Magazin

Auf die Katze gekommen

Sophy und Henric Stönner bieten in ihrer Manufaktur »Laserkatze« in der ­Zollernstraße ­individuelle Deko- und Designartikel an. Auf dem Weg zum eigenen Geschäft sind sie ­abgesoffen, haben umgedacht und sind – auch dank viel Rückenwind – doch angekommen. ­Damit liefern sie ein perfektes Beispiel für eine erfolgreiche Existenzgründung. Und sind somit ein guter Einstieg für unsere Sonderreihe: zu Besuch bei jungen Ladengründern in Aachen.

VON KATJA LASKA
FOTOS LUTZ ADORF

»Ist das ein Problem, wenn ich hier noch ein bisschen herumwusel? Ich muss noch dieses Alphabet sortieren«, fragt Sophy und legt die Holzbuchstaben in entsprechende Kästchen. Nein, kein Problem. Kommt man zur Tür herein, ist man eh erstmal damit beschäftigt, Lenny gebührend mit Streicheleinheiten zu begrüßen. Er gehört, trotz Hunde­daseins, fest zum Team »Laserkatze«.

Mit im Boot ist auch Henric, Sophys Bruder. Schon die Auslage im riesigen Schaufenster zeigt es: Hier gibt’s selbstgemachte Deko- und Designartikel. Das Besondere: Alles kommt aus dem Laserschneider. Bilderrahmen, Schriftzüge, Schlüsselanhänger, Gästebücher oder auch Tortenaufstecker. Hauptsache individuell und handgemacht. Es kommt nichts vom Fließband, nur aus »Las-O-Lord«, dem großen Lasercutter im hinteren Zimmer der Manufaktur. »Das war bisher unsere teuerste Anschaffung während des Abenteuers Selbstständigkeit«, erzählt Henric.

Die Zwei, Sophy ist Designerin und Henric Wirtschaftsingenieur, wussten schon früh, dass sie ihre eigenen Chefs sein wollen. »Man ist zwar nicht der Herrscher der Welt, aber man hat schon eine gefühlte Freiheit, die man als Angestellter vermissen könnte«, erklärt Henric. »Damit kommt auch eine gewisse Ungewissheit, aber die macht es auch spannend und wir haben seit dem ersten Versuch viel dazugelernt.« Die damalige Idee: Eine Schnittstelle zwischen Pinterest und Amazon – »Monticon« – eine Online-Verkaufsplattform für Bastelartikel. Der gewünschte Erfolg blieb aus. Nach sechs Monaten des Gas-Gebens hieß es erstmal »Adieu Eigenes-Chef-Sein«.

Mit dem Absaufen des ersten Startups kam aber auch eine wichtige Erkenntnis: Individuell designte Sachen werden von den Leuten geschätzt, nur nicht gemacht. Auch von Henric und seiner Frau. Wie praktisch also, dass die eigene Schwester Designerin ist. Zack wurde sie für die Fertigung der Einladungskarten und Deko für die Hochzeit in Beschlag genommen. Der Startpunkt für die »Laserkatzen«-Reise. Panik vor einen nächsten Bauchlandung hatten sie dabei nicht, denn dieses Mal sollte es anders laufen: Individualisierung statt Masse, offline statt online und Netzwerk statt Einzelkämpfer.

Seit mehr als zwei Jahren sind sie nun schon in der Zollernstraße ansässig. Meist sitzt Henric vorne an einem der beiden Schreibtische und jongliert mit den Geschäftszahlen während Sophy hinten werkelt, bastelt und schneidet. »Die Lage ist schön. Wir wohnen um die Ecke – ich kann praktisch aus der Dusche rein stolpern und in den beiden Räumen kommen Showroom, Produkte und Manufaktur zusammen«, sagt sie. »Die ersten drei Monate waren holprig. Für uns, aber auch für unsere potenziellen Kunden, war alles neu«.

Dass sie ihren Onlineshop nur sporadisch befüllen, finden sie nicht tragisch. »Im Netz ist man ein Sandkorn am Strand«, erzählt Henric. In ihren eigenen vier Geschäftswänden pflegen sie den direkten Kundenkontakt, gemeinsam Ideen-Tüfteln, Ausprobieren und auch mögliche Missverständnisse aus dem Weg räumen inklusive. »Es kommt schon vor, dass die Kunden sich etwas anders vorstellen als wir, so können wir schneller reagieren«, sagt Sophy. Schnell ist auch mal Winken angesagt, denn viele bekannte Gesichter kommen hier vorbei. Manchmal kommen die Leute auch einfach in den Laden um zu quatschen oder sich umzuschauen. Auch sonst sind sie im Frankenberger Viertel und Aachen in guter kreativer Gesellschaft.

»Hier in Aachen gibt es ein sehr engmaschiges Netzwerk. Ob das Digital Hub, die vielen kreativen Freien oder die Designmetropole – hier greift vieles ineinander – das ist schön.« So sind sie als »Laserkatze« schon beim »Handmade Circus« dabei gewesen, haben einem befreundeten Designer geholfen, sein Beleuchtungskonzept auf dem »Niemandsland-Festival« zu realisieren oder Masken für die »Lass ma Tanzen«-Reihe im Musikbunker designt. Ob sie es alleine bis hierhin geschafft hätten? »Wir hatten eine Menge Rückenwind«.

Als sie 2016 den dritten Platz bei »AC2 – der Gründungswettbewerb« belegen und 6.000 Euro mit nach Hause nehmen, schießen auch die Eltern einen Teil dazu, um zu helfen. Einen Kredit mussten sie – wie viele andere – nicht aufnehmen. Nachtschichten samt Boden rausreißen, Ikea-Schränke zusammenschrauben und Streichen blieben ihnen trotzdem nicht erspart. »Zum Glück haben wir den Boden gegen einen Kasten Wasser tauschen können.«

Bereut haben die Stönner-Geschwister den Schritt bis heute nicht, zwar sind sie nicht die Herrscher der Welt, aber eben ihre eigenen Chefs. Ihr Tipp für Gleichgesinnte: »Teilt Eure Ideen, redet darüber und habt keine Angst vor Ideenklau. Wagt Ihr den Schritt, dann beißt die Zähne zusammen und haltet durch«. Das Beispiel »Laserkatze« zeigt: Es lohnt sich. \

» laserkatze.de