Beim Alleenfest im Frankenberger Viertel ist die kleine Ape – ein italienisches, dreirädriges Rollermobil – von myWürstchen genau so zu finden wie beim Abendmarkt am Alten Schlachthof. Würziger Grillgeruch liegt in der Luft, wenn Philipp Wolters seine frischen Metzgerwürstchen auf den heißen Rost legt: Frankenberger, Brander, Südviertel, Burtscheider und Merguez – allesamt handwerklich mit Zutaten aus der Region produziert.
VON BELINDA PETRI
So weit, so gut, aber was ist das Besondere an den myWürstchen? Das Start-Up verbindet die Tradition des Fleischerhandwerks mit innovativen Würstchenrezepten und modernen Vetriebswegen. Firmengründer Philipp Wolters promovierte an der RWTH Aachen im Bereich Technikkommunikation und Informatik, bevor er sich für die Gründung von myWürstchen entschied. Aus seiner Kindheit in Kanada kannte er Würstchen mit besonderem Geschmack, die er als Erwachsener in Deutschland, dem »Würstel-Land« schlechthin, vermisste.
Er experimentierte zunächst alleine und fand schliesslich mit der Familie Lennartz eine aufgeschlossene Metzgerfamilie, die – in dritter Generation fest im Frankenberger Viertel verwurzelt – jetzt wöchentlich die Würstchen für myWürstchen produziert, unter anderem mit Schweinefleisch aus den Ardennen. Der Kunde bekommt die von Meisterhand produzierten Würste direkt nach Hause geliefert oder an der Theke des Familienbetriebs ausgehändigt.
Die Südviertelwurst punktet mit Bärlauch und Senf, die Merguez mit 100 Prozent Rindfleisch und Chili, beim Brander trifft Schärfe auf Knoblauch, Kräuter und Rotwein, der Burtscheider Wurst verleiht Zitrone einen frischen Geschmack und beim Frankenberger kommt Honig von den Dächern direkt aus dem Viertel zum Einsatz, um den besonderen Geschmack zu erzeugen.
»Kreative Wurst« fasst Philipp Wolters sein Konzept schmunzelnd zusammen: Mit der Idee, ein Netzwerk für Würstchenliebhaber zu schaffen, ging der Jungunternehmer Anfang 2016 in den Gründerwettbewerb, wo es wertvolle Tipps und Kontakte für den weiteren Ausbau der Geschäftsidee gab. »Der Einzelhandel muss ja noch in die Digitalisierung hineinwachsen«, sagt Wolters, viele Metzgerbetriebe haben noch nicht einmal eine eigene Website.
Auch myWürstchen nimmt am digitalHUB Aachen teil, als Kommunikationswissenschaftler sieht sich Dr. Wolters als Vermittler zwischen Handwerk und IT-Branche. Einfach online vorbestellen und dann in den teilnehmenden Metzgereien die frisch produzierte Wurst für das Grillen am Wochenende abholen – der Ausbau des Netzwerks ist ebenso in Arbeit wie die Wurstproduktion selbst. Je mehr Metzger mitmachen, desto größer das Netzwerk.
Zum Bekanntwerden ist der »Streetfood-Truck« von myWürstchen natürlich bestens geeignet: Philipp Wolters tourt mit dem mobilen Grill in der Ape durch die Region, man kann das schicke Gefährt auch für Feiern mieten.
Ein promovierter Naturwissenschaftler am Grill – ist das die typische Karriere? Philipp Wolters lacht, myWürstchen vereint das theoretische Wissen seines Fachs mit den praktischen Anforderungen des Marktes: »Der Entwicklungsprozess beim Gründen ist unglaublich spannend – und lecker dazu!« \