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Adya Khanna Fontenla im neo-Porträt: Vorspiel für die Karriere

Adya Khanna Fontenla (29) spielt hauptberuflich Cello. Warum man dafür am besten Spanien verlässt und Lampenfieber nichts Schlechtes ist, verrät sie bei einem Tee.

TEXT THOMAS GLÖRFELD
FOTOS UPMACHER + NIELINGER.DE

Mit Mitte Zwanzig blicken die meisten Deutschen auf eine abgebrochene Musikschulkarriere in ihrer Kindheit zurück. Oder haben kürzlich ihre Stoner-Rock-Rockstar-Pläne zu Grabe tragen müssen, weil auf die »Band sucht Bassisten«-Anschlagszettel in der Hochschule nur musikalische Differenzen folgten. Für viele bleibt das aktive Ausüben von Instrumentalmusik wenn überhaupt ein Hobby neben dem Studium, nur wenige machen es zum zentralen Aspekt ihrer Ausbildung und ihres Lebens.

Adya Khanna Fontenla ist so ein Mensch. Wobei sich die erste Begegnung mit dem Instrument, das für sie zentral werden würde, eher unromantisch anliest: »Zum Cello hat man mich am Anfang mehr oder weniger überredet. Einfach, weil damals Cello-Spieler gebraucht wurden.« Damals, das war im Nordwesten Spaniens, wo die in Vigo geborene Adya zwar erst zum Cello überredet werden musste, dann aber sehr schnell von diesem überzeugt und begeistert war. Wobei die Wahl des Musikinstrumentes bereits gleich zu Beginn ihrer musikalischen Karriere einige erschwerende Umstände mit sich brachten. Im Land des Flamencos spielen Gitarren neben Blasinstrumenten die ersten Geigen, während Streichinstrumente traditionell weniger gefragt sind. Entsprechend rar gesät sind auch die Cello-Lehrer, speziell wenn man eher im ländlichen Umland aufwächst.

Mit ihren zwölf Jahren hatte Adya zudem erst relativ spät mit dem Cello spielen begonnen. Eigentlich klingt es absurd, mit zwölf Jahren bereits ein Spätzünder zu sein, doch im internationalen Vergleich, speziell zu der russischen Schule, in der Kindern oft von klein auf ein Instrument zugewiesen wird, ist man in den Augen mancher bereits zu alt. Zwar ist es für die Ausbildung der Handmuskulatur, die man zum Bedienen der Saiten aufbringen muss, durchaus von Vorteil, früher anzufangen, doch stört es Adya, »dass bis heute manche denken, man sei deswegen gehandicapt.« Um den Gegenbeweis antreten zu können, zog sie nach Santiago de Compostela, wo sie gleichzeitig zwar ein Studium der Kunstgeschichte abschloss, aber weiter den Karriereweg als Berufsmusikerin verfolgte.

»Bei der ersten Aufnahmeprüfung in Saragossa 2012 war ich noch ganz schön nervös und fand, dass mein Vorspiel in Madrid eigentlich das Bessere war.« Letztlich sollte es trotzdem Saragossa werden, wegen dem ausgezeichneten Ruf der Hochschule, aber auch weil Adya die dortige Lehrerin für sich persönlich als passender empfand. Da das Studium primär aus Einzelunterricht besteht, ist die Chemie zwischen Schülern und Lehrern ein wichtiges Kriterium. Intonation, Rhythmus, Harmonien und Interpretation wurden von nun an nicht nur belauscht, sondern auch numerisch von einer Jury bewertet, zu der eben auch der eigene Lehrer zählte. Die musikalischen Noten getroffen, die Leistungsnoten ebenso, da war klar, dass es für den Master 2016 unbedingt nach Deutschland gehen musste: Dank Beethoven, Brahms und Co. das Zentrum der Klassik in Europa. Auch hier standen erst einmal wieder Aufnahmeprüfungen an, zu denen Adya mit dem Cello auf dem Rücken erstmals Deutschland bereiste. Die altehrwürdige Hochschule für Musik und Tanz Köln konnte Ayda von sich überzeugen, zu der auch der Standort in Aachen am Theaterplatz gehört. Soweit schafft man es nicht mit Talent allein: »Solisten brauchen Disziplin, deswegen ist es gut, dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe.« Wer täglich mindestens vier Stunden an seinem Instrument üben muss, schafft dies wohl nur, wenn einem der Beruf nicht als Arbeit sondern Berufung vorkommt. »Musiker haben einen ganz anderen Rhythmus als andere Studenten, die manchmal nicht verstehen, dass man das Instrument auch an Wochenenden oder im Urlaub nicht aus der Hand legen darf, wenn man sein Niveau halten will.« Entsprechend oft übt sie und ihre Kommilitonen noch in den Räumlichkeiten der Hochschule. Die fast täglich dort stattfindenden Auftritte sind übrigens frei zugänglich für interessierte Zuhörer. »So übt man gleich regelmäßig den Auftritt vor Publikum«. Wer Adya in etwas größerem Rahmen erhören möchte, hat dazu demnächst aber auch auf dem »Mai Klassik Festival« in Alsdorf unter Leitung von Professor Hans-Christian Schweiker vom 10. bis zum 12. Mai 2019 die Gelegenheit.

So gerne sie als Solistin auftritt, nach Beendigung ihres Masters ist Adya auch auf der Suche nach eigenen Schülern, einem Kammermusik Ensemble oder einem Orchesterplatz. Auch hier führt der Einstieg klassisch über Praktika, für die man natürlich wiederum vorspielen muss: »Nervös bin ich vor solchen Auftritten immer noch, das muss sein, ohne Adrenalin spielt man nicht so gut.« Wer sein Lampenfieber am liebsten kultivieren möchte, hat sicher mehr als nur einen Beruf gefunden. \

Adyas nächsten Termine

12.5.
Adya bei dem Kammermusikfestival »Maiklassik«
11 Uhr, Energeticon, Alsdorf
(Eintritt: 28 Euro)

5.6. + 7.7.
Adya bei den Spielabenden im -Sommersemester
19 Uhr, Konzertsaal der Hochschule für Musik, Theaterplatz 16
(Eintritt frei)

hfmt-koeln.de