Felix und Malte, Kommunikationsdesign-Studenten an der FH Aachen, haben sich auf das produzieren von Musikvideos spezialisiert. Als »Monkeyphant Films« arbeiten sie zum Beispiel für MoTrip und Sido. Im Interview erzählen sie von Youtube-Klicks und Schrottkarren für 300 Euro.
INTERVIEW: DAVID HEYER
Felix und Malte, seid ihr als Kinder eigentlich immer mit der Kamera im Anschlag durch die Gegend gelaufen?
Malte: Mein Onkel hatte eine Kamera. Anfangs wusste ich nichts damit anzufangen, aber später hatte ich das Ding in der Hand und wusste, damit kann ich etwas filmen und mir das nachher angucken. Das war schon faszinierend.
Felix: Bei mir kam’s relativ spät. Erst mit dem Studium kam ich zur Fotografie und wusste, das ist mein Schwerpunkt, da mein Vater auch Fotos gemacht hat. Irgendwann hab’ ich mich dann ein bisschen mehr mit dem Herren hier auseinandergesetzt (zeigt auf Malte) und gemerkt, dass bewegte Bilder noch interessanter sind als Fotos.
Ihr arbeitet mit bekannten Künstlern wie MoTrip und Sido zusammen. Laufen diese Projekte privat oder über die Uni? Und wie kommt ihr an eure Aufträge?
Malte: Eher privat. Wir versuchen aber, die Projekte in der Uni unterzubringen, sodass wir nicht doppelt arbeiten müssen. Wenn wir ein Video machen, nimmt das viel Zeit in Anspruch. Bei Abgaben versuchen wir mit den Profs zu klären, ob wir das Video irgendwie verwenden können. Felix ist schon lange mit Mo befreundet und irgendwann hat er ihn gefragt, ob wir ein Video für ihn machen sollen. Die Zusammenarbeit ist durch die Freundschaft lässig. Felix macht manchmal Ansagen, wenn es nicht läuft, aber sauer ist dann niemand.
Felix: Wir haben uns da total reingesteigert, haben »Albtraum« für ihn gemacht, was durch die Decke ging. Überall wurde es gepostet und geteilt. So fing das an. Klar bekommt man auch Geld, wenn man so was macht, aber vor allem bei den MoTrip-Videos ist das eher ein recht persönliches Ding. Man kann sich gut absprechen, wenn man weiß, was man vorhat und man vertraut sich einfach. Bei der Sido-Sache hatten wir einfach Glück. Er ist zufällig auf demselben Plattenlabel wie Mo, es kam eine Anfrage, ob wir nicht Lust hätten etwas zu schneiden. Zur Singleauskopplung haben wir aus dem Film-Material von »Blutzbrüdaz« ein Musikvideo geschnitten. Sido haben wir aber nie persönlich getroffen.
In vielen Hip Hop Videos gibt es hauptsächlich halbnackte Mädels zu sehen. Bei euch nicht. Warum?
Malte: Das ist halt dieses billige Klischee. MoTrip und wir haben nie darauf bestanden, so etwas in die Videos einzubauen. Wir wollen einfach gucken, das Ganze etwas künstlerischer zu gestalten.
Felix: Videos mit dicken Autos, schönen Frauen und Bling-Bling gab es in der Vergangenheit schon zu genüge – da müssen wir jetzt nicht mit weitermachen.
Malte: Deswegen haben wir auch das coolste Auto für »Was mein Auto angeht« besorgt.
Felix: Eine 300-Euro-Schrottkarre (lacht). Die beim Dreh dann auch noch fast auseinander gefallen wäre, aber wir wollten halt weg von den Klischees, vor allem bei den Autos.
Bleibt ihr bei Musikvideos oder wollt ihr mal eine andere Richtung einschlagen?
Felix: Wir sind eigentlich für alles offen. Als wir mit den Videos anfingen, wurde MoTrip relativ erfolgreich, er bekam seinen Plattendeal und es lief von allein. Wir haben uns zu dem Zeitpunkt keine Gedanken gemacht, was es sonst noch gibt.
Malte: Für meinen Bachelor würde ich zum Beispiel gerne in Richtung Dokumentarfilm gehen. Ich habe auf jeden Fall Bock, mal was anderes als Musikvideos zu machen, um ein paar Erfahrungen mehr zu sammeln.
Eure Videos werden bei Youtube geklickt wie verrückt…
Malte: Supergeil, ohne Scheiß! Ich glaube, bei »Albtraum« war das echt krass. Unser erstes Video, das an die Öffentlichkeit gegangen ist. Wir haben jeden Tag verfolgt, wie sich die Klickzahlen entwickelt haben. Am ersten Tag 30.000 Klicks! Wir waren so aufgeregt. Es ging jeden Tag weiter. Irgendwann letztens habe ich noch mal reingeguckt und da waren wir glaub’ ich bei über einer Millionen Klicks, vielleicht fast schon zwei? Das ist ein krasses Gefühl.
Felix: Die Videos werden immer wieder angeklickt. Das bestätigt, dass man gute Arbeit geleistet hat. Mittlerweile guckt man die ersten zwei bis drei Tage noch rein, was die Kommentare sagen, wie die Klicks sich entwickeln und dann ist es auch abgehakt. Man ist dann froh, das Lied nicht mehr hören zu müssen. Man hört beim Dreh zigfach das Lied, man kennt es schon auswendig, bevor man anfängt zu drehen, weil man sich mit der Thematik auseinander setzt und dann fängst du an es zu schneiden und hörst es in Bruchteilen noch tausende Male.
Letzte Frage: Wen oder was filmt ihr in zehn Jahren?
Felix: Kann ich nicht sagen. Ich möchte weg vom Hip Hop. Ich hoffe, dass es weiterhin steil nach oben geht und irgendwann mal in den Staaten anzukommen, um dort Musikvideos mit sehr hohem Budget drehen zu können.
Malte: Ich auch nicht. Aber Videos für Jay-Z machen – das wäre natürlich der absolute Hammer! \
(Erstmals erschienen in Klenkes NEO8 »Extrem«)