Laufbahn

Spagat

Mutter, Doktorandin an der ­Universität St. Gallen und gerade ­stellvertretende ­Geschäftsführerin des WZLforum an der RWTH Aachen. Nina ­Sauermann hat ­einen straffen Zeitplan. Im ­Gespräch mit der jungen alleinerziehenden Mutter über ihren ­Alltag, das ­Umschalten von Chefin zur Mutter und ­Rituale mit ihrem fast ­zweijährigen Sohn Samuel.


INTERVIEW KATJA LASKA

Wie sieht der typische Morgen bei Ihnen aus?
Ich stehe um zehn vor sieben auf und schleiche mich aus der Tür, damit Samuel nicht wach wird. Dann habe ich eine halbe Stunde, um mich fertig zu machen und den Kleinen zu wecken. Um acht setze ich ihn in der Kita ab und fahre zur Arbeit. Das Ganze verpacke ich für Samuel als Riesen-Spaß. Kinder dürfen nicht merken, dass man im Stress ist, sonst klappt nichts mehr.

Wie sieht dieser riesen Spass aus?
Wir singen oder zählen im Auto auf dem Weg zu Arbeit die Mülltonnen. Mit Vollgas geht es dann weiter? Der Tag ist getaktet. Ich versuche auf der Arbeit durchzupowern, soviel wie möglich zu schaffen. Ab 17 Uhr bin ich dann wieder Mutter.

Wie gelingt der Rollenwechsel von der Chefin zur Mutter?
Das ist wirklich eine große Herausforderung. Ich muss abschalten und mir bewusst machen: Dein Sohn braucht dich. Jetzt ist Familienzeit. Zeit zu zweit. Der Feierabend fängt erst an, sobald Samuel im Bett ist.

Interview-Nina-Sauermann_WZLforum

Gibt es feste Rituale, die Sie mit ihrem Sohn teilen?
Die Aufwach- und Einschlafrituale. Wir singen auch gemeinsam Lieder und essen jeden Abend zusammen Abendbrot.

Wann wird es richtig­ ­schwierig?
Wenn es nicht so läuft, wie es soll. Planen ist schwierig. Wenn das Kind morgens mit einer Mittelohrentzündung aufwacht, muss man den Plan über den Haufen werfen und sich natürlich um das Kind kümmern. Da bleibt dann Arbeit liegen, die nachgeholt werden muss. Nebenbei promovieren Sie auch noch an der Universität St. Gallen. Ich schreibe meine Doktorarbeit im Fachbereich Organisationsentwicklung zum Thema Teamentwicklung. Donnerstags arbeite ich nicht im WZLforum und versuche dann etwas dafür zu tun. Das klappt aber nicht immer.

Wie sieht es mit der Freizeit aus?
Die kommt defenitiv zu kurz. Ich gehe einmal im Monat mit Freundinnen essen, sonst widme ich die Zeit meiner Doktorarbeit, die auch eine Leidenschaft von mir ist. ­Sobald Samuel älter ist, werde ich sicher mehr Zeit für mich haben. Bis dahin genieße ich die Zeit, solange es ihm noch nicht peinlich ist, viel Zeit und Nähe mit seiner Mutter zu verbringen.

Managen Sie alles alleine oder haben Sie Unterstützung?
Samuels Vater arbeitet in den Niederlanden und verbringt die Wochenenden mit uns. Außerdem ist meine Mutter einmal pro Woche hier und kümmert sich um ihren Enkel. Das ist eine große Hilfe. Das größte Auffangbecken ist allerdings die Kita.

Noch ein Tipp von der Mutter und Vollzeit-Angestellten.
Vorrausschauend organisieren, aber trotzdem hinnehmen, wenn es anders kommt. Diese Kompetenz ist sehr wichtig. Man darf sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. \

Fotos: Privat, WZLforum