Ein Bier mit … »Sex on the Beats«
Seit fünf Jahren ist die Partyreihe »Sex on the Beats« im Musikbunker ein fester Bestandteil der Aachener Subkultur. Zwei der Initiatoren, Veranstalter und Resident-DJs, Chris Brid und Upper:Cut (Alex), im Gespräch über die Anfänge der Partyreihe, die Aachener Szene und überbewertete DJs.
Im Oktober habt Ihr mit »Sex on the Beats« Fünfjähriges gefeiert. Erzählt mal, wie hat sich die Partyreihe entwickelt?
Alex: Die Party ist erwachsener geworden, hat sich entwickelt. Mit uns und der Musik.
Chris: Die Leute vertrauen inzwischen darauf, dass wir mit den Bookings Neues liefern.
Alex: Anfangs war es schwierig, die Aachener an Eintrittspreise fern von Dumping-Preisen zu gewöhnen. zehn Euro Eintritt wird hier immer noch als viel gesehen.
Auf der anderen Seite wird das ganze DJ-Tum derzeit extrem gehypt und überbewertet.
Was genau wird überbewertet?
Alex: Das Handwerk an sich. 90 Minuten Tracks von anderen Leuten zu spielen, teils sogar ohne Vinyl, ist keine Hochleistung. Die Digitalisierung hat sowieso einiges verändert.
Chris: Mit Vinyl dauert es einfach, bis man sich einen gewissen Stock erarbeitet hat. Einen Plattenkauf überlegst du dir dreimal, einen Download nicht.
Alex: Aber wir nutzen teilweise natürlich auch digital. Das eröffnet andere Möglichkeiten, macht weniger Sorgen.
Chris: Und seine eigenen Sachen presst man ja nicht erst auf Vinyl.
Alex: Weil wir natürlich nicht immer alle Schallplatten mitnehmen, sind wir auf eine überschaubare Menge für einen Abend limitiert. Da muss man sich Gedanken machen, was man mitnimmt. Hat man ein Terrabyte mit 250.000 Tracks dabei, wird die Auswahl sehr, sehr beliebig.
Und bei Wünschen?
Alex: Durch die Limitierung hat man natürlich sowieso nicht alles da. Dann wird’s auch nicht gespielt. Der ursprüngliche DJ-Gedanke ist, den Leuten Tracks zu zeigen, die sie noch nicht kennen.
Chris: Früher hat man auf Platten und Ausrüstung gespart, heute ist das Ganze kein elitäres Ding mehr. Viel mehr Leute machen Musik und legen auf, was auf der einen Seite sehr schön ist, da viel mehr Leute die Möglichkeit haben, Musik zu machen.
Alex: Gleichzeitig entsteht dadurch aber auch viel Schmodder …
Wie waren Eure ersten Schritte in der Aachener Szene?
Chris: Am Anfang war es schwer, Anschluss zu bekommen. Die Szene war sehr verschlossen. Deshalb haben wir uns entschieden, einfach was Eigenes, Neues auf die Beine zu stellen.
Alex: Unsere ersten Partys waren im Malteserkeller. Auf zwei Hosenscheißer wie uns hat hier anfangs keiner gewartet. Inzwischen sind wir ein fester Bestandteil.
Wo seid Ihr überall aktiv?
Alex: Mit »Speck & Bohnen« im Musikbunker versuche ich genau da anzusetzen. Locals die Möglichkeit zu bieten, aufzulegen.
Chris: Außerdem noch »Salon de Luxxx« im Hotel Europa, »Funky Mary« im Apollo, »Lass ma tanzen« im Musikbunker. Vieles davon machen wir zusammen oder zumindest hängt der andere immer irgendwie mit drin. Außerdem stehen wir im Austausch mit DJs aus anderen Städten. So entstehen Kontakte und Freundschaften und man kommt auch viel rum in andere Städte und Clubs. Neulich zum Beispiel in den Baalsaal in Hamburg.
Also seid Ihr nicht nur »Auftragsvermittler«?
Chris: Wir sehen uns nicht nur als Veranstalter, sondern auch als DJ, Musiker und Produzent.
Alex: Dadurch können wir uns besser in den Künstler reindenken, machen das mit viel mehr Gefühl. Wir buchen Leute nur, die wir gut finden. Nicht nur die, die Leute ziehen.
»Wir freuen uns auf die nächsten fünf Jahre!«
Wie soll es mit »Sex on the Beats« weitergehen?
Chris: Die Party ist stetig gewachsen, hat sich perfekt weiterentwickelt. Auch die Visuals, alles entwickelt sich weiter.
