Leonie Deistler macht eine Ausbildung zur Konditorin. Ein Beruf der filigrane Kreativarbeiten mit echter Handwerkskunst verbindet. Und der trotz der ungewohnten Arbeitszeiten viel Zeit zum Träumen lässt.
FOTOS UND TEXT BAHAREH OROOJI
Es ist 13 Uhr und in der Backstube herrscht Stille. Leonie Deistler, 21 Jahre alt, ist gerade mit ihrer Schicht fertig und müde. Aber zufrieden. Auch wenn man sonst nicht viel über den Beruf des Konditor weiß, so ist generell doch bekannt, dass die Arbeitszeiten sehr früh beginnen. Und ja, tatsächlich: Die Schicht in der Zentralbackstube der Leo-Bäckerei in Eilendorf beginnt für Leonie in der Woche um 2.45 Uhr. Dann, wenn die meisten noch tief und fest schlafen. Aller Anfang ist schwer: Auch für Leonie war die Umstellung nicht leicht. »Es hat schon einige Wochen gedauert, bis ich mich an die Zeiten gewöhnt habe.«
VON DER UNI IN DIE BACKSTUBE
Eigentlich hat Leonie erst über einen Umweg zu ihrem Traumjob gefunden. Nachdem sie 2014 Abi gemacht hat und erstmal sechs Monate in Kanada verbrachte, hat sie Werkstoffingenieurwesen studiert. Doch das wurde ihr auf Dauer zu theoretisch. Nach dem Abbruch des Studiums stand sie vor der Frage, wie es nun weitergehen soll. Kurz nachgedacht, war schon ziemlich bald klar, dass ihr Hobby – das Backen – mit einer Ausbildung zur Konditorin zu ihrer neuen Berufung wird. Vielleicht auch, weil sie nie den Geschmack des Pumpkin Pie damals in Kanada vergessen konnte.
Jetzt ist Leonie im zweiten Lehrjahr und zufrieden mit ihrer Entscheidung. »Zuhause habe ich schon immer gerne gebacken – besonders Zimtschnecken –, aber das Backen auf der Arbeit ist schon etwas ganz anderes. Hier gibt es unzählige Gerätschaften und man arbeitet mit vielen anderen zusammen in einem Team.« Und doch ist das Ergebnis meist immer eine kleine Delikatesse. Ob zuhause oder auf der Arbeit. Auf die Frage, ob sie denn gut backen könnte, antwortet Leonie deshalb auch grinsend: »Joa, soll wohl immer recht gut schmecken.«
VON TRENDS UND TRÄUMEN
Das Kreative und Vielseitige ist es, was Leonie an dem Beruf besonders gut gefällt und die Arbeitszeiten für sie mittlerweile zur Nebensache macht. »Es ist nicht nur das Backen von Kuchen und Torten. Man spielt mit Farben. Alles ist filigran und wird mit hoher Sorgfalt hergestellt.«
Wenn sie mittags nach Hause kommt, ist sie zwar müde, meist aber noch so motiviert, dass sie gleich bei Instragram oder Pinterest weiter nach neuen Trend stöbert. Jede Saison bietet neue Möglichkeiten für das Gestalten von Süßspeisen. Ob Weihnachten, Ostern, Valentinstag, Muttertag oder Hochzeiten – neue Ideen gibt es immer und auch Leonie staunt regelmäßig, was alles möglich ist. Manchmal sind einige Ideen nicht sofort umsetzbar, aber dann wird so lange probiert und an der Rezeptur gearbeitet, bis eine Lösung gefunden wurde. Und das Ergebnis sich sehen und vor allem schmecken lassen kann.
Auf die Frage, was denn Leonies Meinung nach einen perfekten Kuchen ausmacht, spürt man das sorgfältig angelernte Fachwissen: »Wichtig sind qualitative Zutaten. Bei der Weiterverarbeitung sind gerade Schnitte wichtig und bei der Deko die Sorgfalt. Man sollte sich lieber zehn Minuten mehr Zeit nehmen.«
Gut gewappnet mit Wissen und der richtigen Portion Kreativität und Neugier, tritt sie auch der Zukunft mutig entgegen: »Natürlich möchte ich erst mal einen guten Abschluss und dann meinen Gesellenbrief machen. Mein großer Traum ist es, später nach Kanada auszuwandern. Ich mag das Land wegen der weiten Landschaft, den Menschen und der Lebensart.« Dort möchte sie jedoch nicht den Kürbiskuchen anbieten, der ihr damals so gut in Erinnerung bliebt. Sondern typisch deutsches Gebäck. \