Till Görgen ist vielleicht erst 20, seine Ideen aber ambitioniert. Gerade erst hat er »MuNa« gegründet, ein Netzwerk, dass die Musikszene Aachens zusammenbringen soll. Weshalb Pop- und Rockmusik für ihn eine Rebellion sind, was er von Deutschradiopop hält und warum er trotzdem Popmusik machen will, hat er uns bei einem Bier erzählt.
INTERVIEW CHRISTINA RINKENS
FOTOS CHRISTINA RINKENS UND PRIVAT
Erzähl mal, was machst du gerade so?
Also: Ich habe letztes Jahr mein Abi an der Waldorfschule gemacht, gerade bin ich dabei, mich musikalisch auszuprobieren und zu finden. Mein großer Wunsch ist es, an der Popakademie Mannheim zu studieren. Dafür braucht man viel Vorbereitung. So nehme ich gerade beispielsweise Gesangsunterricht und sammle Spielerfahrung.
Und nebenbei hast du »MuNa« gegründet, das »Musiknetzwerk Aachen«.
Richtig, ich habe in meiner derzeitigen »Ausprobierphase« einfach gemerkt, dass vor allem die junge Musikszene Aachens sich kaum untereinander kennt. Ich bin Teil von sehr vielen Bandprojekten und jamme gerne mit den verschiedensten Leuten. Darüber lerne ich immer mehr Musiker kennen, die sich aber wiederum untereinander nicht kennen. Das möchte ich ändern.
Wie funktioniert das Netzwerk?
Es gibt eine Whatsapp-Gruppe, über die wir uns organisieren. So kann zum Beispiel ein Musiker eine Band finden. Oder umgekehrt. Oder man hilft sich mit Technik aus. Das ist ein bisschen wie Ebay-Kleinanzeigen für Musiker. Junge Bands wollen eigentlich nicht mehr, als dass man ihnen eine Bühne und Möglichkeiten bietet. Ich möchte, dass sich alle gegenseitig helfen – und allen geht es gut. Vielleicht ist das utopisch, aber man kann es doch mal versuchen. Aachen ist sehr klein, da sind Kreise auch schnell geschlagen.
Deshalb hast du als erstes auch ein ganzes Wochenende für die Bands mitorganisiert. »Teenage Kicks« in der Gravieranstalt.
Richtig. Das war ein voller Erfolg und ich habe unfassbar viel gelernt. Von der Planung über die Sponsorensuche bis hin zur kompletten Organisation. Ich organisiere schon immer alles, auch oft ungebeten und zum Leidwesen anderer. (lacht) Aber ich denke, ich habe da schon einen ganz guten Job gemacht. Vor allem für die Musikszene Aachens.
Wie hat das mit dir und der Musik angefangen?
Die Musik begleitet mich schon megalange. Im Alter von sechs bis acht Jahren habe ich bereits im Kinderchor St. Gregorius gesungen und stand dort das erste Mal auf der Bühne. Eigentlich ein Mädchenchor, war ich einer von nur drei Jungs. Und der Chor ist ein richtiger Wettbewerbs-Chor, also hatten wir auch Auftritte international – in Linz und Bratislava beispielsweise.
Wie ging es dann weiter?
Seit 13 Jahren habe ich Klavierunterricht. Bassunterricht habe ich seit etwa drei Jahren. Dabei hatte ich den Vorteil, dass wir an der Waldorfschule ein »Zwölftklassprojekt« haben, bei dem man sein Thema frei wählen kann und an dem man dann ein Jahr lang arbeitet. Mein Projekt war eben, Bass spielen zu lernen. Ach, und ab der zehnten Klasse habe ich auch begonnen, in der Schulband zu singen, dort habe ich auch super viel gelernt.
Bei Euch zuhause und auch in der Schule wurde also dein musikalisches Potential schon früh gefördert?
Ja, durchaus. Obwohl meine -Eltern eher aus der Klassikrichtung kommen. Ich glaube, deshalb ist -Popmusik für mich auch ein bisschen wie eine Rebellion, mit der ich mich von der klassischen Ausbildung abgrenze. So habe ich schon früh begonnen, beim -Klavierunterricht Filmmusik spielen zu wollen, das hat meine Klavierlehrerin total überfordert, trotzdem ist sie darauf eingegangen.
Popmusik ist also durchaus die Richtung, in die du gehen möchtest?
Gerade probiere ich noch sehr viel aus, auch Metal. Aber das wird es wohl eher nicht. (lacht) Aber ich denke schon, dass Pop die Richtung sein wird. Weiter bringen wird mich hoffentlich auch der Popkurs an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Den und ebenso das Studium an der Popakademie in Mannheim haben schon viele Musiker absolviert, die heute im Radio gespielt werden.
Und solche deutsche Pop-radiomusik findest du gut?
Ich weiß, was du meinst, da ist natürlich auch viel Kram dabei, der nicht gut ist. Aber Popularmusik ist ja eigentlich einfach nur alles, was nicht klassisch oder Jazz ist. Natürlich wird die manchmal »überproduziert«, aber ich finde, dass mit intelligenten Texten und Rhythmus-Strukturen auch Popmusik durchaus genial sein kann. Ich setzte mich gerade viel mit Textkompositionen auseinander und analysiere viele Songtexte. Dann kann man auch schnell nachvollziehen, wieso beispielsweise Max Giesinger oder Mark Forster wie was geschrieben haben. Und dann weiß man auch, was man besser machen kann. \