Alex: So auch die Zusammenarbeit mit »Thickasabrick«, die mit ihren Aktionen die Partys untermalen. Das befruchtet sich alles gegenseitig. Wir freuen uns auf die nächsten fünf Jahre.
Und der Musikbunker ist der richtige Ort?
Chris: Teilweise wird es schon eng im Bunker, ansonsten passt er gut zum Konzept von »Sex on the Beats« – zwei Räume, zwei Musikstile.
Stichwort »Clubsterben«.
Alex: Die Sache ist sehr hochgekocht. Das Aoxo war absehbar, Jakobshof war auch klar. Die Stadt hat zu wenig Alternativen geboten.
Chris: Seitdem fehlt es an fußläufig erreichbaren Clubs; Locations außerhalb des Stadtkerns sind keine Alternative.
Alex: Was aber wirklich peinlich ist, ist der Umgang mit dem Malteserkeller.
Chris: Das war wirklich beschämend. Und jetzt beschweren sich die Frankenberger wegen des Lärms rund um den Musikbunker. Dabei machen die abendlichen Veranstaltungen einen großen Teil der Subkulturalität des Viertels aus.
Alex: Zum Glück haben wir mit dem Musikbunker und dem Hotel Europa zwei alternative Läden abseits des Mainstreams. Leider wird das von den Aachenern noch immer zu wenig geschätzt. In Berlin wäre sowas wie der Musikbunker immer bumsvoll, der ist einfach prädestiniert für elektronische Partys.
Was habt Ihr für ein Publikum?
Alex: Bei Partys im Musikbunker hat man ein zielgerichtetes Publikum. Wir bieten Nischen-Musik, keine Charts. Auf der Pontstraße hat man eher Laufkundschaft. Es ist gut, dass es Läden wie das Café Madrid, Freiraum und Nox gibt. So wird das Publikum auf natürliche Weise sortiert. Helene Fischer können und wollen wir nicht spielen. Wenn es einem bei uns nicht gefällt, gebe ich auch das Geld zurück. Neulich waren zwei Mädchen da, die aussahen, als passten sie nicht richtig in den Bunker. Denen habe ich angeboten, sich erstmal umzuschauen. Nach 20 Minuten waren sie wieder oben.
Chris: Ansonsten kennt man sein Publikum, wir haben immer einen festen Stamm von 150 bis 200 Leuten. Die Leute kennen ihre Partys.
Wollt Ihr keinen eigenen Laden aufmachen?
Chris: Darüber nachgedacht haben wir schon.
Alex: Man sagt sich, dass man das besser machen würde. Aber das ist gar nicht immer so einfach.
Chris: Außerdem sind keine Locations in Sicht, gäbe es die Wahnsinns-Location sähe das vielleicht anders aus …
Alex: Aber wozu? Wir legen jedes Wochenende auf, unter der Woche gehen wir unseren Berufen nach. Wir investieren die Zeit besser in eigene Musik, darin sehen wir eher das nächste Projekt für uns. Außerdem bin ich Grieche, das wäre steuerlich zu riskant.
Wie lässt sich das Auflegen mit dem Alltag kombinieren?
Chris: Das ist alles Routine, man funktioniert. Und ist belastbarer als man denkt.
Alex: Das ist ja ein selbstgewähltes Leid. Wir haben das Glück, normal zu arbeiten und nicht drauf angewiesen zu sein, als DJs alle Angebote anzunehmen.
Chris: So machen wir ausgewählte Bookings in anderen Städten, alle zwei Tage unterwegs ließe sich auch nicht mit dem Privatleben vereinbaren.
Seid Ihr auch privat lieber in Clubs unterwegs?
Chris: Ich bin schon immer Club-affin gewesen, bereits mit 15 war ich in der Musikszene aktiv. Und heute habe ich mir meinen Lebenstraum erfüllt.
Alex: Ich mag die Nacht halt echt gerne. Kneipen gehören auch dazu, aber irgendwann bekommt man Hummeln im Arsch. Ich finde es leidig, dass es inzwischen erst um zwei Uhr in den Clubs losgeht. Eine schreckliche Entwicklung. Wenn man früher kommt, gibt es eine ganz andere Stimmung. Besser früh kommen, lange bleiben und das ganze Ding mitnehmen. Hat ja was, um acht Uhr aus dem Club zu kommen. Muss aber nicht jedes Wochenende sein. \
22.1.
»Sex on the Beats« – Jahresanfangsparty
11.3.
»Sex on the Beats« –
mit Kevin Over (Get Physical, Noir & Nolan, OFF, Gruuv, London)