Jung, mitten im IT-Studium oder schon fertig? Manchmal das Gefühl, der nächste Marc Zuckerberg zu sein, aber keine Ahnung, wie man die eigenen Ideen umsetzen kann? Ab in die Kirche! Nicht zum Beten, sondern um der Zukunft Willen. Denn in der entweihten St. Elisabeth Kirche am Blücherplatz soll das digitale Zentrum Aachens entstehen.
VON MARKO BÖTTCHER
FOTOS rendertaxi MATHES + Marko Böttcher
Die Unternehmenswerte von Firmen wie Apple, Google und Facebook sind, jeweils für sich genommen, höher als der Wert der 15 stärksten Unternehmen im DAX zusammen. Airbnb ist mittlerweile die größte Hotelkette der Welt, ohne ein eigenes Gebäude zu besitzen. Vergleichbar verhält es sich mit Uber, dem Weltmarktführer im Taxigewerbe. Wer sich also fragt, was Digitalisierung bedeutet, kommt mit diesen Beispielen auf die richtige Spur. »Es geht darum, innovative Ideen oder etablierte Geschäftsmodelle mit digitalen Methoden voranzubringen, um jetzt und zukünftig wettbewerbsfähig zu sein«, fasst Dr. Oliver Grün, Vorsitzender des digitalHUB Aachen, die Digitalisierung sinngemäß zusammen.
Darum hat er in der letzten Zeit ein Projekt vorangebracht, das die Kirche St. Elisabeth auf der Jülicher Straße seit dem 7. Juli zur »Digital Church« ummodelt. Das ehemalige Gotteshaus bietet dann Platz für Startups und den IT-Mittelstand. Denn die Digitalisierung ist eine Zeitenwende, bei der Europa und Deutschland bisher noch nicht so richtig online sind. Um aber nicht unseren Wohlstand von morgen aufs Spiel zu setzen, benötigen wir nicht nur die passende Infrastruktur, sondern auch digitale Zukunftsvisionen. Wer also die digitale Geschäftsidee hat, es aber an einem inspirierenden Arbeitsplatz und – vor allem – Beziehungen zu erfolgreichen Unternehmen aus dem Bereich mangelt, der kann an einem der geheiligten FlexDesks aufschlagen.
Dr. Oliver Grün (links), Vorsitzender des digitalHUB, und Norbert Hermanns, Vorsitzender der Landmarken AG und Kirchenbesitzer, sind sich sicher, mit ihrer Idee Aachen als Technologiestandort weiterbringen zu können.
Konkret läuft das Ganze so: Man kontaktiert den digitalHUB Aachen und bewirbt sich mit seiner Idee für einen der sakralen Arbeitsplätze. Das Ganze kostet als Startup-Unternehmen nur 50 Euro im Monat, wobei man monatlich kündigen kann. Dafür bekommt man einen der flexiblen Tische und bringt nicht nur die eigene Geschäftsidee, sondern auch Aachen als digitalen Standort voran. Hört sich doch nicht schlecht an, oder? Das große Ganze Entstanden ist das ganze Projekt aus der Initiative »Aachen digitalisiert!«, die auf Betreiben des Bundesverbands IT-Mittelstand und der RWTH eine Koalition aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammengebracht hat, um Aachen als digitale Innovationswiege auf die Landkarte zu pinnen.
Als diese »Aachen Area« dann auch noch den Zuschlag für Fördergeldern aus dem NRW-Landesprogramm »Digitale Wirtschaft NRW – Hubs« bekam, entstand der digitalHUB Aachen, der St. Elisabeth jetzt gemeinsam mit der Landmarken AG des Immobilienunternehmers Norbert Herrmanns als einen Shared Space betreibt. Neben der beschriebenen Nutzung als »digitales Ökosystem« vermietet die Landmarken AG die ehemalige Kirche, deren Besitzer die Familie Herrmanns privat ist, auch noch als außergewöhnliche Veranstaltungsstätte.
Genau deshalb sind die Schreibtische flexibel. Also: Tagsüber von acht bis 18 Uhr dabei helfen, Aachen als »digitalen Leuchtturm« anzuwerfen und abends genau dort ein Konzert oder eine Party feiern. Macht Sinn, man kennt sich ja aus. \