Laufbahn

»LEGO-Technik auf ganz hohem Niveau«

Das junge Aachener Unternehmen Fionec ist ein Technik-Startup – zwar ohne die Berliner Szene-Coolness, dafür mit rosigen Perspektiven. 

VON MARCUS ERBERICH

Wenn im Mercedes-Benz Werk Kassel Achskörper und Achsstummel für LKW aneinander gepresst werden, dann darf – im wahrsten Sinne des Wortes – nichts schief gehen: Es geht um Bruchteile von Millimetern. Um während dieses Verfahrens einen reibungslosen Ablauf zu sichern, setzt das Werk auf Technik aus Aachen, genauer: von Fionec.

Die Fionec GmbH wurde 2007 von Frank Depiereux gegründet – zuerst als Ein-Mann-Unternehmen, heute beschäftigt Depiereux sieben Mitarbeiter. Die Nische, in der er sich mit seinem Unternehmen eingerichtet hat, nennt sich »faseroptische Messtechnik«. Was Fionec konkret anbietet, sind Sonden von der Größe einer Haarspitze, die bei der berührungslosen, schnellen und hochgenauen Messung von Bauteilen angewendet werden.

»Überall da, wo man mit normalen Sonden nicht oder nur schwer hin kommt, können wir rein«, sagt Depiereux. Der heute 40-Jährige studierte Maschinenbau an der RWTH Aachen und promovierte 2007 am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie. Seine Sonden dienen zwar nicht der direkten Wertschöpfung, sind in der Qualitätssicherung aber von hohem Nutzen. Depiereux: »Um diese Art der Messtechnik wird man auf lange Sicht nicht herum kommen. In der Medizintechnik in den USA ist das schon jetzt ein Riesenthema.« Aktuell findet Fionec vor allem in der Automobilindustrie und bei Automobilzulieferern Abnehmer.

Auf dem Weg von der Gründung des Unternehmens bis heute hat Depiereux eine Strategie der kleinen Schritte verfolgt: »Ich habe immer nur dann Personal eingestellt, wenn es finanzierbar war – durch große Projekte oder Förderung. Nie auf gut Glück.« Welchen Tipp würde er jemandem geben, der sich mit einer technischen Idee selbstständig machen will? »Dass man einen langen Atem braucht. Auch, wenn man sich sicher ist, dass man mit dem Produkt in einer guten Nische ist.«

Damit spricht Depiereux eine der zahlreichen Hürden an, die er mit seiner Firma nehmen musste: von potentiellen Kunden wahrgenommen zu werden. »Der Maschinenbauer-Markt ist eher konservativ«, schätzt er: »Man konkurriert da mit etablierten Produkten. Und Kunden fragen sich immer: Wieso sollte ich das Risiko eingehen, neue Technik zu benutzen?« Zumal die Fionec-Sensoren, verglichen mit den herkömmlichen, taktilen Sensoren, oft teurer sind.

Den Preis rechtfertigt, neben den hohen Kosten für optische Zukaufteile, der hohe Aufwand während der Herstellung: »Jede Sonde besteht aus zig einzelnen Arbeitsschritten. Da steckt richtig viel Know-how und Arbeit drin«, sagt Depiereux. Know-how, das vor allem am Wissenschaftsstandort Aachen kultiviert wird, speziell der Austausch mit dem Fraunhofer-Institut sei für Depiereux und seine Mitarbeiter immer sehr fruchtbar.

Dass sein Technik-Startup in der öffentlichen Wahrnehmung nicht über die Coolness eines hippen Berliner Szene-Startups verfügt, ärgert Depiereux derweil nicht: »Das ist doch eine komplett andere Welt. Und Coolness bedient man als Maschinenbauer ja eh nicht wirklich. Aber es ist schon was Besonderes, was wir bisher geschafft haben. Und das macht mich auch ein bisschen stolz!«

TIPP: Fionec bietet immer wieder fachübergreifende Möglichkeiten für interessierte Studenten und Studentinnen, zum Beispiel in Form von Bachelor- und Masterarbeiten oder Hiwi-Jobs.

LINK: fionec.de