Christian Junger und Dieter Schule sind Absolventen der RWTH Aachen und Mitbegründer des Datenanalyse-Marktplatzes MADANA. Im Interview mit neo-Autorin Lillith Bartczak haben die beiden über ihre Anfänge in Aachens Startup-Szene gesprochen und ihre Idee erklärt, aus dem Handel mit Daten eine Win-Win-Win-Situation zu machen.
INTERVIEW LILLITH BARTCZAK
FOTOS MADANA UG UND PIXABAY
Wann habt ihr begonnen, euch für Kryptowährung, Blockchain und Co. zu interessieren?
Schon während des Studiums haben wir uns mit der Blockchain-Technologie und Bitcoin auseinandergesetzt und waren in der Aachener Startup-Szene sehr aktiv. Wir beide haben uns zum Beispiel beim Gründernetzwerk AC.E kennengelernt, auch bei AC2, dem Gründernetzwerk der Gründerregion Aachen, waren wir regelmäßig dabei und somit in Aachen gut vernetzt. Seit 2014 haben wir mit den »Bitcoin Meetups« – heute heißt die Veranstaltung »CryptoMonday« – regelmäßige Treffen zu dem Thema veranstaltet, um uns auszutauschen. Gemeinsam haben wir dann begonnen, in Kryptowährung zu investieren. In diesem Rahmen ist außerdem Lisk entstanden, eine der ersten Kryptowährungen weltweit. 2015 haben wir beide zusammen mit zwei Freunden an der Uni die offizielle Hochschulinitiative »Bitcoin Aachen« gegründet.
Wie wurde aus der Begeisterung für das Thema ein Unternehmen?
2015 haben wir unser erstes Startup »digiClothes Technologies« gegründet – genau so, wie man sich das vorstellt: in der Studentenbude im Frankenberger. Die Idee dahinter war, Kleidungsstücke durch RFID-Chips »smart« zu machen. Auch hier haben wir bereits auf die Blockchain-Technologie gesetzt. Bei der Weiterentwicklung dieser Idee sind wir allerdings auf ein Problem gestoßen: den richtigen Umgang mit den gesammelten Daten. Also haben wir die Leute von »Bitcoin Aachen« und aus der Aachener Bitcoin-Startup-Szene zusammengetrommelt, um an einer Lösung zu arbeiten. Diese Lösung – ein völlig neues Ökosystem in dem Daten zuverlässig geschützt werden – war der Grundstein für MADANA. Und uns ist schnell klar geworden, dass dieser Lösungsansatz so groß und vielseitig ist, dass er für eine ganze Industrie funktionieren und in vielen unterschiedlichen Bereichen Anwendung finden kann. Momentan arbeiten wir beispielsweise an Pilotprojekten in der Automobilbranche oder im E-Health-Bereich.
Was genau ist MADANA?
MADANA ist ein Marktplatz für Datenanalyse. Die Menge an Daten, die wir tagtäglich produzieren wird immer größer und die Daten selbst immer sensibler. Darum besteht gleichzeitig in der Gesellschaft ein immer größeres Bedürfnis, die Daten besser zu schützen und die Kontrolle über die eigenen Daten zu behalten. Mit MADANA wollen wir Datenproduzenten die Kontrolle zurückgeben, ihre Privatsphäre schützen und es ihnen ermöglichen, selbst vom Handel mit Daten zu profitieren. Das erreichen wir einerseits dadurch, dass wir die Daten der Produzenten zuverlässig verschlüsseln. Außerdem werden nie Rohdaten der Produzenten weitergegeben, sondern nur die Ergebnisse von Datenanalysen. So bleibt der Produzent anonym. Gleichzeitig schaffen wir durch die Vergütung der Daten einen Anreiz für die Produzenten. Hier kommt unsere selbstentwickelte Kryptowährung Pax ins Spiel. Übrigens die erste Kryptowährung unter deutschem Recht.
Obwohl fast euer ganzes Team aus Aachen kommt, habt ihr euch entschieden, nach Berlin zu gehen. Wieso?
Als wir anfingen, uns intensiv mit Blockchain und Kryptowährung auseinanderzusetzen, wurden wir in Aachen zunächst als Nerds abgestempelt. Wir haben damals eine Förderung bei der Uni beantragt und wurden abgelehnt. Das war schon sehr frustrierend. Als wir dann MADANA gegründet haben, haben wir beschlossen nach Berlin zu gehen. Berlin ist in Sachen Blockchain und Kryptowährungen einfach offener und weiter als Aachen. Dort können wir uns besser vernetzen. Nicht umsonst wird Berlin als »KryptoCapital« bezeichnet. Unser Herz hängt aber nach wie vor sehr an Aachen und wir haben auch immer noch Verbindungen hierher, insbesondere zur RWTH und zur Aachener Startup- und Blockchain-Szene. Unser Projekt ist eigentlich ein Aachener Projekt und darauf sind wir auch sehr stolz. \