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Übles Spiel

Probenbesuch bei der RWTH-Theatergruppe »Actor’s Nausea«. Der studentische Theaterverein, der die Stücke stets in original englischer Sprache aufführt, probt gerade für die Premiere von »Macbeth« im Januar. Zwischen Übelkeit, Leidenschaft und Vocaltraining.

VON VERENA BODENSTEIN
FOTOS LUTZ ADORF

»Actor’s Nausea« – das mag dem ein oder anderen seltsam vorkommen. Wörtlich übersetzt bedeutet das nämlich »Schauspielerübelkeit« und zeugt von dem Versuch, »Lampenfieber« übersetzen zu wollen. Auf diese Weise entstand die Namensgebung des heutigen Schauspielvereins der RWTH Aachen, der von Mollie Jackson, einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin am Institut für Anglistik, 2001 ins Leben gerufen wurde.

Damals war es Jacksons Wunsch, Literatur spannender zu gestalten. Und so begann sie, großartige, englischsprachige Literatur mit Schauspiel zu verbinden. Seit diesem Jahr ist der ursprüngliche Literaturkurs der RWTH Aachen ein eingetragener Verein. Das gibt der kleinen Theatergruppe mehr Möglichkeiten, selbstständig zu handeln, doch erfüllt auch den Zweck eines Versicherungsschutzes. Seit seinem Beginn ist der Schauspielverein einem stetigen Wandel ausgesetzt – durch Studenten, die dem Verein zu Semesterbeginn beitreten und nach Abschluss wieder verlassen.
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Doch es gibt auch welche, die dem Verein über ihr Studium hinaus erhalten bleiben und bereits fest im Berufsleben stehen. Bis heute widmen sich Bachelor-, Master- und Promotionsstudenten unterschiedlicher Fachrichtungen der RWTH (unter anderem Anglistik, Architektur, Politologie und Informatik) mit Begeisterung für Literatur dem Schauspiel der Gruppe. Dies kann man an der Leidenschaft und dem Ehrgeiz erkennen, mit dem sich die Studenten Woche für Woche engagieren.

Dabei repräsentieren sie auch selbst den internationalen Charakter und kommen aus Deutschland, Spanien, Albanien, Russland und Frankreich. Die erste Aufführung von »Actor’s Nausea« fand 2001 statt. Gespielt wurde damals Bruce Kanes »Opposites Attract«. Seitdem hat die Gruppe insgesamt 26 Theaterstücke gespielt, darunter bald drei Werke von Shakespeare: »A Midsummer Night’s Dream«, »The Tempest« und in der neuesten Produktion »Macbeth«. Klassiker der englischsprachigen Kultur und Literatur, darunter »Robin Hood«, »Dr. Jekyll and Mr. Hyde« und »Alice in Wonderland«, aber auch moderne Stücke wie Terry Pratchetts »Wyrd Sisters« oder das Gesellschaftsdrama »Dead White Males« werden von den Mitgliedern ausgearbeitet. Das letzte Stück war »A Tomb with a View«, eine moderne schwarze Komödie um die Machenschaften einer mörderischen Familie.

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Vorbereitungsstress
»Macbeth« ist eines der berühmtesten Stücke Shakespeares. Es spielt in Schottland und handelt von dem machthungrigen Tyrannen und König Macbeth, dessen Aufstieg und Fall. Es zeigt wie Machtgier einen Menschen verändert und welche Rolle Schuld und Sühne hierbei einnehmen. Darüber hinaus werden ebenfalls die Themen Aberglaube, Mythos und Fiktion in diesen Zusammenhang gebracht und hinterfragt. Bis zur Premiere muss noch ­einiges an Arbeit geleistet werden. Seit September probt die Theatergruppe fleißig für ihr Stück und steckt mitten in Vorbereitungen bezüglich der Kostüme und des puristisch-minimalistisch gehaltenen Bühnenbilds im Space des Ludwig Forum Aachen.

Jeder muss anpacken und mehrere Aufgaben übernehmen. Pressesprecherin der Gruppe, Eva Johanna Onkels, berichtet von den üblichen Proben. Bevor die Schauspieler durchstarten können, gehen immer Vocaltrainings und Schauspielübungen voraus. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch bei den Proben wird nur Englisch gesprochen, da der Verein nur englischsprachige Stücke im originalen Laut spielt. Danach werden ausgewählte Szenen geprobt, bei denen die einzelne Schauspieler auf Texttauglichkeit geprüft werden.

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In Aachens breit aufgestellter Theaterszene darf man mit ­»Actor’s Nausea« eine englischsprachige Schauspielgruppe dazu­zählen, die zum aktiven Theaterleben beiträgt und das Interesse für englischsprachige Kultur fördert. Und das als nächstes im Space des Ludwig Forum. Hoffentlich ohne viel Übelkeit im Vorfeld. \

actorsnausea.de