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Ein Bier mit … dem Café Total: Von Spontanität und Elektrizität

Julia, Anke und Patricia haben ihre Vision von einem urbanen Ort in der Innenstadt. Und diese verfolgen sie, erst mit dem »Hotel Total« in einer entweihten Kirche, nun – gemeinsam mit dem »ShoppingLab« als Pop Up-Café. Anfang Juni wurde das »Café Total« im ehemaligen -Lust for Life-Gebäude eröffnet.

INTERVIEW KIRA WIRTZ
FOTOS LUTZ ADORF UND KIRA WIRTZ

Im Gespräch mit neo plaudert Patricia Yasmine Graf über das Café, die »Lab«-Einzelhandeltestfläche, Aachen und die nächsten Projekte.

Das ist ja gar kein Bier!
Stimmt, das ist Lemonaid. Und die geht hier bei uns am häufigsten über die Theke. Oder zumindest genauso oft wie unser Kaffee von Plums. Außerdem ist ja auch erst 11 Uhr.

Du bist jetzt Café-Betreiberin. Vorher hast Du – natürlich gemeinsam mit Deinen Partnerinnen Julia Claire Graf und Anke Didier – ein Hotel geführt. Was macht mehr Spass?
Das Hotel war ein absolutes Herzensprojekt. Es lief länger und die Location – also die ehemalige Elisabethkirche – war damals einfach spannend. Dort haben mein Team und ich unglaublich viel gelernt. Von Spontanität bis zu Elektrizität. Damals haben wir einen Generalschlüssel für eine riesige entweihte Kirche bekommen. Jetzt haben wir einen Generalschlüssel für ein über 1.000 Quadratmeter großes, leerstehendes Kaufhaus. Ich würde sagen, das macht genau so viel Spaß.

Und wo ist der grösste -Unterschied?
Beim »Hotel Total« waren wir die Initiatoren des Projekts und haben die Gastronomie nicht selber übernommen. Jetzt kümmern wir uns auch um den Ausschank. Aber ich würde niemals die Unterschiede aufzählen, sondern das, was verbindet: Wir sind einfach total gerne Gastgeber.

Hotel Total und Café Total. Was hat es mit dem »Total« eigentlich auf sich?
Das war unser interner Projektname für die Kirche damals. Wir wollten einfach alles, Design, Innenstadtbelebung, Digitalität, Tourismus, Netzwerk und Vernetzung. Als es dann an die Namensfindung ging, wurde aus dem internen Namen ganz schnell ernst.

Was glaubst Du, fehlt Aachen mehr: ein Hotel oder ein Café?
Wenn man sich in Aachen umschaut, werden überall Hotels gebaut. Auch gibt es viele Cafés. Was Aachen fehlt, sind Begegnungsorte, an denen Kunst, Kultur und Leben aufeinandertreffen. Orte, wie es sie mit der Raststätte oder der Gravieranstalt auch gibt. Es gibt zu viele Ketten und zu wenige persönliche Locations. Es fehlen Orte, bei denen Liebe hinter den Details steckt.

Das mit dem »Café Total« verbundene »Shopping Lab« soll zeigen, was alles im Einzelhandel von morgen möglich ist. Was und wo shoppst Du am liebsten?
Ich kaufe echt wenig. Das liegt aber auch daran, dass ich als Produktdesignerin viele Dinge selber mache. Zum Beispiel meine Möbel. Wenn ich shoppe, dann am liebsten in kleinen, feinen Läden. Das geht gut in Maastricht. Aber auch im Frankenberger Viertel bewegt sich etwas. Daran sieht man auch, dass Kunden Erlebnis-Shopping mögen. Ich sage immer: Produkte hat die Welt genug. Aber es braucht schöne Orte und gute Ideen, um sie zu präsentieren.

Shoppen ist demnach nicht Deine Belohnung für den Alltag. Womit belohnst Du Dich?
Wenn hier plötzlich an einem Event-Donnerstag der Laden voll ist, hier die Leute sitzen, sich miteinander unterhalten, diesen Ort hier wahrnehmen. Und wenn dann einer von ihnen zu mir sagt: »Ich liebe diesen Ort!« Das ist die beste Belohnung, die es geben kann.

Am 15. Oktober muss das Café Total leider wieder schliessen. Was macht Ihr dann?
Natürlich haben wir neue Pläne. Wenn die spruchreif sind, sagen wir Bescheid. Was sicher ist: Es geht Total weiter. Ansonsten arbeiten wir weiterhin als Kreativ- und Eventagentur, organisieren Workshops, halten Vorträge und entwickeln Ausstellungskonzepte. \

» www.facebook.com/CafeTotalAachen