breitensport bei den jungen Leuten angekommen. Aber lange nicht nur in Amerika, auch in Europa wird »LX«, wie Lacrosse oft geschrieben wird, immer beliebter. Aber wie wird es eigentlich gespielt? So: Zehn Spieler sind in einer Mannschaft, alle tragen Helme und Handschuhe. Mit den Sticks, die alle Spieler haben, passen sie sich gegenseitig einen kleinen Hartgummiball zu. Ziel ist es, diesen im gegnerischen Tor zu versenken. Gespielt wird auf einem 45 Meter breiten und 102 Meter langen Feld. Spiellänge: vier Mal 20 Minuten.

In Deutschland hat sich Lacrosse 1993 etabliert, als Austauschschüler aus den USA in München und Berlin die ersten Vereine gründeten.  Fünf Jahre später, 1998, kam der Trendsport dann auch nach Aachen – und ist heute fest in die Struktur des VfL 05 an der Eupenerstraße integriert. »Der Verein hat die Lacrosse-Abteilung fest aufgenommen. Das ist schön, weil wir daran sehen können, dass Lacrosse akzeptiert wird«, erklärt Felix.

Unikurse
Wie kommt man eigentlich dazu, Lacrosse zu spielen? Auf dem Sportplatz hört man da ganz verschiedene Antworten. Manche haben es mal ausprobiert, weil ihre Geschwister schon Lacrosse spielen – der klassische Weg. Aber das ist die Minderheit in diesem Sport. Die allermeisten haben Lacrosse das erste Mal an der Uni gespielt, und sind am Stick geblieben. So wie Jannes: »Ziemlich viele von uns haben das erste Mal einen Lacrosse-Schläger in der Hand gehabt, da waren wir Bachelorstudenten. Ist halt was ganz Neues dann. Vorher hab ich nicht mal gewusst, was Lacrosse überhaupt ist und wie das gespielt wird«. »Aber das ist auch das Besondere an diesem Sport: Du kannst hier in wenigen Jahren richtig gut werden, während du in anderen Sportarten als kleines Kind schon trainieren musst, um nachher auf einem halbwegs vernünftigen Level spielen zu können«, ergänzt Felix seinen Teamkollegen. Das mag auch daran liegen, dass es in Deutschland nur 55 registrierte Teams gibt – also viel weniger Konkurrenz für Felix und seine Teamkollegen, als sie zum Beispiel im Fußball hätten. Spaß macht’s trotzdem – und wie! Die meisten in der Mannschaft sind über den Hochschulsport auf Lacrosse aufmerksam geworden – der VfL 05 bietet jedes Semester Schnupperkurse an.

Kein reiner Männersport
Dass Lacrosse kein reiner Männersport ist, macht uns Lisa deutlich, die Captain des Frauenteams des Vereins an der Eupenerstraße ist: »Natürlich spielen auch Mädchen und Frauen Lacrosse. Nicht zusammen mit den Männern, denn die spielen nach leicht anderen Regeln. Wir spielen taktischer, bedachter, und weniger brutal«. Genauso schnell wie bei den Männern geht es allerdings auch in Lisas Team zu. »Der Sport erfordert Geschicklichkeit und Tempo. Wer zu lange auf einem Fleck steht, dem wird der Ball abgenommen«, sagt ihre Teamkollegin. Wie bei den Männern, fanden auch die meisten Spielerinnen ihren Weg zum Sport über die Uni: »Es gibt auch für Frauen Lacrosse-Kurse beim RWTH-Hochschulsport, die ziemlich gut besucht sind. Sehr viele der Teilnehmerinnen machen bei uns weiter, nachdem das Semester vorbei ist. So finden sie einen neuen Sport, der zu ihnen passt, und wir haben neue Teamkolleginnen«, freut sich Lisa. Aber warum eigentlich ausgerechnet Lacrosse? »Der Sport ist cool, weil ihn nicht jeder kennt. Dadurch entsteht eine viel familiärere Atmosphäre als bei anderen Sportarten, auch in der Bundesliga. Und Lacrosse macht einfach ­richtig Spaß«, findet Lisa. Gut finden Felix und Lisa auch die Gemeinsamkeit, die es bei Aachen Lacrosse gibt: »Männer- und Frauenteams trainieren zur gleichen Zeit, das hat man nicht oft. Das ist gut, weil man so die Vereinsstruktur stärkt«. Auch auf Partys und Weihnachtsfeiern gehen beide Teams zusammen.

Was für dich?
Wer jetzt interessiert an »LX« ist, sollte weiterlesen: »Wir suchen Nachwuchs! Ob Student, Schüler oder Azubi, Lacrosse ist immer einen Einblick wert«, findet Felix. Beide Teams trainieren montags, mittwochs und freitags auf dem Sportplatz des VfL 05 an der Eupenerstraße. Ausrüstung kann ausgeliehen werden. Wer mehr über die Sportart erfahren möchte oder ein Probetraining machen möchte, kann sich direkt an Aachen Lacrosse wenden.  \

 

Aachen Lacrosse
Eupenerstraße 230, Aachen
laix.de