Ein Ausritt in die Welt der Aachener Lusthütten.
TEXT UND FOTOS: ECKHARD HECK
Hausnummer est Omen
Erste Station, Beate Uhse Shop, Adalbertstraße Nummer 69 (!). Angenehme Atmosphäre. Großes Sortiment. Pärchen beim Ladenbummel. Sie: »Schau mal, Schatz!« Er: »Schön«. Das Sortiment an »Liebeshilfen« und an »Wäsche« treibt heutzutage niemandem mehr die Schamesröte ins Gesicht. Artikel, die mit dem etwas traurigen Nimbus der Entkörperlichung behaftet sind, sind in der Minderzahl. Halbe Torsi und nurmehr rohrförmige (»removable Flesh Ass for good hygiene«) oder stempelartige Prothesen führen hier eine Randexistenz. Es dominieren stylische Geräte und Accessoires, die wie Luxusartikel gestaltet und verpackt sind. Sie haben Namen wie »Double Dolphin« und sind unbedingt nachttischtauglich (drauf, nicht drin!). Um seriös vergleichen zu können, notiere ich noch die Maße des größten, hier verfügbaren Dildos. »Super Duper Dong« misst 33 cm in der Länge und etwa sieben im Querschnitt.
Sexstern
Raus zum Orion an der Krefelderstraße. Das Angebot ist mit dem des Beate Uhse Shops vergleichbar. Die Damen, die hier bedienen, wirken bodenständig. Lage und Ambiente tragen für mein Gefühl dazu bei, dass hier andere Leute einkaufen, als bei Beate Uhse. Ich stelle mir die typische Klientel ländlicher Swinger-Clubs vor. Topseller sind auch hier Reizwäsche und Liebeshilfen. Gut gefallen hat mir der ordinäre Likör »Ficken«, den es auch in der 3-Liter Flasche gibt. Das »dickste Ding« ist der Dildo namens »Dick Rambone« mit 36,8 cm Länge und etwa 8 im Querschnitt. Orion legt die Latte hier also etwas höher.
Nah dran am Hansemann
Wieder runter zum Hansemannplatz, wo das älteste Sexkino Aachens, das »Smokey«, auch heute noch Filme zeigt (Bildschirm und Videoprojektion). Eigentlich war ich nur wegen des Shops gekommen. Doch dann konnte ich der Einladung, mir auch die anderen Facilitäten anzusehen, nicht widerstehen. Hinter einer Schwingtür beginnt die Sex-Front und da wird scharf und live geschossen. Newbies empfehle ich deshalb ein Orientierungsgespräch mit dem engagierten Personal über Regeln und Rituale, oder zumindest eine Schnupperrunde, bei der man möglicherweise neben der Fassung nur schlappe 6,50 Euro verliert. Im Shop gibt es DVDs und ein kleines, aber spezielles Angebot an Spielzeug. Ein Highlight: Alte Hardcore-Magazine aus aller Herren Länder. Das Smokey hat, was den Dildovergleich angeht, den Längsten. Das Modell Rascal misst geradezu monströse 71 cm.
Und nun zu etwas vollkommen Anderem
Das Ladenlokal der Videomat GmbH. gibt sich von außen unscheinbar. »Is’ Absicht«, sagt der Inhaber. Nächstes Jahr ist er 30 Jahre im Geschäft und hat die Konkurrenz kommen und gehen sehen. Sein Erfolgsrezept: Nicht um jeden Preis auffallen, sondern Kunden mit einem exquisites Angebot und guten Preisen überzeugen. Die Inneneinrichtung beamt mich zurück in die 1980er Jahre, was ebenfalls zum Konzept gehört. Hier gibt es übrigens nichts außer Filmen. Man kann sie entweder leihen oder kaufen. Immer im Repertoire ist der aktuelle Output verschiedener Label (auch im Abo zu haben). Dazu gibt es Klassiker aus den 1980er und 1990er Jahren am laufenden Meter. Videomat ist so etwas wie eine Porno-Oase in der Region. Empfehlung: Entweder selbst durch tiefste Tiefen und höchste Höhen kämpfen, oder sich vom Experten in die weite Welt internationaler Hardcore-Produktionen einführen lassen.
Bratfett in Dosen
Letzte Station: Euro-Video-Aachen – Gay & Sex Shop, am Steffensplatz. Ich bin inzwischen schon leicht oversext. Das DVD-Angebot richtet sich hauptsächlich an ein schwules Publikum und bedient ansonsten eher S/M und Bizarro-Genres statt der üblichen Hetero Sparten. Es gibt auch einen Saal mit Videovorführung und der Möglichkeit, sich »einzubringen«. Das kenne ich ja nun schon. Ich finde beim Stöbern im Shop Highlights wie das »Travel Trio Pump Set« und das Bratfett (All-Vegetable) in Dosen der Firma Crisco. »Müsstest du eigentlich kennen«, nimmt der Verkäufer fälschlicherweise an. »Benutzt man beim Fisting«. Nun ja, jetzt kenne ich auch das. Ich sags ja: Pornographie ist und bleibt das Gleitmittel des Lebens. \
(Erstmals erschienen in Klenkes NEO 7: »LUST«)