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»Ein Drittel unserer Leser sind Ultras«

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Transparent-Magazin #4. Foto: p’n’p

Seit 2012 macht das Fußballkultur-Magazin »Transparent« dem Platzhirsch »11Freunde« Konkurrenz. Ein Gespräch mit Chefredakteur und Mitbegründer Pavel Brunßen.

INTERVIEW: MARCUS ERBERICH

Pavel, hast du eigentlich ein »11Freunde«-Abo?
Ich habe die »11Freunde« zwar nicht abonniert, lese sie aber recht regelmässig.

Waren dir die »11Freunde« irgendwann zu kommerziell oder unkritisch? Immerhin schreibt sich »Transparent« auf die Fahne, »Football, Culture & Politics« zu bedienen.
Mit dem Slogan »Football, Culture & Politics« geben wir eine eigene Richtung vor, die uns zugleich einen inhaltlichen Leitfaden bietet und sich in den Themen unseres Magazins wiederspiegelt. Die »11 Freunde« betonen im Schwerpunkt eher die Fußballkultur denke ich; damit haben die Kolleginnen und Kollegen auch eine Reihe Themen in ihrem Magazin, die bei uns nicht passen würden. Als zu kommerziell oder unkritisch würde ich die »11Freunde« aber nicht beschreiben. Ich denke eher, dass die Schwerpuntkte andere sind.

Auf eurer Internet-Seite schreibt ihr, ihr wollt »den Protagonisten der Fan­kurve sehr nahe sein, den Fans und Ultras.« Seid ihr vor allem ein Ultra-Magazin?
Wir sind ein Magazin, das sich vor allem für Fans, Ultras und ihre Themen interessiert. Der Schwer­punkt liegt auf Fankultur und allem, was damit zusammen hängt. In den letzten Jahren haben die aktiven Fans vielerorts eine beeindruckende Fankultur geschaffen, auf die sich ein genauerer Blick lohnt. Diesen Blick wollen wir anbieten und unseren Leserinnen und Lesern somit die vielen spannenden und unterschiedlichen Facetten von Fankultur näher bringen – die positiven wie die negativen. Einige der Protagonisten von Transparent kommen selber aus verschiedenen Fanszenen, so dass wir die Themen kennen und genau wissen, über was wir eigentlich berichten. Ein Ultra-Magazin sind wir aber nicht, obwohl die Ultras mit etwa einem Drittel einen hohen Anteil unserer Leserschaft ausmachen.

Zu Anfang habt ihr euer Magazin nur per Post vertrieben, heute steht ihr in einigen Kiosken und findet regen Absatz. Wohin wollt ihr mit »Transparent« noch?
Wir steigern uns Stück für Stück bzw. von Ausgabe zu Ausgabe. Derzeit gibt es unser Magazin an  vielen Stadien bei den örtlichen Fan-Projekten, Fangruppen oder auch Fanshops. Zudem stehen wir in Buchläden und Bahnhofs­buchhandlungen in ganz Deutsch­land im Regal.  Außer­dem haben wir seit der dritten Ausgabe auch Abos im Angebot und die Magazine können auf unserer Internetseite bestellt werden. Natürlich wollen wir das Angebot noch weiter ausbauen und arbeiten Ausgabe für Ausgabe daran.

Wie hoch war die Auflage eurer letzten Ausgabe (#4) und wie hoch die der ersten?
Wir haben zur vierten Ausgabe erstmals unsere Auflage geringfügig steigern können – von 3.000 auf 3.500 Exemplare.

Für eure Rubrik »Was macht eigentlich …« habt ihr in der letzten Ausgabe ein ehrliches Interview mit Uli Borowka geführt, einer deutschen Fußball-Legen­de. Wie hat er auf eure Anfrage reagiert?
Er hat sich gefreut und die Zusammenarbeit war insgesamt äußerst angenehm. Dement­sprechend offen und ehrlich waren dann auch seine Antworten.

Der Verlag der »Transpa­rent« ist zwar in Münster, aber die Redaktion ist verteilt über ganz Deutsch­land. Wie viele Autoren seid ihr und wo laufen die Fäden zusammen?
An der letzten Ausgabe haben etwa 30 Leute mitgearbeitet. Der Kreis an Leuten, bei denen die Fäden zusammen laufen, ist natürlich etwas kleiner und beträgt zwischen fünf und sieben Personen. Da wir alle aus unterschiedlichen Städten kommen, kommunizieren wir in erster Linie über Telefonkonferenzen oder dezentrale Treffen.

Das Internet-Blog »Wir-sind-die-Liga« bescheinigt »Transparent«, frischen Wind in die Szene zu bringen. Wur­det ihr für eure Arbeit auch schon kritisiert oder sogar angefeindet?
Die Rückmeldungen auf unserer Magazin sind zumeist positiv, bestärken uns in unserer Arbeit und geben uns Anregungen und Impulse für neue Themen. Kritisiert wird auch schon mal, in der Regel jedoch konstruktiv. Und darüber freuen wir uns, denn die Kritik können wir dann annehmen, besprechen und gegebenenfalls in »Transparent« einfließen lassen. Angefeindet wurden wir bis jetzt noch nicht.

Du bist noch sehr jung und schon Chefredakteur eines deutschlandweit vertriebenen Magazins. Hast du vorher bei anderen Blättern Erfahrung gesammelt?
Ich schreibe seit etwa zehn Jahren für verschiedene Fanzines und hatte zwischenzeitlich auch mal einen eigenen Blog, so dass ich viele Erfahrungen im Schreiben von Texten sammeln konnte. In der Redaktion sind auch einige Leute dabei, die Erfahrungen in anderen Bereichen haben – auf diese Weise profitieren und lernen wir alle voneinandern und entwicklen uns ständig weiter.

Was machst du, wenn du nicht gerade für »Transpa­rent« arbeitest? Und bleibt noch Zeit, um hin und wieder selber ins Stadion zu gehen?
Ich studiere nebenbei noch Soziale Arbeit und ins Stadion schaffe ich es glücklicherweise nach wie vor recht regelmässig. \

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