Knallig ist in Heerlen nur die Kissenabteilung bei Ikea? Von wegen. Das zeigt unsere Streetart-Fotoreportage. Heerlen ist städtebaulich nicht gerade die glänzendste Perle der Euregio. Nach dem Bergbau in den 70ern kam der große Wegzug. Wer blieb, war arbeitslos. Und wegen fehlender Kaufkraft mussten viele Geschäfte schließen. Noch heute gibt es in Heerlen einen massiven Leerstand. Wie auch andernorts. Aber es tut sich was: An allen Ecken wird gebaut, Kulturveranstaltungen von hohem Niveau bringen wieder Leben in die Stadt. Und: Die Stadt wird bunt. Streetart treibt die Tristesse aus den Straßen. Heerlen in Farbe, sozusagen. Hier eine kleine Auswahl …
ZUSAMMENGESTELLT VON CHRISTINA RINKENS
FOTOS MICHAEL M. BAIER, CHRISTINA RINKENS UND BELINDA PETRI
Streetart ist eine Form der Rebellion. Auch in Heerlen wird mit dieser »Street Culture« die Geschichte der Stadt aufgegriffen. So wie hier die Bergbauvergangenheit.
Kombinier den Trip!
Aktuell zeigt das Museum Schunck im eindrucksvollen Glaspaleis aus den 30er Jahren eine Ausstellung über Leben, Werk und Szene des US-amerikanischen Künstlers Jean–Michel Basquiat. Zu Beginn der 80er Jahre mischt der erst Anfang Zwanzigjährige die New Yorker-Szene auf. In Zeiten von New Wave, Hip Hop, Graffiti und Andy Warhol also.
Die Kunst des jungen, dunkelhäutigen Basquiat wird dem Neo-Expressionismus zugeordnet. Fälschlicherweise teilweise auch der Graffitikunst, doch davon distanzierte er sich Zeit seines Lebens deutlich selbst. Und doch: Die Anfänge seiner Kunst begannen auch in den Straßen Sohos. Mit 22 Jahren war Basquiat ein Superstar der Kunstszene, die vormals noch von Weißen geprägt war. Seine Werke erzielen mittlerweile Preise im dreistelligen -Millionenbereich. Vielleicht auch der Seltenheit geschuldet, Jean-Michel Basquiat starb im Alter von 27 Jahren an einem Cocktail aus Opiaten und Kokain. \
bis 2.6.
»Basquiat – The Artist and his New York scene«
Schunck, Heerlen
basquiat.schunck.nl
Eine ausführliche Ausstellungsbesprechung gibt es auf www.klenkes.de
Organisier den Trip
Heerlen ist nur 20 Kilometer von Aachen entfernt. Und es gibt gleich mehrere Möglichkeiten, unkompliziert dorthin zu kommen. Die Buslinie 44 fährt alle 30 Minuten ab Aachen Hauptbahnhof. Die Fahrt dauert knapp 55 Minuten und kostet 5,60 Euro. Schneller geht’s mit dem neuen Maastricht–Aachen-Express. Der kostet nämlich genau so viel, braucht aber nur 28 Minuten. Tipp: Mit einer Tageskarte für Süd-Limburg könnt ihr alle Busse und Bahnen des niederländischen Transportunternehmens Arriva in Südlimburg nutzen. Ihr könntet also nach eurem Abstecher in Heerlen noch weiter bis Maastricht oder sogar Roermond fahren. Kostet 13,45 Euro. Übrigens: Es gibt auch Busverbindungen zu Ikea. Falls ihr noch bunte Kissen braucht … \
Politisch aktuell: Mahnmal für die Umweltzerstörung durch den Menschen.
Gefangen! Insgesamt 18 dieser »Eingriffe« sind in Heerlen zu finden. Man könnte ja mal versuchen, sie alle zu finden?
Ein Protest gegen Kontrolle, die außer Kontrolle geraten ist – Heerlen ist wie London in klein, es gibt dort mehrere Hundert CCTVs (Überwachungssysteme).
»Fenster der Barmherzigkeit« – Ob dieses Werk wohl von einem Streetartkünstler oder der Kirche selbst stammt?