Körperkunst ist Trend, aber auch Kultur. Auch wenn er sich selbst nicht als kulturschaffende Person sieht, eröffnet Wahlaachener und Tätowierer Andreas Coenen ein Museum und eine Galerie in der Rochusstraße. Noch befindet sich hier eine Baustelle, doch man sieht schon: Die Räume sind lichtdurchflutet und bieten genügend Platz für unterschiedliche Veranstaltungsformate. Führungen, Workshops, Ausstellungseröffnungen … all das soll in Kürze hier stattfinden. Andreas Coenen ist für unterschiedliche Konzepte offen. „Nur Partys sollen hier nicht stattfinden. Allein schon wegen der Anwohner“, sagt Coenen.
Zur Person
Der aus Viersen stammende Andreas Coenen ließ sich mit 19 Jahren sein erstes Tattoo stechen. Eine Entscheidung, die sein restliches Leben prägte. „Ich wusste danach, dass ich Tätowierer werden wollte. Nicht nur weil ich schon immer gerne gezeichnet habe, sondern weil ich als ,früherer Punkrocker‘ die Subkultur der Tattooszene mochte.“ Coenen hat sich schon immer in Aachen sehr wohl gefühlt. Daher fiel ihm die Entscheidung nicht schwer, nach seiner Ausbildung als Tätowierer in Mönchengladbach nach Aachen zu ziehen. Dort gründete er seinen Tattooladen in der Sandkaulstraße 46 und bis heute ist The Sinner and the Saint eine der Top-Adressen für Tätowierungen in Aachen.
Was gibt‘s zu sehen?
„Ich bin ein richtiger Nerd“, behauptet Coenen von sich selbst. Das ist auch gut so. Schließlich ist es seiner nerdigen Sammelleidenschaft zu verdanken, dass sein Tattoomuseum und seine Galerie bald eröffnen. Schon immer wollte Coenen seinen Objekten aus der Tattooszene und aus 25 Jahren Sammelgeschichte einen Platz geben. „Ich finde es interssant, den Leuten auch mal die andere Seite des Tätowierens zu zeigen. Ich glaube, sobald die Menschen begreifen, dass es sich beim Tätowieren nicht nur um ‚Bildchen-auf-anderer-Leute-Haut-malen‘ dreht, sondern in einer Tradition steht, ist viel erreicht.“
Als er für seine neuen Projekte noch Räume suchte und direkt neben seinem Tattooladen fündig wurde, sagte er sich: „Jetzt machst du es einfach.“ Die Räume, die zuvor Übungsräume für Studierende der RWTH Aachen waren, und auch eine Zahnarztpraxis und Gerüchten zufolge den ersten Aldi in Aachen beherbergten, sind nun frei für Coenens rund 150 bis 200 Kunstwerke und Objekte der Tattooszene: Tätowiermaschinen, historische Tattoovorlagen ab den 1930er Jahren bis hin zu Visitenkarten können bald besichtigt werden.
Ehrfürchtig hält Coenen einen Tattoobogen aus den 30er Jahren in den Händen. „Dieser Bogen gehörte dem bekannten Tattoosammler und Autor Albert L. Morse.“, erklärt Coenen. „Früher kamen Kunden nicht in den Genuss, sich individuelle Tätowierungen auszusuchen. Damals gab’s einen oder mehrere Bögen, von denen man sich ein Motiv aussuchen konnte, und dann wurde das Motiv einem unter die Haut gestochen, zum Beispiel vom bekannten Tätowierer August Coleman. Er hat auch Motive von dieser Vorlage gestochen“, verkündet Coenen und deutet dabei aufs Objekt in seinen Händen. Wenn das nicht Geschichte ist! \ vb
18.4.
„Eröffnung des Tattoomuseums und Ausstellung von Anna Gala“
18 Uhr, Tattoomuseum und Galerie, Rochusstr. 49
WEITEREMPFEHLEN