Für Mode und Accessoires konnte sich Aydin Ince schon immer begeistern. Früher zu Schulzeiten tauschte er mit seinen Kumpels Klamotten, gerne auch die Uhr, wenn sie zum Outfit passte. Heute ist der ehemalige RWTH-Student – mit 26 Jahren – Gründer seiner eigenen Uhrenmarke: Maurïno.
VON LAURA KNECHTEL
Maurino, das ist italienisch und der Name einer Olivensorte. Aus ihr macht man feines, kostbares Öl. Zugegeben, Uhren haben wenig mit Oliven zu tun. Doch sowohl die Besonderheit der Pflanze als auch der schöne Klang des Namens schienen Aydin passend für sein Produkt zu sein. »Es ist nicht so, dass Du aufwachst und sofort weißt: Das ist der Name.« Einen persönlichen Bezug zu Italien hat der 26-Jährige nicht – sein Vater stammt aus der Türkei, seine Mutter aus Deutschland.
»Distinguished Class Never Fades« (dt.: Ausgezeichnete Klasse verblasst nie), das ist der Slogan von Aydin Inces Uhrenmarke, das »i« mit den zwei Punkten der Feinschliff. Die Uhren sind erschwinglich, stilvoll, schlicht und minimalistisch. Herausstechen soll das Stoffarmband, das in verschiedenen Farben und Mustern erhältlich ist und einfach ausgetauscht werden kann. Aydin möchte mit seinem Produkt Frauen und Männer jeden Alters ansprechen. Die Preise pendeln zwischen 99 und 126 Euro.
Reifungsprozess
Vor sechs Jahren verschlug es Aydin von Heidelberg nach Aachen – für das Studium in Wirtschaftsingenieurswesen an der RWTH. Nach Auslandssemestern in Barcelona und Los Angeles ließ ihn das Thema Start-Up nicht mehr los. »An der Californian State University habe ich viel über Selbstständigkeit gelernt. In den USA ist das auch eine ganz andere Kategorie mit den Start-Ups. Da steckt viel mehr Geld dahinter, Investoren, die das unterstützen. Viele meiner Freunde dort haben Start-Ups gegründet.« Zurück in Deutschland widmete sich Aydin in seiner Masterarbeit genau diesem Thema, er recherchierte über die Erfolgskurve von jungen Unternehmen – und allmählich reifte bei ihm die Idee zu seiner eigenen Marke.
Der Betreuer seiner Masterarbeit arbeitete zu der Zeit – im Sommer 2015 – am Gründerzentrum der RWTH Aachen. Über ihn kam Aydin auch dorthin: »Die haben mir viel geholfen. Vor allem in den Grundlagen, in bürokratischen Fragen.« Sein Betreuer war gleichzeitig auch sein sogenannter Gründungscoach. Den bekommt man von Anfang an zur Seite gestellt. Mit der professionellen Hilfe, Aydins Erspartem und einem Darlehen war es im letzten November dann soweit. Das Start-Up Maurïno war gegründet.
Etablierungsprozess
Auch wenn Aydin nicht mehr Student der RWTH Aachen ist und sein Unternehmen inzwischen seinen Sitz in Heidelberg hat, kann er sich in dringenden Fragen weiterhin an das Gründungszentrum wenden.
Den Kontakt zu Aachen möchte der 26-Jährige sowieso nicht abbrechen. »In Aachen ist alles entstanden. Ich habe hier auch ein großes soziales Umfeld.« Aus diesem Grund möchte Aydin seinen nächsten beruflichen Schritt in Aachen wagen und an die Einzelhändler gehen. Noch ist Maurïno nur im Internet und auf den Social-Media-Kanälen (Facebook, Instagram und Pinterest) zu finden, doch in naher Zukunft sollen Aydins Uhren in den Schaufenstern kleiner Boutiquen ausliegen.
Ein straffer Geschäftsplan, gibt es doch den Onlinestore erst seit Juli diesen Jahres. »Der Launch erfolgte Schritt für Schritt, weil es noch Kleingkeiten zu verbessern gab.« Zur Seite stand ihm dabei sein Praktikant, ein Masterstudent an der RWTH Aachen. Zudem bekam Aydin Unterstützung von alten Schulfreunden, die etwa für ihn Produkt- und Modelfotos schossen oder ihm dabei halfen, einen Werbefilm zu drehen. Auch wenn Aydin täglich an der Internetpräsenz seines Unternehmens arbeitet, überraschte ihn der schnelle Erfolg seiner Marke: nach nur zwei Monaten konnte er im Schnitt jeden Tag eine Bestellung zur Post bringen.Seine größte Käuferschaft sind Frauen in den Zwanzigern.
Neben seinen Freunden und seiner Mutter, ist auch Aydin selbst einer seiner treusten Kunden. Wie schon zu Schulzeiten liebt es der 26-Jährige weiterhin, zu seinem Outfit die passende Uhr zu tragen. »Dementsprechend wechsel ich schon ab und an meine Uhren.« Perfekt geeignet sind für ihn also das auswechselbare Stoffarmband. Ganz schön besonders. \
Foto: Laura Knechtel
Transfer- und Gründerzentrum (TGZ) der RWTH Aachen
Wer kann sich melden?
Das Angebot des TGZ richtet sich an Studenten und Mitarbeiter der RWTH Aachen.
Was wird geboten?
Das TGZ stellt einen Mentor (Gründungscoach) zur Seite und hilft bei Fragen zur Geschäftsmodellentwicklung, zur Technologieentwicklung, zu Föderung, Finanzierung und ähnliches.
Gründertrainingswoche
Jährlich lädt das TGZ zu einer Gründertrainigswoche in Aachen ein mit Workshops, Diskussionsrunden, Networking und mehr. Die nächste Gründertrainigswoche findet vom 28. November bis zum 1. Dezember 2016 statt. Für Studenten kostet die Woche 50 Euro. Anmeldungen erfolgen online.