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Musikproduzent Tony Mono (Foto: Pressefoto)

Musikproduzent Tony Mono (Foto: Pressefoto)

Seit Jahren lässt Tony Mono das Radiovolk hinter die Kulissen des Musikgeschäfts blicken und zeigt, wer in der Branche das Zepter in der Hand hat: er selbst! Für die Stars, die seine Dienste in Anspruch nehmen, hat er allenfalls ein höhnisches Goofy-Lachen übrig. Im Interview verrät er, wie er zur Musik gekommen ist, wie die Mechanismen der Musikbranche funktionieren und wer der geilste Typ der Welt ist.

INTERVIEW: SEBASTIAN DREHER

Tony, bei dir geben sich die Lichtgestalten des Musikbusiness die Klinke in die Hand. Wie bringst du Lana del Rey, Madonna oder David Guetta dazu, deine   Wettervorhersongs zu singen«?
Hä? Natürlich reißen sich alle Stars darum, mit mir zusammenarbeiten! Ich warte einfach, bis mein Telefon klingelt und der nächste Topact darum – sagen wir ruhig – bettelt, in mein Lineup aufgenommen zu werden. Und nur nebenbei: Die Klinken in meinem Tonstudio sind aus Gold. Wie die Platten, die statt Tapeten an meinen Wänden hängen.

Was muss man bei dem Umgang mit Weltstars beachten? Brauchen die Samthandschuhe oder eine harte Hand?
Wenn man einmal verstanden hat, wie Stars funktionieren, ist es sehr einfach. Im Grunde sind wir doch alle in diese Branche gegangen, um immer wieder das Gefühl zu bekommen, das Größte zu sein. Also mache ich meinen Gästen das schönste Kompliment auf Erden. Männern sage ich zum Beispiel: „Wow, das hätte selbst ich nur unwesentlich besser singen können!“. Ach so. Und Ladies bekommen ein noch tolleres Kompliment. Meine Telefonnummer.

Wie ist es mit Groupies? Rennen die dir die Bude ein? Und viel wichtiger: Fallen da auch mal welche für dich ab?
1. Geil. 2. Ja. 3. Für wen sonst?

Wie bist du zur Musik gekommen? Klassisch, mit Blockflötenunterricht und Kirchenchor, oder eher autodidaktisch im stinkigen Proberaum?
Mein Vater war amerikanischer G.I. Alles, was er aus Amerika mitgebracht hat, war ein Disney-Taschenbuch und eine alte Westerngitarre. Für Unterricht hatten wir kein Geld, aber ich habe als Kleinkind Tag und Nacht auf dieser Gitarre geübt. Als ich mit sechs Jahren das erste Konzert einer Rockband besucht habe, habe ich dann bemerkt, dass bei den anderen Leuten Saiten drauf sind. Das hat vieles erklärt! Als ich anfing, mein erstes eigenes Geld zu verdienen (ich war als Jugendlicher mit meinen Homies aus der Gangsta/Hip Hop-Szene in der Banküberfallbranche tätig, teilzeitmäßig auf 400 Millionen Euro-Basis), habe ich mir einen bescheidenen Drei-Meter-Flügel gekauft. Da waren dann sogar Saiten drin!

Und wie bist du dann Musikproduzent geworden?
Ich habe bald gemerkt, dass es zwei Positionen gibt in der Popwelt. Der Produzent teilt sein Talent mit den Musikern. Der Musiker teilt sein Geld mit dem Produzenten. Da fiel mir die Entscheidung nicht schwer.

Du bist selbst ein sehr guter Musiker und trittst auch live auf. Was macht mehr Spaß, auf der Bühne zu performen oder in Ruhe und Abgeschiedenheit zu produzieren?
Beides geil! Ich liebe es, mich im Studio einzuschließen und mich auf das Wesentliche an der Musik zu konzentrieren. Den Sound, die Beats. Die Cocktails. Und die Girls auf meinem Schoß. Andererseits geht nichts über die Energie einer Live-Show. Wenn einer meiner Stars mal nicht persönlich erscheinen kann – zum Beispiel wegen eines Adoptions- oder Scheidungstermins, so etwas kommt bei Madonna zehnmal im Jahr vor – also wenn einer der Stars nicht persönlich da sein sollte, gibt mir das die Gelegenheit zu zeigen, dass ich es selber ja eigentlich – nur unwesentlich – besser kann. Und nach der Show schließt sich dann der Kreis: Cocktails und Girls. Wie gesagt, beides geil!

Werden Musikproduzenten, die das Gesamtkunstwerk „Star“ erst möglich machen, in deinen Augen genügend geachtet?
Ich bekomme regelmäßig Anrufe vom Filialleiter meiner Bank: Herr Mono, kommen Sie dringend mal wieder vorbei, bringen Sie eine Schubkarre mit. Es passt nichts mehr auf ihr Konto. In solchen Momenten fühle ich mich durchaus geachtet. Außerdem treffe ich immer wieder Menschen, die mich für den geilsten Typ der Welt halten. Allein vor dem Spiegel schon mehrmals am Tag. \

(Erstmals erschienen in Klenkes NEO 7: »LUST«)