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Eupen Musik Marathon 2016: Moskow Diskow mit Art Crime

Von Dieter Comos

Der Moskauer DJ Art Crime ist dieses Jahr zweifellos der Künstler mit der weitesten Anreise. Disco Beats legt er nicht auf, eher emotionsreiche House-Kracher, die sowohl Rave Euphorie als auch introspektive Momente auszulösen vermögen. Er wird am Sonntag von 20:00-22:00 auf der Electro Stage auflegen. Wir haben ihn im virtuellen Raum zum Interview getroffen.

Du spielst nicht zum ersten Mal in der Region. Wie ist der Kontakt entstanden?

Deniz von Nep:tune Events hat mich letzen Sommer gebucht und nach Aachen geholt. Ich habe die Stadt sehr gemocht. Sie strahlte eine Ruhe aus, ganz anders als das hektische Moskau. Genau richtig für mich, da ich in dieser Zeit gedanklich ein wenig abschalten wollte. Eupen stelle ich mir ähnlich vor. Es ist auf jeden Fall immer eine Bereicherung neue Orte und Menschen kennenzulernen.

Du hast gerade eine neue EP veröffentlicht. Wie lange hast du daran gearbeitet und wie war der Schaffensprozess?

Die vier Tracks waren zusammen mit einer Reihe anderer Stücke eigentlich für ein Album gedacht, aber ich habe kein Label gefunden und habe sie deshalb als EP auf »Pinkman« raus gebracht. Ich bin letztes Jahr durch einige seltsame und intensive Zeiten gegangen, die nicht einfach für mich waren. In meinem Kopf ist das letzte Jahr in zwei geteilt. Die erste Hälfte war von einer selbstgewählten Isolation geprägt, da ich mich in der Gegenwart von Leuten unwohl fühlte und auch unter einer Depression litt. In der zweiten Jahreshälfte haben mich einige komplizierte Beziehungen und  stroboskopisch chaotische Ereignisse beschäftigt, an die intensive Emotionen geknüpft waren. Das war so der Prozess, den ich bei der Produktion der EP durchlaufen habe.

Wie ist die Moskauer Szene? Wo gehst du aus?

Meine Lieblingsfrage. Nein, nicht wirklich, aber ich verstehe, warum alle sie stellen. Freunde von mir haben vor anderthalb Jahren einen Laden aufgemacht.  Er heißt  „NII“ (Art&Science)  oder »Наука и искусство« auf Russisch. Ich verbringe meine Wochenenden meistens da. Es ist der einzige Ort in Moskau wo mir die Konzerte und die Musik zusagt. Florian Kupfer war z. B. schon fünf  Mal da. Es gibt auch das »Arma 17«, was man als russische Version des Berghains bezeichnen könnte. Die haben riesige Räume und Line-ups von bis zu 30 DJs. Alles in allem kann ich mit der Moskauer Szene nicht viel anfangen. Es gibt zwar viele Clubs und Parties, aber 90% des Angebots interessiert mich nicht.

Ausserhalb des klassischen Partykontexts, wo würdest du deine Musik noch gerne hören ?

Ich glaube ich würde meine Musik gerne bei Modenschauen hören. Das wäre  in meinen Augen der perfekte Kontext. Ich habe schon immer die weibliche Schönheit bewundert und habe mir früher auch Modenschauen angeschaut. Für mich haben sie Ähnlichkeiten mit dem Theater. Ja, eine Modenschau von Raf Simons oder Yohji Yamamoto mit Musik von mir, das wäre ein Traum.

Wirst du nach dem Eupen Musik Marathon noch weitere Gigs in Europa spielen?

Ich habe einen Auftritt in Bukarest zusammen mit DJ TLR und Romansoff eine Woche später. Ich würde natürlich gerne mehr spielen, aber es gibt leider noch sehr häufig Probleme bei der Verpflichtung von russischen Künstlern. Fünf interessierte Veranstalter haben mir  beispielsweise abgesagt, nachdem sie erfahren haben, dass ich in Moskau lebe. Vielleicht muss ich aber auch einfach nur bessere Platten rausbringen.

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