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Mallorca-Sänger: Von Metall nach Malle

Patrick Portnicki ist von Haus aus Rockmusiker. 13 Jahre lang war er Sänger und Songwriter der Aachener Post Hardcore Band Start A Revolution, die in dieser Zeit zwei Alben veröffentlichte und unter anderem durch Russland tourte. Jetzt ist er solo unterwegs und singt und produziert Partyschlager wie »Bierkapitän« und »Bruce Will es«. Wir haben ihn gefragt, wie es zu seiner musikalischen Neuorientierung kam und was sein Umfeld dazu sagt.

INTERVIEW LILLITH BARTCZAK
FOTO DAVID PORTNICKI

Vom Rocker zum Partyschlager-künstler. Wie kommt’s ?
Für mich sind die Musikrichtungen Hardrock und Partyschlager kein totaler Widerspruch. Egal, was man normalerweise für Musik hört, es gibt immer Partys, bei denen Songs gespielt werden, die jeder mitsingen kann. Im Büro habe ich früher oft die Kollegen mit Micki Krause oder Ikke Hüftgold genervt, kurz vor Feierabend mal kurz »Dicke Titten, Kartoffelsalat« angeschmissen. Das ist halt mein Humor. Und wenn wir mit der Band unterwegs waren, waren wir meistens eher albern als ernsthaft. 2012 haben wir Gangnam Style gecovert. Wir waren immer offen für Themen, die Spaß machen.

Und ab wann wurde aus dem ganzen dann eine Geschäftsidee?
Irgendwann reifte die Idee heran, wie das wäre, wenn ich es selbst mal mit Partyschlager versuchen würde. Im Herbst 2016 habe ich erfahren, dass ein ehemaliger Bandkollege von Pencilcase, der ein Tonstudio besitzt und früher immer Rockmusik produziert hat, auf Schlager umgestiegen ist. Meine erste Reaktion war: »Hör mal, ist das dein Ernst?!« Er meinte nur: »Komm halt mal vorbei!« Also hat er mir das alles gezeigt und mir erklärt: »Seit ich den Brander Karnevalsprinzen produziert habe, rennen mir die Leute hier die Bude ein!« Wahnsinnig viele Leute wollten von ihm Schlager geschrieben haben und aufnehmen. Die meisten davon konnten nicht mal wirklich singen. Das Geschäft lief so gut wie noch nie. Da dachte ich mir, Patrick, du bist doch kreativ, findest diese Art von Musik lustig UND du kannst sogar singen, wie wäre das, wenn du das einfach mal selbst ausprobierst. Also bin ich nach Hause gefahren und habe den »Bierkapitän« geschrieben.

Wie hat dein Umfeld auf deine musika-lische Neuorientierung reagiert?
Mund auf, Kinnlade runter. (lacht) Erstmal waren alle perplex, vor allem die Jungs aus der Band. Aber wir sind offene Leute und später war die Reaktion eher »Warum auch nicht?«. Kann ja jeder machen und hören was er will. Wenn einer privat Elektro hört oder zum Töpferkurs geht, ist es auch okay. Es schließt sich schließlich nicht gegenseitig aus.

Wie sieht es mit der Band aus?
Ich bin noch Mitglied der Band, aber ich habe mich fürs Erste etwas zurückgezogen. Gerade durch die Existenzgründung für das Label und da ich aus privaten Gründen aus Aachen weggezogen bin, hatte ich einfach nicht mehr genug Zeit. Die Band setzt deshalb im Moment auf Aushilfssänger. Aber wenn ich es zwischendurch mal realisieren kann, bin ich immer noch beim ein oder anderen Live-Konzert am Start. Und mit den Jungs stehe ich auch immer noch in gutem Kontakt. Malik, der hier mit am Tisch sitzt, hat zum Beispiel das Logo von »Geile Mucke Records« designt. Und wenn die Gage stimmt, würde er sicher auch mal als Back-ground-Tänzer einspringen. (beide lachen)

Erzähl mal aus deinem Leben als Musikproduzent. Das hast du ja vorher nicht gemacht, oder?
Vor einem Jahr habe ich nach sechs tollen aber kräftezehrenden Jahren bei der Sprecheragentur SprecherSprecher.de aufgehört. Ich hatte damals einen leichten Hörsturz und habe dadurch gemerkt, dass ich total ausgebrannt war. Ich musste was anderes machen. Es war aber klar, dass ich noch nicht von meiner Party-schlager-Musik leben kann. Ich musste mein Repertoire erweitern. Die erste Idee: Songs schreiben. Ich wollte aber auch das komplette Paket von der ersten Songidee bis zum fertigen Produkt anbieten können.

Wie lief das ab?
Durch die Band hatte ich schon Erfahrungen mit der Musikproduktion, doch ich musste mich trotzdem intensiv einarbeiten. Ein halbes Jahr lang habe ich quasi kaum geschlafen und mich vollkommen in die Materie vertieft, Tutorials geschaut ohne Ende und viele Sachen ausprobiert, um herauszufinden, was die anderen machen, damit ihre Songs geil klingen. Ich bin fast daran verzweifelt. Aber irgendwann hat es »flupp« gemacht. Und je mehr ich mich da eingearbeitet habe, desto mehr hat es mich auch gepackt und ich wollte mich unbedingt dort etablieren. Im September 2018 habe ich dann die erste Produktion für einen anderen Künstler gemacht. Und seitdem kommen immer mehr dazu.

Wie geht es für dich weiter?
Ich habe schon fast alles erreicht, was ich mir anfangs vorgenommen hatte, nämlich einen Fuß in die Tür der Partyschlager-Szene zu bekommen, einen erfolgreichen Song zu produzieren und auf Mallorca aufzutreten. Momentan ist »Bierkapitän« einer der meistgespielten Songs am Ballermann. Jetzt drehen wir erstmal fleißig Musikvideos und bald kommt auch ein neuer Song. Außerdem wurde ich kürzlich von einem der großen Läden – ich darf noch nicht verraten welcher es ist – für das Opening im Mai gebucht. Ich bin total froh und aufgeregt.

Sagst du uns, wie dein neuer Song heissen wird?
Hm, na gut. »Zeig mir den Weg (…)«. Was in Klammern steht, wird aber nicht verraten. (lacht) \