Das Labor für Einfall statt Abfall hat über mehrere Monate hinweg kreative Impulse für ein sauberes Aachen entwickelt. Zusammen gefunden haben die sieben Mitglieder über »Creative Drive«. Ein Projekt des GründerZentrums Kulturwirtschaft Aachen.
VON MARCUS ERBERICH
Das Problem: Abfall auf Aachens Straßen. Die Lösung: ein orangefarbener Mülleimer mit einem Rüssel, genannt ILMSTAR-Box (Ich Liebe Meinen STAdtReiniger). In diesen zum Briefkasten umfunktionierten Abfall-Eimer, der am 28. Februar 2013 am Elisenbrunnen montiert wurde, können Bürgerinnen und Bürger persönliche Grüße an Aachens Straßenarbeiter einwerfen – vorzugsweise Lob. Der Eimer mit dem Rüssel soll das Problem der achtlosen Müllentsorgung in der Öffentlichkeit sichtbar machen, soll den Kehrmännchen eine Identität geben – langfristig soll er so zu mehr Sauberkeit auf Aachens Straßen beitragen.
Entwickelt wurde die ILMSTAR-Box vom »Labor für Einfall statt Abfall« (LAB EA), bestehend aus sieben Kreativ-Köpfen unterschiedlicher Ausprägungen: Designer, Musiker, Architekten, Künstler. Seit September 2012 haben sie zusammen an kreativen Lösungen für das »Littering«-Problem geforscht. Dabei ist der Eimer »nur« ein Testballon, der losgelassen wurde, um aus den Rückläufen der Bürger weitere Impulse zu ziehen. Dahinter steht ein umfassender Schatz an Entwürfen. Ende März wird die Gruppe ihre Ideen bei der Stadt Aachen vorstellen, das weitere Vorgehen entscheidet sich dann. David Grasekamp, Designer und Gruppenmitglied: »Wir haben noch jede Menge Ideen in petto.« Welche das sind, will das Kreativ-Team noch nicht verraten, »aber wir werden auf jeden Fall überraschen!«. Die Gruppe dokumentiert die Entwicklungen im Netz und freut sich über Kommentare und Anregungen auf der LAB EA-Website, via facebook oder twitter. Wenn es gut läuft, soll am Ende nicht nur die Stadt Aachen von der Design-Arbeit des Labors profitieren, auch andere Städte und Unternehmen sollen damit angesprochen werden.
Die sieben Team-Mitglieder haben über »Creative Drive« zusammen gefunden, ein Projekt des GründerZentrums Kulturwirtschaft Aachen in Kooperation mit der Stadt Aachen und Partnern aus der Euregio Maas-Rhein. Innerhalb dieses Projektes haben die Teilnehmer die Möglichkeit, an Workshops und Einzelcoachings teilzunehmen. Deren Inhalte ergeben sich aus dem laufenden Arbeitsprozess und im Idealfall lässt sich das Gelernte gleich im Projekt umsetzen. Insofern handelt es sich um ein »Coaching On The Job«. Darüber hinaus haben sie die Chance, sich mit anderen Kreativen zu vernetzen, über den Tellerrand der eigenen Branche zu blicken, neue Geschäftsfelder und Märkte kennen zu lernen. Christof Schreckenberg, Geschäftsführer und Projektleiter bei Creative Drive, spricht von einem »mehrfachen Nutzen«, den jeder Teilnehmer aus dem Projekt ziehen kann. Dazu gehört auch, dass die Arbeit nach Ende der Projektlaufzeit nicht automatisch zu Ende sein muss, wenn sich das Team neu organisiert und eigenständig weiter zusammen arbeitet.
Während der Projektlaufzeit erhalten die Team-Mitglieder einen Zuschuss zum Lebensunterhalt in Form eines Stipendiums. Für die wöchentlichen Treffen – sechs bis zehn Stunden sollen pro Woche mindestens eingeplant werden – kann die Gruppe Räume im Werk52 nutzen, auch nach Ende der Projektlaufzeit. Dort finden Kreative – Designer, Künstler, Werber, Musiker, Filmer, Autoren – zudem eine »kostengünstige Alternative zur Heimarbeit«, wie es auf der Homepage »www.kulturunternehmen.info« heißt, indem sie einen Schreibtisch anmieten können. So werden Kreativität und Fähigkeiten völlig unterschiedlicher Menschen in einem Projekt gebündelt. \