Das »Lothringair« lockt! Mit der bereits dritten Auflage des Kiezfestivals lädt ein echtes Erfolgsmodell in die Lothringer Straße. Mittlerweile platzt das eintägige Programm aus allen Nähten – nicht zuletzt dank der engagierten Arbeit der Initiatoren. VON ROBERT TARGAN
Andrea Nickisch und Benedict Offermanns geben es beinahe unisono zu Protokoll: »Wir waren ziemlich überrumpelt vom großen Erfolg des Festivals.« Denn – so schiebt Nickisch zur Erklärung hinterher – sei das ganze doch einst eine klassische Schnapsidee gewesen. Aus dieser entwickelte sich allerdings schnell die Vision, auf engem Raum Großes zu schaffen. Denn an Kreativität und Innovation mangelt es den »Lothringern« nun wirklich nicht.
Bunte Gemeinschaft
Gemeint sind damit die vielen engagierten Menschen, die im Viertel für ordentlich Leben sorgen: Ob nun Modedesign, Schmuckkünstler oder fairer Tourismus – in der Lothringerstraße wachsen und gedeihen die Ideen. Im Zentrum steht dabei zudem natürlich der Kulturspot Raststätte, der seit Jahren seine Anhängerschaft mit Songwritern, Ausstellungen und Literatur versorgt. »Lothringair« weitet diese bunte Vielfalt also auf die komplette Straßenlänge aus und reicht dabei noch in den ein oder anderen anliegenden Winkel hinein.
Entstehung
So ist es eben auch das nachbarschaftliche Engagement, auf das die beiden Festival-Gründer von Beginn an setzten: »Wie kann man die Leute, die hier tagtäglich arbeiten, zusammenbringen und mit der freien Künstlerszene kombinieren?«, fragte man sich daher vor über zwei Jahren. »Das war ein ganz spannender Prozess«, erinnert sich Benedict Offermanns zurück, »wir haben bereits bestehende Connections genutzt und sind ganz realistisch an die Sache herangegangen.« Soll sagen: Einfach die Straße absperren und loslegen war nicht drin. Vielmehr war Überzeugungsarbeit angesagt – in der Straße, bei Bands und Ausstellern und letztlich natürlich auch bei der Stadt. Da stieß man hier und dort schon mal auf Zurückhaltung, galt es doch, ein komplett neues Festival ins Rollen zu bringen. Wo viele Interessen aufeinandertreffen, muss ein Konsens her: Der »Lothringair« e.V. wurde ins Leben gerufen und bereits die Premiere im Jahr 2013 avancierte zum absoluten Publikumsmagneten.
Töne, Theater, Tanz und mehr
Leidenschaft für Kultur sorgte also für den damaligen Startschuss – heute verwandelt sich die Lothringer Straße tatsächlich für einen Tag in einen Freiraum für unbeschwerten Kulturgenuss. »Als wäre man plötzlich in einer anderen Welt«, bringt es Andrea Nickisch treffend auf den Punkt. Und eben diese andere Welt ist so schnell gewachsen, dass die 2015er-Ausgabe auch locker für einen zweiten Tag reichen würde! Hello Piedpiper, Lala Foufou und Rats and Children sind nur drei von über 20 Acts, die am 13. Juni für Livemusik sorgen. Lesungen von u. a. Christoph Wenzel oder Robert Sukrow bitten in die Ladenlokale und der Fliegende Wechsel hievt sein Impro-Theater ebenfalls auf die Straße. Teils weit angereiste Tanz- und Performancegroups erweitern zudem das Line-Up und den ganzen Tag über sind Ausstellungen und Installationen feste Konstante im Programm.
Kohle für Kultur
Die Frage sei daher erlaubt: Ist dieser entspannte Mittelweg aus Gratis-Festival und Power-Programm auch in Zukunft möglich? – man denke an das schnelle Festival-Wachstum in der Südstraße. »Natürlich sind wir auf städtische Förderung und Werbemaßnahmen angewiesen«, stellt Benedict Offermanns klar, »das ist eine große Unterstützung. Die diesjährige Kooperation mit der StädteRegion Aachen ist eine ebensolche Bereicherung. Hinzu kommt das Crowd-Funding, das uns seit letztem Jahr enorm weitergeholfen hat.« Aber – und dies passt einfach in das liebenswürdige »Lothringair«-Konzept – auch dieses Jahr grasen die Vereinsmitglieder samt Spendenbox die Straße ab. Ganz klar: Jeder noch so kleine Beitrag sorgt für eine großartige Festival-Zukunft.
WANN
Das geballte Rahmenprogramm steigt von
14 bis 22 Uhr – ab 23 Uhr geht’s zur Aftershow in den Musikbunker.
WO
Neben der -namensgebenden Meile gibt’s auch in der Richard-, Herzog- und Friedrichstraße ordentlich was zu entdecken.
WIR
TEXTEN, TIPPEN, TRINKEN
Die Klenkes-Redaktion bittet am eigenen Stand um 80 Wörter an Aachen – jede Texteinreichung wird mit kühlem Klenkes-Bier belohnt. Mehr Infos hier.