Laufbahn

Sustainable Social Sport Supply

Backwood

Martin baut Surf- und Longboards. Foto: Max Keller

Martin Weiss baut Surfbretter und Longboards aus Holz. In Handarbeit, hier in Aachen. Mit seinem Partner gibt er zudem Workshops im sozialen Bereich. Das Ganze nennt sich »Backwood«.

VON MAX KELLER

Martin sieht aus, wie man sich einen typischen Surfer vorstellt: Abenteuerlustig, locker und sympathisch. Er ist jetzt 35 Jahre alt, sein Bart steht ihm gut und er folgt seinen Idealen.

Als Neuling auf dem Gebiet des Surfens wollte Martin, damals – im Jahr 2000 – noch Architekturstudent, gern ein Brett sein Eigen nennen. Aber es gab da ein Problem: »Die Kohle hatte ich halt einfach nicht.« Der Ausweg: Marke Eigenbau.

»Es hatte mich gepackt«
Martin informierte sich im Internet und las Bücher, nutzte Materialien, mit denen er an der Uni gearbeitet hatte und baute sein erstes Kunststoff-Surfbrett mit Styropor-Kern.

Unzählige Bretter stellte er in der Garage seiner Mutter so her – natürlich in steigender Qualität. Er verschenkte Boards, um Platz für neue zu schaffen.

Während eines Frankreichurlaubs im Jahr 2007 gab es dann einen neuen Denkanstoß für den mittlerweile selbstständigen Architekten: Eine Bekanntschaft aus Wales schlug Holz als Werkstoff vor. »Es ist doch schade, wenn du bei einem Natursport ein Stück Plastikmüll unterm Fuß hast«, sagte der Waliser Hüne.

Der Gedanke ließ Martin nicht mehr los. Nach einiger Recherche entschied er sich für Zedernholz und konnte in der Holzwerkstatt eines Freundes an seinem Brett arbeiten – die schlechte Auftragslage im Architekturbüro ließ ihm dazu viel Zeit. Das sprach sich rum: Immer mehr Freunde und Bekannte zeigten Interesse.

Die Arbeit machte Martin sogar so viel Spaß, dass er Bekannten Bretter für den Einkaufspreis baute. So konnte er sich weiter verbessern. Anders als in der Architektur, konnte er selbst planen und das Projekt selbst fertigstellen. Fünf bis sechs Surfbretter schafft er auf diese Weise pro Monat.

»Du baust doch Surfbretter, da kannst du doch auch Longboards machen«, lautete die Meinung eines Freundes. Also kreierte Martin zunächst eine Rippenpresse. Eingeweiht wurde das Gerät auf einem Vater-Kind-Urlaub in Karlsruhe 2011. Reststücke der Surfbretter eignen sich optimal, um Longboards zu bauen. Die Weiterverwertung und Vermeidung von Verschwendung gehört zur Firmenphilosophie: »Wir haben sogar schon Holzringe gefertigt«, sagt Martin. Vakuum-Pressen von einem Freund ermöglichen sogar noch höheren Pressdruck. Bei reiner Longboard-Produktion könnte Martin bis zu 50 Bretter pro Monat herstellen.

Drei Standbeine
Backwood funktioniert mit drei Standbeinen. Die Serienprodukte werden in Läden und Webshops verkauft. Backwood Custom basiert auf direkten Anfragen auf der Website. Hier können Details besprochen und Designwünsche eingereicht werden. Aufgrund von Martins Erfahrung im sozialen Bereich und weil sein Partner Ergotherapeut ist, richtet Backwood zudem Workshops aus. In stark verkürzter Form können Teilnehmer innerhalb von zwei bis drei Tagen ihr Surfbrett selber bauen und mit nach Hause nehmen. »Wir bereiten schon sehr viel vor, aber niemand kann sich mal eben zwei Wochen Zeit für einen Workshop nehmen«, sagt Martin. Laminieren und finishen müssen die Teilnehmer die Bretter allerdings zuhause.

Martin trinkt seinen Kaffee aus und grinst. Diese innere Ruhe ist beneidenswert. Surfer müsste man sein.

LINK: back-wood.de